Andreas Tews (* 11. September 1968 in Rostock) ist ehemaliger deutscher Amateurboxer. Sein größter Erfolg ist der Olympiasieg in Barcelona 1992.
Andreas Tews ![]() | |||||||||||||||||||||||||
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![]() Andreas Tews in Berlin im Jahr 1990 | |||||||||||||||||||||||||
Daten | |||||||||||||||||||||||||
Geburtsname | Andreas Tews | ||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 11. September 1968 | ||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Rostock | ||||||||||||||||||||||||
Nationalität | Deutschland | ||||||||||||||||||||||||
Gewichtsklasse | Federgewicht bis 57 kg | ||||||||||||||||||||||||
Stil | Linksausleger | ||||||||||||||||||||||||
Größe | 1,68 m | ||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||
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Tews begann 1979 im Alter von 10 Jahren beim Verein FiKo Rostock mit dem Boxen. Als Aktiver des Fiko Rostock holte Andreas Tews den DDR-Meistertitel 1982 in der Altersklasse 13.[1] Durch diesen Titel konnte Tews später zum SC Traktor Schwerin wechseln. Dort waren seine Trainer Christian Zornow und Otto Ramin. 1985 gelang Andreas Tews eine Seltenheit, er wurde in einem Jahr drei Mal DDR-Meister. Den ersten Titel holte er in der Altersklasse 16, dazu bekam er auch den Pokal für den besten Boxer dieser Altersklasse, dazu wurde er ebenfalls DDR-Spartakiadesieger in der Altersklasse bis 48 kg. Er holte auch als 16-Jähriger in der Altersklasse 17 den DDR-Meistertitel gegen seinen Club-Kameraden Roland Schmidt. Ende des Jahres holte er im Dezember den dritten Meistertitel in Rostock, indem er wieder wie in der AK 17 Roland Schmidt bezwang.[2] 1987 bezwang er Heiko Hinz im Finale des Fliegengewichts und holte seinen zweiten Titel.[3] 1989 stieg Tews vom Fliegengewicht (51 kg) ins Bantamgewicht (54 kg) auf. Hier traf er im Finale auf Dieter Berg, dem er 1986 im Finale verloren hat, trotz der Finalniederlage bekam er den Pokal für die beste kämpferische Leistung, er war zu diesem Zeitpunkt nur 18 Jahre alt.[4] 1988 war Andreas Tews nach den Olympischen Spiele verletzt, weswegen er nicht dort boxen konnte. 1989 lief es ganz anders ab und Tews gewann recht souverän mit 29:14.
So wurde Tews der letzte DDR-Meister im Bantamgewicht. 1990 fiel die DDR-Meisterschaft aus, sodass er ohne nationalen Titel dastand. Sein größter nationaler Erfolg war der deutliche Sieg beim Wiedervereinigungs-Länderkampf gegen Ibrahim Vural.[5] Ende des Jahres stieg er in das Federgewicht (57 kg) auf, und schloss somit die Lücke, die durch die Gewichtsklassensprünge von Diego Drumm, Marco Rudolph und Markus Beyer, sowie das Karriereende von Dariusz Kosedowski entstanden war. Der Schweriner Club-Kamerad Heiko Hinz und der Cottbuser Junioren-Weltmeister Kay Pielert waren international noch nicht erfolgreich. 1991, bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft, bezwang Andreas Tews Heiko Hinz im Finale mit 5:0 und bekam den Pokal für den besten Techniker. Dieser Titel verschaffte ihm das Ticket zur Weltmeisterschaft 1991 in Sydney.
Den Titel wiederholte er 1992 in Karlsruhe, dort setzte er sich ebenfalls gegen Heiko Hinz durch, hier lautete das Ergebnis (26:7), im Halbfinale bezwang er den späteren Weltcup-Sieger Falk Huste vom MBV Frankfurt/Oder recht deutlich mit (29:7).[6] Hier festigte er sein Platz auch nach seinem Olympiasieg im Federgewicht.
