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Gerd Bonk (* 26. August 1951 in Limbach, Landkreis Plauen, Sachsen; † 20. Oktober 2014 in Greiz) war ein deutscher Gewichtheber, der auf internationaler Ebene für die DDR startete. Er gehörte dem Sportclub SC Karl-Marx-Stadt an und zählte als 15-maliger Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in den 1970er Jahren zu den weltweit erfolgreichsten Protagonisten seiner Sportart. Zudem war der Sachse sowohl im Junioren- als auch im Seniorenbereich der erste DDR-Gewichtheber, der einen Weltrekord aufstellte.[1] Nach dem Ende seiner leistungssportlichen Laufbahn arbeitete Bonk zunächst in seinem erlernten Beruf als Kfz-Mechaniker und wurde 1989 Invalidenrentner. Er war eines der bekanntesten Opfer des Dopings im DDR-Leistungssport.[2]

Gerd Bonk

Nationalität:Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Verein:SC Karl-Marx-Stadt
Geburtsdatum:26. August 1951
Geburtsort:Limbach, DDR
Sterbedatum:20. Oktober 2014
Sterbeort:Greiz, Deutschland
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 0 × 1 × 1 ×
Weltmeisterschaften 2 × 5 × 6 ×

Werdegang


Gerd Bonk, 1979
Gerd Bonk, 1979

Der Vogtländer Bonk begann bei BSG Motor Nema Netzschkau als Leichtathlet und stellte 1967 im Kugelstoßen mit 17,82 m einen DDR-Jugendrekord auf. Neben dem Kugelstoßen betrieb er zum Aufbau der nötigen Kraft auch das Gewichtheben. Als er sich auch an Wettkämpfen im Gewichtheben beteiligte und die Erfolge hierin größer waren als im Kugelstoßen, entschied er sich 1969 ganz für das Gewichtheben, das er nunmehr beim SC Karl-Marx-Stadt betrieb. Sein Trainer war Klaus Kroll, ein früherer Spitzenheber der DDR. 1971 wurde er erstmals DDR-Meister im Superschwergewicht (seinerzeit über 110 kg Körpergewicht). Sein internationales Debüt im gleichen Jahr beim Baltic-Cup in Lübeck schlug jedoch fehl, da er drei Fehlversuche im Drücken hatte. Trotzdem gelang ihm in kürzester Zeit der Sprung in die absolute Weltspitze.

Mit seiner Bronzemedaille von den Olympischen Spielen von München im Jahre 1972 bescherte Bonk dem DDR-Gewichtheben die zweite olympische Medaille der Geschichte, nachdem sein Klubkamerad Stefan Grützner zwei Tage zuvor ebenfalls Bronze errungen hatte.[3] 1975 stellte Bonk in seiner Spezialdisziplin, dem Stoßen, als erster DDR-Gewichtheber einen Weltrekord auf. 1976 markierte er im Stoßen einen weiteren Weltrekord. Im gleichen Jahr gewann er in Montreal bei seiner zweiten Olympia-Teilnahme die Silbermedaille. Für diesen Erfolg wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.[4]

Im Jahre 1980 wurde bei Bonk eine schwere Diabetes-Erkrankung festgestellt. Trotzdem wurde er für die anstehenden Olympischen Spiele in Moskau nominiert, nachdem er weiterhin auf hohem Niveau gehoben und zudem bei den Europameisterschaften die Bronzemedaille gewonnen hatte. Aufgrund eines positiven Befundes bei einem internen Dopingtest wurde Bonk jedoch kurz vor Beginn des olympischen Wettkampfes abgemeldet.[5][6] Daraufhin beendete der bis dato erfolgreichste DDR-Gewichtheber seine Karriere.

Nach seinem Rücktritt vom Leistungssport arbeitete Bonk zunächst in seinem Heimatort Limbach als Industriemeister für Kfz-Technik. 1989 wurde er im Alter von 37 Jahren Invalidenrentner. In seinen letzten Lebensjahren war er aufgrund von schweren Nieren- sowie anderen Organschäden auf einen Rollstuhl angewiesen.

Bonk starb am 20. Oktober 2014 im thüringischen Greiz im Alter von 63 Jahren nach langer Krankheit.[7]


Bonk als Dopingopfer


Aus nach der Wende bekanntgewordenen Studien des damaligen Verbandsarztes des DDR-Gewichtheberverbandes, Hans-Henning Lathan, geht beispielsweise hervor, dass Bonk im Jahre 1979 insgesamt 12,775 Gramm Steroide zu sich genommen hatte, davon allein 11,55 Gramm des Anabolikums Oral-Turinabol. Nachdem er die von ihm geforderten sportlichen Leistungen nicht mehr erbracht hatte, wurde er vom DDR-Sportsystem fallengelassen. Nach seinem Karriereende litt Bonk unter schwerem Diabetes, Nierenfunktionsstörungen und weiteren Organschäden. Zuletzt konnte er sich als Dialysepatient nur noch im Rollstuhl fortbewegen.

