Katharina Molitor (* 8. November 1983 in Bedburg, Nordrhein-Westfalen) ist eine ehemalige deutsche Speerwerferin und Volleyballspielerin. Ihr größter sportlicher Erfolg ist der Titelgewinn im Speerwurf bei den Weltmeisterschaften 2015 in Peking.
Katharina Molitor ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Voller Name | Katharina Molitor | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Deutschland![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 8. November 1983 (38 Jahre) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 183 cm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 79 kg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beruf | Lehramtsstudentin | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Speerwurf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestleistung | 67,69 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | TSV Bayer 04 Leverkusen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer | Helge Zöllkau | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | zurückgetreten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Molitor studierte zunächst auf Lehramt an Gymnasien und Berufskollegs an der Bergischen Universität Wuppertal,[1] wechselte dann auf Grundschul-Lehramt.[2] Derzeit ist Molitor Mitarbeiterin im Projekt Nationales Bildungspanel (NEPS) sowie seit November 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovierende am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund.[3]
Katharina Molitor begann in ihrem Heimatort beim TV Bedburg mit der Leichtathletik. Ihr Jugendtrainer Franz Inden sorgte für eine vielseitige Ausbildung.[4] Im Juni 1997 erzielte Molitor beim Ballwurf eine Weite von 52 Metern, mit der sie noch heute die Bestenlisten im Kreis Köln bei den Schülerinnen AW14 und W15 anführt.[5] Ihre Vielseitigkeit stellte die Rheinländerin auch beim Leichtathletik-Club Jugend 07 Bergheim unter Beweis.[6][7] So führte sie die Vereinsbestenliste 2000 bei der weiblichen B-Jugend sowohl in sämtlichen Laufdisziplinen als auch beim Vier- und Siebenkampf an; ihre damaligen Leistungen in den Wurfdisziplinen waren sogar in der Frauenklasse führend.[8]
Molitor wechselte 2003 zu Bayer Leverkusen, wo sie sich unter Helge Zöllkau auf den Speerwurf spezialisierte. 2005 wurde sie bei den U23-Europameisterschaften mit 57,01 m Zweite hinter Annika Suthe. Bei der Sommer-Universiade 2007 in Bangkok belegte sie mit 58,19 m den sechsten Platz. Im Jahr darauf, im März beim Winterwurf-Europacup (englisch: 2008 European Throwing Cup) in Split, konnte Molitor mit einer Weite von 58,26 m als Mitglied des Frauen-Teams die Silbermedaille gewinnen[9], der zwei Monate später eine neue Bestleistung von 61,74 m folgte. Das bei den Werfertagen in Halle erzielte Ergebnis bestätigte zudem die bessere Qualifikationsweite gegenüber Linda Stahl – gleichbedeutend mit der Nominierung für die Olympischen Spiele 2008 als dritte deutsche Speerwerferin neben Christina Obergföll und Steffi Nerius, obschon Molitor bei den Deutschen Meisterschaften mit 59,02 m nur Vierte hinter Stahl geworden war.[10] In Peking kam Molitor nachträglich auf Platz sieben.[11]
Am 25. Juni 2010 erzielte Molitor im heimischen Leverkusener Stadion eine neue persönliche Bestleistung von 64,53 m. Damit übertraf sie die geforderte Europameisterschafts-Norm von 61,00 Metern deutlich und reihte sich auf Platz fünf der europäischen Jahresbestenliste direkt hinter Christina Obergföll ein. Bei den Deutschen Meisterschaften 2010 in Braunschweig konnte sich Molitor schließlich mit 64,27 m als neue Deutsche Meisterin gegen Christina Obergföll und Linda Stahl durchsetzen und sich die Teilnahme an den Europameisterschaften 2010 in Barcelona sichern. Mit 63,81 m und Platz vier blieb die Wiederholung des Erfolgs über die interne Konkurrenz jedoch aus – mit einem deutschen Doppelsieg triumphierten Molitors Teamkollegin und neue Europameisterin Linda Stahl (66,81 m) sowie Christina Obergföll (65,58 m) auf Platz zwei.