Mit seinem Klub SC Trakor Schwerin gewann er mehrmals die DDR-Oberliga. Als Mitglied des Schweriner SC gewann der die erste gesamtdeutsche Bundesliga in der Saison 1990/1991. In der Liga verlor Andreas Tews keinen Kampf. Seine letzte Saison für den Schweriner SC war in der Saison 1992/1993, dort konnte er wieder alle seine Kämpfe erfolgreich gewinnen.
Schon 1993 beendete er im Alter von erst 24 Jahren seine Boxkarriere, wegen einer Lehre als Hotelkaufmann beim Schweriner SC.
International machte Tews auf sich aufmerksam als er 1985 das stark besetzte Internationale Juniorenturnier in Tbilissi gewann, im Finale bezwang er den späteren Chemiepokalsieger und EM-Teilnehmer Rudik Kazandzhyan aus Georgien.[7] Sein erster großer internationaler Erfolg war der zweite Platz in der Fliegengewichtsklasse bei den Junioreneuropameisterschaften 1986 in Kopenhagen, dort verlor er im Finale knapp (2:3) gegen Samuel Galoyan aus der UdSSR.[8] Schon ein Jahr später konnte er in Turin den Europameistertitel der Senioren im Fliegengewicht gewinnen und war damit der jüngste Europameister in dem Jahr mit nur 18 Jahren. Auf dem Weg dahin besiegte er beim Chemiepokal, die unmittelbare EM-Qualifikation, Dieter Berg im Finale. Bei der Europameisterschaft schlug er im Halbfinale den Lokalmatadoren Andrea Mannai und im Finale den Olympiadritten von 1980 János Váradi mit 5:0. Durch den Europameistertitel qualifizierte er sich für den Weltcup in Belgrad 1987. Im Finale verlor Tews umstritten gegen den Südkoreaner Kim Kwang-sun (3:2). Beim TSC-Turnier ein Monat vorher im September verlor er gegen den amtierenden Kubanischen Weltmeister im Fliegengewicht Pedro Orlando Reyes. Durch seine erfolgreichen Leistungen im Jahr 1987 wurde er noch für die DDR startend für die Olympischen Spiele im Fliegengewicht nominiert. Zwar verlor er das Halbfinale des Chemiepokals gehandicapt gegen Heiko Hinz 3:2, doch machte die Niederlage wieder gut, als er Hinz im Finale des Gee-Bee Turniers in Helsinki mit 5:0. In Seoul gewann er seine Kämpfe gegen Wang Weiping, China (5:0); wieder gegen János Váradi, Ungarn (5:0); Benaissa Abed, Algerien (5:0) und Mario González, Mexiko (5:0). Im Finale traf er wieder auf Kim Kwang-sun, Südkorea, der diesmal sogar Lokalmatador war. Der 19-Jährige Andreas Tews verlor auch hier umstritten 1:4 nach Punkten. Dieses Ergebnis gehört zu den zahlreichen Fehlurteilen dieser Spiele. Nach den Spielen war Tews verletzt bis ins Jahr 1989, sodass die Klasse bis 51 kg nicht bei der Europa- und Weltmeisterschaft von der DDR besetzt war.
