Dieter Müller (* 1. April 1954 in Offenbach am Main als Dieter Kaster) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und zwölffacher Nationalspieler. Der zweifache Bundesligatorschützenkönig gewann mit dem 1. FC Köln 1978 die deutsche Meisterschaft sowie 1977 und 1978 den DFB-Pokal. Mit Girondins Bordeaux wurde er 1984 und 1985 französischer Meister. Mit der Nationalmannschaft war er 1976 Finalist bei der Europameisterschaft. Von 2000 bis 2012 war er Präsident von Kickers Offenbach. Heute betreibt er eine Fußballschule.
Dieter Müller | ||
Personalia | ||
---|---|---|
Geburtsname | Dieter Kaster | |
Geburtstag | 1. April 1954 | |
Geburtsort | Offenbach, Deutschland | |
Größe | 183 cm | |
Position | Sturm | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1964–1969 | SG Götzenhain | |
1969–1972 | Kickers Offenbach | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1972–1973 | Kickers Offenbach | 2 00(0) |
1973–1981 | 1. FC Köln | 248 (159) |
1981–1982 | VfB Stuttgart | 30 0(14) |
1982–1985 | Girondins Bordeaux | 93 0(43) |
1985 | Grasshoppers Zürich | 7 00(3) |
1985–1986 | 1. FC Saarbrücken | 23 00(4) |
1986–1991 | Kickers Offenbach | 87 0(52) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1973–1974 | Deutschland Amateure | 6 00(2) |
1975–1981 | Deutschland B | 6 00(6) |
1976–1978 | Deutschland | 12 00(9) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Dieter Müller wuchs im hessischen Dreieich-Götzenhain auf. Er bestritt insgesamt 303 Bundesligaspiele für die Vereine Kickers Offenbach, 1. FC Köln, VfB Stuttgart und 1. FC Saarbrücken und schoss dabei 177 Tore.[1] Damit steht er auf Platz 9 der Liste der erfolgreichsten Torschützen. 1977 und 1978 war er mit 34 bzw. 24 Toren Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga
Seine Profikarriere begann der damalige Jugendnationalspieler in der Saison 1972/73 bei Kickers Offenbach noch unter seinem Geburtsnamen Dieter Kaster (Vater Heinz Kaster spielte u. a. bei Eintracht Frankfurt). Erst nach dem Wechsel 1973 zum 1. FC Köln übernahm er den Nachnamen seines Adoptivvaters und nannte sich Dieter Müller.
Mit dem 1. FC Köln wurde Dieter Müller 1978 Deutscher Meister sowie 1977 und 1978 DFB-Pokalsieger. Zudem war er zweimal Torschützenkönig des DFB-Pokals, wobei er 1977 Ernst Willimowskis Rekord von 14 Toren in einer Austragung einstellte und ein Jahr später mit 8 Toren erneut bester Torschütze wurde. Herausragend waren seine sechs Tore am 17. August 1977 beim 7:2-Sieg im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen, ein bis heute gültiger Rekord[2]. Auch aufgrund dieser Leistung wurde er von den Lesern des Kölner Express zu Kölns Stürmer des Jahrhunderts gekürt.
Nach einem Intermezzo beim VfB Stuttgart in der Saison 1981/82 wechselte Müller nach Frankreich zu Girondins Bordeaux. Dort spielte er mit Spielern wie Tigana und Giresse zusammen und gewann noch zweimal den Meistertitel (1984 und 1985). Er zählt zu den wenigen deutschen Fußballern, die insgesamt mehr als 200 Erstligatore erzielt haben.
In der Geschichte des UEFA-Pokals ist Müller mit 29 Treffern zusammen mit Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach) der dritterfolgreichste Torjäger hinter Henrik Larsson (Celtic Glasgow, Helsingborgs IF) mit 40 Toren und Waldo (FC Valencia) mit 31 Toren.
Von Müllers Einsätzen in der Nationalmannschaft bleiben vor allem jene Spiele während der Fußball-Europameisterschaft 1976 in Erinnerung, als er als Debütant Torschützenkönig wurde und maßgeblich dazu beitrug, dass die DFB-Mannschaft ins Finale einzog. Müller wurde bei seinem ersten Länderspiel gegen Jugoslawien in der 79. Minute beim Spielstand von 1:2 eingewechselt. Er erzielte in dem Spiel noch drei Tore und Deutschland gewann mit 4:2 nach Verlängerung. Das 2:2 in diesem Spiel ging in die Fußballgeschichte ein: Dieter Müller war der erste und ist bis heute weltweit der einzige Fußballspieler, dem es gelang, im ersten Länderspiel mit der ersten Ballberührung sofort ein Tor zu erzielen.
Er absolvierte – mutmaßlich wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Bundestrainer Helmut Schön – insgesamt nur zwölf Länderspiele.[3] Dennoch nahm er an der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien teil, da Schön auf den Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga kaum verzichten konnte. Dort gelangen ihm gegen Mexiko und die Niederlande zwei Treffer. Sein letztes Länderspiel war die als „Schmach von Córdoba“ in die Geschichte eingegangene Niederlage im letzten WM-Spiel gegen Österreich.