Bei den Weltmeisterschaften 2011 in Daegu wurde Molitor mit 64,32 m Fünfte. Drei Wochen zuvor warf sie in Kassel mit 64,67 m eine neue persönliche Bestleistung, musste sich jedoch der überragenden Christina Obergföll geschlagen geben, die mit 68,86 m einen neuen Deutschen Meisterschaftsrekord aufstellte. Die Europameisterschaften 2012 im Jahr darauf hielten für Molitor mit 60,99 m einen weiteren fünften Platz bereit,[12] wobei ihr zum Höhepunkt der Saison, den Olympischen Spielen 2012 in London, eine Steigerung auf 62,89 m entsprechend Rang sechs gelang.
Ihre zweite Weltmeisterschaftsteilnahme endete 2013 in Moskau in der B-Qualifikationsrunde – mit 60,32 m auf Platz acht verfehlte Molitor knapp das Finale.[13] Mitte März, zu Beginn der Saison 2014, ging Molitor (nach 2008) erneut beim Winterwurf-Europacup (2014 European Throwing Cup) an den Start und sicherte sich auch in Leiria eine Silbermedaille – dieses Mal mit 60,97 m als Einzelwerferin hinter Linda Stahl.[14] Den Abschluss der Saison bildete Platz neun bei den Europameisterschaften 2014 in Zürich – im „Letzigrund“ waren Molitors 58,00 m zu wenig, um ins Finale der besten acht Werferinnen zu kommen. Die dem Formtief geschuldete Zurückstellung des Studiums an der Universität sowie die Konzentration auf ein intensiviertes Training sollte die entscheidende Wende zum „Wurf ihres Lebens“ (throw of her lifetime)[15] einleiten.
Im Juli 2015 steigerte Molitor ihre Bestleistung beim Meeting in Luzern auf 66,40 m,[16] eine Bestätigung der Form gelang zwei Wochen später in Nürnberg mit dem Gewinn ihres zweiten nationalen Meistertitels; der Siegerweite von 65,40 m folgte die Nominierung zur Teilnahme an den Weltmeisterschaften. Im Nationalstadion von Peking erzielte sie in einer für das gesamte Teilnehmerfeld schwachen Qualifikationsrunde nur mäßige Weiten von maximal 63,23 m und verfehlte damit die geforderten 63,50 m für den direkten Final-Einzug. Ihr dritter Wurf im Finale hingegen erbrachte vorübergehend die Führung und eröffnete mit 64,74 m unmittelbar die Chance auf eine Medaille.[17] Die im fünften Durchgang mit 66,13 m einen neuen Asien-Rekord aufstellende Chinesin Lü Huihui schien bereits als Siegerin festzustehen, doch Molitor, angespornt durch die zu diesem Zeitpunkt sicher stehende Bronzemedaille, hatte den letzten, ihrerseits sechsten Versuch des Wettbewerbs: Mit einer außergewöhnlichen Steigerung innerhalb der letzten vier Durchgänge um fast drei Meter auf 67,69 m[18] persönlicher Bestleistung setzte sie sich mit deutlichem Vorsprung überraschend an die Spitze[15] und gewann ihren ersten internationalen Titel.[19][20][17] Mit diesem Wurf war Molitor 2015 die Weltjahresbeste,[21] ihre Weite wurde auch bei den nachfolgenden drei Weltmeisterschaften bis heute (2022) nicht mehr übertroffen. Nach der Rückkehr von den Weltmeisterschaften galt es bereits vier Tage später den Wettkampf der Diamond League-Veranstaltung in Zürich zu bestreiten. Unter dem Eindruck des Jetlags stehend, erkämpfte sich die 31-Jährige – wie zuvor in Peking im letzten Wurf – einen Podestplatz: Mit 62,43 m wurde es schließlich der dritte Rang[22][23] – zwei Plätze und etwas weniger als zwei Meter hinter der Gewinnerin und amtierenden Weltrekordinhaberin Barbora Špotáková (64,31 m); vor dem Wettkampf-Finale um den Weltmeistertitel war die Tschechin noch auf Platz neun (60,08 m) ausgeschieden. Der traditionsreiche ISTAF Berlin am Saisonende erbrachte insgesamt eher unmotivierte Leistungen, nicht nur für die deutschen Werferinnen – letztere (Hussong, Stahl, Obergföll) blieben alle unter 60 Meter, auch Molitor kam zum Abschluss ihres bisher erfolgreichsten Wettkampfjahres nicht annähernd an die kurz zuvor erzielte Weltbestmarke heran; 61,19 m reichten dennoch für Platz zwei.[24] Bei der Wahl zum „Sportler des Jahres 2015“ wurde Molitor hinter der Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz mit denkbar geringem Abstand „nur hauchdünn“[25] Zweite.