Sein Internationales Comeback startete Tews als er im Bantamgewicht das Felix-Stamm Turnier in Polen gewann. Hier bezwang er nacheinander den Polen Robert Ciba, späteren Vize-Weltmeister 1985; Rinvidas Bilius aus Litauen/UdSSR und den Kubaner Daniel Lobaina.[9] Er siegte auch im Länderkampf gegen Schottland. 1990 gelang ihn die Sensation beim TSC-Turnier als er im Finale den Kubaner Enrique Carrion, Weltmeister 1989, deutlich mit 44:18 besiegte. Er erhielt dafür den Ehrenpreis für die beste Leistung. Beim Weltcup 1990 lief es nicht wie beim TSC-Turnier hier verlor im Bantamgewicht im Viertelfinale gegen den Bulgarischen Stilisten Serafim Todorov, auf den er schon Mal 1986 traf im Finale des Schweriner Junioren Turniers, dass Todorov auch gewann. Auch im Halbfinale der Europameisterschaft 1991 in Göteborg verlor er knapp gegen Todorov 15:21 und wurde Dritter. Auf dem Weg dorthin bezwang er deutlich Mika Fors, Finnland (45:3) und den Goodwill Games Sieger aus Leningrad, Wladislaw Antonow, UdSSR (22:10).
Nach der Europameisterschaft versuchte es Andreas Tews mit der Erlaubnis von Otto Ramin, Günter Debert und Helmut Ranze in die höhere Klasse zu wechseln. Beim TSC-Turnier in Berlin besiegte er im Viertelfinale den Bulgaren Kirkor Kirkorov, der zu der Zeit amtierender Vizeweltmeister war und 2 Monate später Weltmeister wurde, mit 29:15. Im Halbfinale besiegte er mit dem gleichen Ergebnis den Junioren-Weltmeister von 1987 Angel Moya aus Kuba. Durch eine Handverletzung war Tews im Finale nicht startberechtigt, so wurde der Kubaner Eddy Suarez kampflos Sieger.[10] Durch seine Leistungen qualifizierte er sich für die Weltmeisterschaften in Sydney. Hier hatte es Andreas Tews schwer nach dem umständlichen Terminplans des Deutschen Boxverbandes. Nach dem TSC-Turnier und direkt danach die Deutsche Meisterschaft fuhr Tews mit einer Handverletzung zur WM. Im ersten Kampf verlor er äußert knapp (13:12) gegen den Mongolen Tumentsetseg Uitumen, Vizeweltmeister 1997 von Budapest, dann bezwang er nach alten Leistungen den Türken Vahdettin Issever (20:6). Im Viertelfinale wartete dann der erfahrene Kubaner Arnaldo Mesa, nach einem spannenden Kampf verlor Tews 13:17 gegen den Weltklassemann und schied bei seiner einzigen Weltmeisterschaft Medaillenlos aus.
1992 war das Federgewicht die einzige Klasse, in der kein Deutscher sich qualifiziert hatte, so nutzte Andreas Tews die Chance und flog zum letzten Olympia-Qualifikationsturnier nach Berck-Sur-Mer, Frankreich. Mit gewohnter Leistung besiegte Tews deutlich den polnischen Boxer, Jacek Bielski, 1993 Europameister, (19:6) und dann im Viertelfinale den Italiener Sandro Casamonica, EM-Bronzemedaillengewinner 1989 (18:6). Somit stand Tews im Halbfinale und hatte das Olympiaticket sicher. Um seine Hand zu schonen, trat Tews nicht an und verlor kampflos gegen den französischen Lokalmatadoren Djamel Lifa.