Werner Franke bezeichnete den Umgang der DDR-Sportärzte mit Bonk als „großes sportmedizinisches Verbrechen“.[8] Im Jahre 2002 wurde Bonk mit dem Georg von Opel-Preis in der Kategorie „Besondere Kämpfer“ ausgezeichnet. Gemäß dem 2002 in Kraft getretenen Doping-Opfer-Hilfe-Gesetz gehörte Bonk zu den 200 anerkannten DDR-Doping-Opfern. Er erhielt eine einmalige Entschädigung in Höhe von 10.438 Euro. Bonk resümierte: „Verheizt von der DDR, vergessen vom vereinten Deutschland“, da er vergeblich auf eine staatliche Rente für Dopingopfer wartete.[9]


Erfolge


Internationale Platzierungen im Mehrkampf

(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, S = Superschwergewicht, Wettbewerbe bis 1972 im olympischen Dreikampf, bestehend aus Drücken, Reißen und Stoßen, ab 1973 im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen)

Einzelmedaillen bei Europameisterschaften
DDR-Meisterschaften

Gerd Bonk wurde 1971, 1973, 1974, 1975, 1976, 1977 und 1979 DDR-Meister im Mehrkampf und gewann in den Einzeldisziplinen Drücken (bis 1972), Reißen und Stoßen noch einmal 15 DDR-Meistertitel.

Weltrekorde

(alle im Superschwergewicht erzielt)

im beidarmigen Stoßen:


Literatur




Commons: Gerd Bonk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Statistik National 1946 – 1990 / Welt- und Europarekorde ostdeutscher Gewichtheber 1946 - 1990, in: Bürger, Hilmar; Müller, Stefan: „Gewichtheben Deutschland Total“ Teil 2: 1946-1990 Fakten, Geschichte(n), Sportstatistik-CD, IWA – International Weightlifting Agency Berlin, 2008
  2. Doping-Opfer dürfen mit 10 000 Euro rechnen. handelsblatt.com. 2003. Abgerufen am 3. November 2011.
  3. Statistik National 1946 – 1990 / Ostdeutsche Medaillengewinner 1956 - 1990, in: Bürger, Hilmar; Müller, Stefan: „Gewichtheben Deutschland Total“ Teil 2: 1946-1990 Fakten, Geschichte(n), Sportstatistik-CD, IWA – International Weightlifting Agency Berlin, 2008
  4. Von der Ehrung für die Olympiamannschaft der DDR. Hohe staatliche Auszeichnungen verliehen. Vaterländischer Verdienstorden in Bronze. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Neues Deutschland. 10. September 1976, S. 4, archiviert vom Original am 26. Juli 2018; abgerufen am 10. April 2018 (online bei ZEFYS – Zeitungsportal der Staatsbibliothek zu Berlin, kostenfreie Anmeldung erforderlich).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zefys.staatsbibliothek-berlin.de
  5. Kluge, Volker: Das große Lexikon der DDR-Sportler, Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01759-6, S. 45 ff.
  6. Neues Deutschland, Ausgabe vom 31. Juli 1980, S. 7: Als offizieller Grund für den Startverzicht Bonks wurde eine Magenverstimmung angegeben.
  7. Ex-Gewichtheber Bonk gestorben. (Memento des Originals vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sport1.de Meldung auf sport1.de vom 21. Oktober 2014 (abgerufen am 21. Oktober 2014).
  8. Opfer des DDR-Systems. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Oktober 2014 (abgerufen am 21. Oktober 2014).
  9. "Von der DDR verheizt, von der BRD vergessen" In: Süddeutsche Zeitung vom 21. Oktober 2014 (abgerufen am 21. Oktober 2014)
Personendaten
NAME Bonk, Gerd
KURZBESCHREIBUNG deutscher Gewichtheber
GEBURTSDATUM 26. August 1951
GEBURTSORT Limbach
STERBEDATUM 20. Oktober 2014
STERBEORT Greiz

На других языках


- [de] Gerd Bonk

[en] Gerd Bonk

Gerd Bonk (26 August 1951 – 20 October 2014) was a weightlifter active for East Germany from 1969 to 1980 who during his career won a silver medal at the 1976 Summer Olympics, a bronze medal at the 1972 Summer Olympics, set two world records and achieved numerous other top-three ranks at World Championships and European Weightlifting Championships. He was also a master mechanic.[1]

[fr] Gerd Bonk

Gerd Bonk, né le 26 août 1951 à Limbach (Saxe) et mort le 20 octobre 2014 à Greiz, est un haltérophile est-allemand[1].

[it] Gerd Bonk

Gerd Bonk (Limbach, 26 agosto 1951 – Greiz, 20 ottobre 2014) è stato un sollevatore tedesco orientale medagliato olimpico e mondiale che ha gareggiato nella categoria dei pesi supermassimi (oltre 110 kg.).

[ru] Бонк, Герд

Герд Бонк (нем. Gerd Bonk; 26 августа 1951, Лимбах, Саксония, ГДР — 20 октября 2014, Грайц, Тюрингия, Германия) — восточногерманский тяжелоатлет, двукратный призёр летних Олимпийских игр в в Мюнхене (1972) и в Монреале (1976), многократный призёр чемпионатов мира.



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