Obwohl Molitor 2016 Zweite der Deutschen Meisterschaften und mit Saisonbestleistung knapp unter einem Medaillenplatz Vierte der Europameisterschaften war,[26] wurde sie nicht für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro nominiert. An ihrer Stelle bekam Christina Obergföll den Vorzug, die – unbenommen ihrer fehlenden Nominierung für die Europameisterschaften und schlechtem Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften – zwei bessere saisonale Weiten vorzuweisen hatte; zwei weitere Nominierungen entfielen auf die Europameisterschafts-Zweite Linda Stahl und Christin Hussong als Deutsche Meisterin (letztlich hatten alle vier Werferinnen die Qualifikations-Kriterien erfüllt). Mit dem Argument, dass im Umfeld allgemeiner Kritik an den Nominierungskriterien des DOSB ihre – in der vergangenen Saison erzielte – Weltbestmarke innerhalb einer Gesamtschau ihrer besten Leistungen und Ergebnisse im Hinblick auf eine realistische Medaillen-Chance berücksichtigt werden müsste, beantragte Molitor eine Einstweilige Verfügung gegen den DOSB.[27] Das Begehren wurde am 18. Juli 2016 vom Landgericht Frankfurt am Main abgelehnt.[28] Mit den Plätzen 8, 11 und 12 der drei Nominierten endete in Rio die Erfolgsserie deutscher Speerwerferinnen bei Olympischen Spielen: Erstmals seit 16 Jahren gab es keine Olympiamedaille.[29][30]
2017 wurde Molitor im nordfranzösischen Lille Team-Europameisterin, beim Speerwurf belegte sie mit 60,71 m den vierten Platz.[31] In Erfurt gewann sie bei den Deutschen Meisterschaften zum dritten Mal den Meistertitel. Die Weltmeisterschaften in London schloss Molitor auf dem siebten Platz ab; in der Qualifikation hatte sie eine Saisonbestleistung von 65,37 m geworfen, eine Weite die im Finale für Bronze gereicht hätte.
Bei der dritten Teilnahme am Winterwurf-Europacup (2018 European Throwing Cup) gewann Molitor in Leiria mit dem Frauen-Team die Goldmedaille und im Einzelwettbewerb hinter Christin Hussong (60,02 m) mit 59,80 m Bronze.[32] Einer kurzfristigen Steigerung – einschließlich der Erfüllung der Europameisterschaftsnorm – auf 61,91 m beim Meeting in Luzern[33] folgte eine für Molitor enttäuschende Vorstellung bei den Deutschen Meisterschaften: Erneut musste sie sich mit schwachen 56,75 m hinter Christin Hussong (63,54 m) einreihen; die Weite reichte immerhin für den zweiten Platz.[34] Etwas mehr als zwei Wochen später scheiterte sie bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin mit 58,00 m auf Platz 15 in der Qualifikation. Im Anschluss des Wettkampfs kündigte Molitor ihr Karriereende an.[35]
Leistungsentwicklung | ||||||||
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2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 |
48,53 m | 57,58 m | 48,04 m | 61,74 m | 57,01 m | 50,94 m | 58,19 m | 61,74 m | 62,69 m |
2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
64,53 m | 64,67 m | 63,20 m | 63,55 m | 63,40 m | 67,69 m PB | 63,20 m | 65,37 m | 61,91 m |
Molitor hatte bei einer Körpergröße von 1,82 m ein Wettkampfgewicht von 77 kg.