Mit seinem Trainer Otto Ramin fuhr er als einer von einer 12-Mann starken deutschen Auswahl, als einer von 3 Schweriner, nach Barcelona. Direkt im ersten Kampf des Turniers bekam Andreas Tews den amtierenden Weltmeister von 1991 Kirkor Kirkorov. Nach einem hochklassigen Kampf besiegte Tews ihn zum dritten Mal mit (9:5). Als zweiter Boxer traf Tews auf den Franzosen Djamal Lifa, Bronzemedaillengewinner der EM 1991 und Sieger der Olympia-Qualifikation in Frankreich. Diesmal trat Tews den Kampf an und gewann 9:4 gegen den Franzosen. Im Viertelfinale erwartete Tews der Südkoreaner Duk-Kyu Park. Der 1991er Vizeweltmeister konnte Tews nicht von der Siegerstraße abbringen und verlor 17:7. Somit hatte Tews seine zweite Olympia-Medaille sicher und zog mit dem Ex-Schweriner Richard Nowakowski gleich. Tews hatte auch im Halbfinale gegen den Algerier Hocine Soltani, WM-Bronze 1991 und späterer Olympiasieger 1996, keine Probleme. Das Urteil lautete 11:1. Im Finale wartete Faustino Reyes, wie im Olympia-Finale von 1988 ein Lokalmatador. Der Spanier war nur mit 17-Jahren ins Finale gekommen und der einzige Spanier im Finale, ganz jung wie Tews 1988, auf dem Weg besiegte er den Kubaner Eddy Suarez. Tews begann die erste Runde verhalten, wegen dem Heimvorteil des Spaniers, nach der ersten Runde stand es auf den Punktzetteln 4:1 zu Gunsten von Tews. Somit begann der Schweriner überrascht motiviert den Gegner noch mehr auszuboxen. Nach einer Meisterleistung im Olympiafinale bekam Andreas Tews den Sieg zugesprochen (16:9). Andreas Tews krönte sich damit zum Olympiasieger. In der Auswahl für den Val-Barker-Pokal, für den besten Boxer der Olympischen Spiele 1992 kam er in den engeren Kreis mit den Kubanern Roberto Balado und Joel Casamayor. Tews belegte den Platz hinter Balado mit Casamayor. Die Olympischen Spiele von Barcelona waren das letzte Internationale Turnier war Tews bestritt.
Somit verlor Andreas Tews im Federgewicht nur einen Kampf und zählt zu den erfolgreichsten deutschen Boxern. Durch die Ausbildung zum Hotelkaufmann sagte Tews die Challenge Matches 1993 in Istanbul ab, sowie den Erdteilkampf zwischen Europa und Nordamerika in Berlin ab. Andreas Tews beendete als Olympiasieger und für die Jahre 1992und 1993 ungeschlagen seine erfolgreiche Karriere.
Für den Gewinn der Goldmedaille erhielt er am 23. Juni 1993 das Silberne Lorbeerblatt.[11]
Ein Angebot für einen Profivertrag bei Universum Box-Promotion hatte er abgelehnt. Er ist verheiratet und hat eine Tochter (* 1994) und einen Sohn (* 2005).
Für den Gewinn der Silbermedaille in Seoul 1988 wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.[12]
1904: Vereinigte Staaten 45 Oliver Kirk |
1908: Vereinigtes Konigreich 1801
Richard Gunn |
1920: Dritte Französische Republik
Paul Fritsch |
1924: Vereinigte Staaten 48
Jackie Fields |
1928: Niederlande
Bep van Klaveren |
1932: Argentinien
Carmelo Robledo |
1936: Argentinien
Oscar Casanovas |
1948: Italien
Ernesto Formenti |
1952: Tschechoslowakei
Ján Zachara |
1956: Sowjetunion 1955
Wladimir Safronow |
1960: Italien
Francesco Musso |
1964: Sowjetunion 1955
Stanislaw Stepaschkin |
1968: Mexiko
Antonio Roldán |
1972: Sowjetunion 1955
Boris Kusnezow |
1976: Kuba
Ángel Herrera |
1980: Deutschland Demokratische Republik 1949
Rudi Fink |
1984: Vereinigte Staaten
Meldrick Taylor |
1988: Italien
Giovanni Parisi |
1992: Deutschland
Andreas Tews |
1996: Thailand
Somluck Kamsing |
2000: Kasachstan
Beksat Sattarchanow |
2004: Russland
Alexei Tischtschenko |
2008: Ukraine
Wassyl Lomatschenko |
2020: Olympia
Albert Batyrgasijew
Liste der Olympiasieger im Boxen
Personendaten | |
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NAME | Tews, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Boxer |
GEBURTSDATUM | 11. September 1968 |
GEBURTSORT | Rostock |