Joannes Matheus „Mathieu“ Cordang (* 6. Dezember 1869 in Blerick[1]; † 24. März 1942 in Swalmen) war ein niederländischer Radrennfahrer.
Mathieu Cordang gehörte gemeinsam mit Jaap Eden zu den niederländischen Radsport-Pionieren. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen und war das neunte von 15 Geschwistern.[2] Deshalb ging er früh zur See. 1893 besuchte er bei einem Hafenaufenthalt ein Rennen in Vlissingen. Kurzerhand lieh er sich ein Rad, nahm teil, gewann und entschied sich daraufhin für den Beruf des Rennfahrers. Am 15. September 1893 wurde er Mitglied des Algemene Nederlandsche Wielrijders-Bond,. Zudem eröffnete er ein Fahrradgeschäft.
Seinen ersten großen Sieg feierte Cordang 1894 bei seinem Debüt als Radsportler bei dem heimischen Klassiker Amsterdam-Arnhem-Amsterdam, mit zwölf Minuten Vorsprung vor dem Radsportstar Kees Witteveen, der sein Dauerrivale werden sollte.[2] Gemeinsam mit Chris Bailleux wurde er Weltmeister im Tandemrennen.[2] Er wurde Spezialist für Steherrennen und lange Distanzen auf der Bahn. Für seine Teilnahmen an den Rennen Paris–Brest–Paris und Bordeaux–Paris erhielt er von dem Fahrradhersteller Gladiator 60.000 Francs.[3] 1895 wurde er in Köln Weltmeister der Steher bei den Amateuren (vor Landsmann Witteveen). Anschließend wurde er Profi, was Niederländern erst seit diesem Jahr erlaubt war.[2]
1897 belegte Cordang jeweils den zweiten Platz bei den Rennen Paris–Roubaix (hinter dem späteren Gewinner der ersten Tour de France, Maurice Garin) und Bordeaux–Paris hinter Gaston Rivierre. Er ging nach London, wo er die größte Leistung seiner Laufbahn absolvierte: Am 18. September 1897 fuhr 24 Stunden lang hinter Schrittmachern und brach alle bis dahin bestehenden Weltrekorde. Insgesamt fuhr er 991 Kilometer und 651 Meter. Bei seiner Rückkehr in die Niederlande wurde er gefeiert und erhielt den Spitznamen Recordang.[2] Er selbst brach im September 1899 in Den Haag diesen 24-Stunden-Weltrekord mit 1030 Kilometer und 110 Metern. Auch fuhr er ein Rennen gegen eine Eisenbahn, das er gewann, obwohl die Bahn eine um zwei Kilometer kürzere Strecke befuhr. 1900 entschied er das 24-Stunden-Rennen Bol d’Or für sich.
Bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris gewann Cordang eine Goldmedaille im 24-Stunden-Rennen hinter (unmotorisierten, mehrsitzigen) Schrittmachermaschinen.[4] Dieser Wettbewerb ist jedoch nicht offiziell anerkannt. Im selben Jahr siegte er beim Bol d'Or des Monédières Chaumeil vor Garin und dem Deutschen Thaddäus Robl. Diesen Sieg nahm Cordang, ein Kettenraucher mit Vorliebe für Zigarren, Alkohol und Essen, zum Anlass zurückzutreten.
Wenige Monate nach seinem Rücktritt ging Cordangs Wohnhaus in Blerick mit seiner gesamten Trophäensammlung in Flammen auf. Daraufhin zog er nach Swalmen, dem Heimatort seiner Frau, wo er zunächst einen Fahrradladen und später eine Autowerkstatt eröffnete. Auch nahm er an Autorennen teil. Er wurde Vater von acht Kindern, denen er verbot, Radsportler zu werden. 1942 beschlagnahmten die Deutschen sämtliche Autos und Motoren Cordangs, und er musste sein Geschäft schließen. Wenig später starb Mathieu Cordang an Lungenentzündung.
In Almere wurde der Cordangpad nach ihm benannt.
Im August 2018 wurde in Swalmen der Mathieu Cordang Park nach ihm benannt und dort ein Denkmal für ihn enthüllt.[5]
1893 Laurens Smitz Meintjes | 1894 Wilhelm Henie | 1895 Mathieu Cordang | 1896 Fernand Ponscarme | 1897 Edward Gould | 1898 Albert John Cherry | 1899 John Nelson | 1900 Louis Bastien | 1901 Heinrich Sievers | 1902 Alfred Görnemann | 1903 Edmond Audemars/Werner Krüger | 1904, 1905, 1907, 1908, 1911, 1913 Leon Meredith | 1906 Maurice Bardonneau | 1909 Leon Meredith/Franz Hofmann | 1910 Henri Hens | 1914 Cor Blekemolen/Gustav Wittig | 1915–1957 nicht ausgetragen | 1958 Lothar Meister I/Horst Aurich | 1959 Arie van Houwelingen/Frits Wiersma | 1960 Georg Stoltze/Fritz Erdenberger | 1961 Leendert van der Meulen/Albertus de Graaf | 1962, 1963 Romain De Loof/August Meuleman | 1964 Jacob Oudkerk/August Meuleman | 1965 Miguel Mas | 1966, 1967 Piet de Wit/Norbert Koch | 1968 Giuseppe Grassi/August Meuleman | 1969 Albertus Boom/Bruno Walrave | 1970 Cees Stam/Joop Stakenburg | 1971, 1972 Horst Gnas/Bruno Walrave | 1973 Horst Gnas/Hans Käb | 1974 Jean Breuer/Dieter Durst | 1975–1977, 1980, 1982 Gaby Minneboo/Bruno Walrave | 1978, 1983 Rainer Podlesch/Dieter Durst | 1979, 1981 Mattheus Pronk/Norbert Koch | 1984 Jan de Nijs/Bruno Walrave | 1985 Roberto Dotti/Domenico De Lillo | 1986, 1987 Mario Gentili/Walter Corradin | 1988 Sieger disqualifiziert | 1989–1991 Roland Königshofer/Karl Igl | 1992 Carsten Podlesch/Dieter Durst
Soweit bekannt mit Angabe des Schrittmachers. Ab 1993 starteten Profis und Amateure gemeinsam, siehe Weltmeister der Steher (Profis)
Personendaten | |
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NAME | Cordang, Mathieu |
ALTERNATIVNAMEN | Cordang, Joannes Matheus |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Radrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 6. Dezember 1869 |
GEBURTSORT | Blerick |
STERBEDATUM | 24. März 1942 |
STERBEORT | Swalmen |