Als Dreizehnjährige begann Katharina Molitor beim TV Bedburg Volleyball zu spielen und wechselte im Jahr darauf zum Oberaußemer VV (OVV).[37] 2006 verpflichtete sich die damalige Sport- und Sozialwissenschaftsstudentin beim TSV Bayer 04 Leverkusen für die zweite Frauenmannschaft, mit der sie 2008 den Aufstieg in die 2. Volleyball-Bundesliga Nord schaffte. Ab der Saison 2006/07 wurde die Universalspielerin unter dem Pseudonym Katharina Karstens auch in der ersten Mannschaft der Leverkuserinnen in der Bundesliga als Mittelblockerin eingesetzt.[38] Da sich Bayer 04 wegen finanzieller Engpässe nach der Saison 2008/09 aus der höchsten deutschen Spielklasse zurückzog, spielte sie in der Saison 2010/11 wieder in der 2. Bundesliga, soweit es Leichtathletik-Wettkämpfe und -training zuließen, und erreichte mit dem Team den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Nach dem Abstieg 2012 belegte sie mit den Leverkusenerinnen ausnahmslos Spitzenplätze in der 2. Bundesliga Nord[39] und konnte hier 2013 und 2016 die Meisterschaft gewinnen.[40][41] Nach dem Ende ihrer Leichtathletik-Karriere spielte Molitor bis 2020 weiterhin Volleyball in der 2. Bundesliga.[38]
Molitors Entschluss, mit dem Speerwurf aufzuhören, stand bereits vor den Europameisterschaften 2018 fest;[35] Ende 2018 gab sie bekannt, keine Leichtathletik-Wettkämpfe mehr zu bestreiten.[2] Nach der offiziellen Verabschiedung[42] aus der Nationalmannschaft anlässlich der Deutschen Meisterschaften 2019 ist ab der Saison 2020/21 auch ihre Zugehörigkeit in der Volleyball-Mannschaft nicht mehr angezeigt.[38]
Zur Ausbildung Molitors vielseitiger sportlicher Aktivitäten leistete anfänglich der Leichtathletik-Club Jugend 07 Bergheim entscheidende Aufbauarbeit – trainiert wurden Lauf- und Wurfdisziplinen sowie Vier- und Siebenkampf.[6][7] Nach der sukzessiven Aufgliederung und Auflösung einzelner Bereiche des Vereins wechselte Molitor im Herbst 2003 zum TSV Bayer 04 Leverkusen.
1983: Tiina Lillak | 1987: Fatima Whitbread | 1991: Xu Demei | 1993: Trine Hattestad | 1995: Natallja Schykalenka | 1997: Trine Hattestad | 1999: Mirela Maniani | 2001: Osleidys Menéndez | 2003: Mirela Maniani | 2005: Osleidys Menéndez | 2007: Barbora Špotáková | 2009: Steffi Nerius | 2011: Barbora Špotáková | 2013: Christina Obergföll | 2015: Katharina Molitor | 2017: Barbora Špotáková | 2019: Kelsey-Lee Barber | 2022: Kelsey-Lee Barber
Liste der Weltmeister in der Leichtathletik
Personendaten | |
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NAME | Molitor, Katharina |
ALTERNATIVNAMEN | Karstens, Katharina (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Leichtathletin und Volleyballspielerin |
GEBURTSDATUM | 8. November 1983 |
GEBURTSORT | Bedburg |