Auf der Jahreshauptversammlung des Zweitligaabsteigers Kickers Offenbach im Dezember 2000 wurde Dieter Müller von Vereinsmanager Klaus Gerster zum Präsidenten vorgeschlagen und mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Lothar Winkler gewählt. Nach seinen Aussagen hat er den Verein übernommen, als dieser sechs Millionen Mark Schulden hatte und acht Punkte vom Klassenerhalt entfernt war. 2005 gelang dem Verein der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga dem aber drei Jahre später ein erneuter Abstieg folgte. Gegen Ende seiner Amtszeit erfolgte der Umbau des Stadions am Bieberer Berg durch die Stadt Offenbach. Der Verein musste im Gegenzug seine Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Das Stadion wurde im Juli 2012 wiedereröffnet. Insbesondere nach der Ausgliederung der Profiabteilung sah sich Müller primär für die sportlichen Belange und für die Repräsentanz verantwortlich. Bei den Neuwahlen auf der Versammlung im September 2012 wurde in Abwesenheit von Dieter Müller der als Wirtschaftsexperte bezeichnete Frank Ruhl als neuer Präsident gewählt. Zum Ende der Saison 2012/13 musste der Verein mit neun Millionen Euro Schulden Insolvenz anmelden und wurde in die vierte Liga zwangsversetzt. Dieter Müllers Amtszeit von knapp zwölf Jahren ist die bei weitem längste eines Kickers-Präsidenten.[4]
Müllers Sohn starb 1997 im Alter von 16 Jahren an einem Hirntumor.[5]
Am 30. September 2012 erlitt Dieter Müller einen Herzinfarkt und lag im Anschluss vorübergehend im Koma.[5][6] Daraufhin hat er einen Herzschrittmacher erhalten, das Rauchen aufgegeben und seine Ernährung umgestellt.[7][8]
Nationalmannschaftskarriere
Vereine
Dieter Müller, Mounir Zitouni: Meine zwei Leben. Was mir das Schicksal genommen und der Fußball gegeben hat. Edel SE 2020. ISBN 978-3-8419-0697-7
1960: Milan Galić / François Heutte / Walentin Iwanow / Dražan Jerković / Wiktor Ponedelnik | 1964: Dezső Novák / Jesús María Pereda / Ferenc Bene | 1968: Dragan Džajić | 1972: Gerd Müller | 1976: Dieter Müller | 1980: Klaus Allofs | 1984: Michel Platini | 1988: Marco van Basten | 1992: Dennis Bergkamp / Tomas Brolin / Henrik Larsen / Karl-Heinz Riedle | 1996: Alan Shearer | 2000: Patrick Kluivert / Savo Milošević | 2004: Milan Baroš | 2008: David Villa | 2012: Fernando Torres | 2016: Antoine Griezmann | 2021: Cristiano Ronaldo
1964: Uwe Seeler | 1965: Rudolf Brunnenmeier | 1966: Lothar Emmerich | 1967: Lothar Emmerich / Gerd Müller | 1968: Hannes Löhr | 1969, 1970: Gerd Müller | 1971: Lothar Kobluhn | 1972, 1973: Gerd Müller | 1974: Jupp Heynckes / Gerd Müller | 1975: Jupp Heynckes | 1976: Klaus Fischer | 1977: Dieter Müller | 1978: Dieter Müller / Gerd Müller | 1979: Klaus Allofs | 1980, 1981: Karl-Heinz Rummenigge | 1982: Horst Hrubesch | 1983: Rudi Völler | 1984: Karl-Heinz Rummenigge | 1985: Klaus Allofs | 1986: Stefan Kuntz | 1987: Uwe Rahn | 1988: Jürgen Klinsmann | 1989: Thomas Allofs / Roland Wohlfarth | 1990: Jørn Andersen | 1991: Roland Wohlfarth | 1992: Fritz Walter | 1993: Ulf Kirsten / Anthony Yeboah | 1994: Stefan Kuntz / Anthony Yeboah | 1995: Mario Basler / Heiko Herrlich | 1996: Fredi Bobic | 1997, 1998: Ulf Kirsten | 1999: Michael Preetz | 2000: Martin Max | 2001: Sergej Barbarez / Ebbe Sand | 2002: Márcio Amoroso / Martin Max | 2003: Thomas Christiansen / Giovane Élber | 2004: Aílton | 2005: Marek Mintál | 2006: Miroslav Klose | 2007: Theofanis Gekas | 2008: Luca Toni | 2009: Grafite | 2010: Edin Džeko | 2011: Mario Gómez | 2012: Klaas-Jan Huntelaar | 2013: Stefan Kießling | 2014: Robert Lewandowski | 2015: Alex Meier | 2016: Robert Lewandowski | 2017: Pierre-Emerick Aubameyang | 2018, 2019, 2020, 2021, 2022: Robert Lewandowski
| |
Tschammerpokal |
1935: Ernst Kuzorra | 1936: Hermann Budde / Ernst Poertgen | 1937: Kurt Männer | 1938: Helmut Schön | 1939: Edmund Adamkiewicz / Franz Binder | 1940: Fritz Machate | 1941: Edmund Conen | 1942: Ernst Willimowski | 1943: Karl Decker / Rudolf Noack |
DFB-Pokal |
1953: Franz Islacker | 1954: Georg Stollenwerk / Erwin Waldner | 1955: Helmut Sadlowski / Dieter Seeler / Antoine Kohn / Ernst Kunkel / Kurt Sommerlatt / Oswald Traub | 1956: Uwe Seeler / Heinz Ruppenstein / Bernhard Termath | 1957: Rudolf Jobst | 1958: Rolf Geiger | 1959: Manfred Rummel | 1960: Gustav Witlatschil / Albert Brülls | 1961: Klaus Hänel | 1962: Franz-Josef Wolfframm / Gustav Flachenecker / Kurt Haseneder / Tasso Wild | 1963: Uwe Seeler | 1964: Rudolf Brunnenmeier | 1965: Kurt Haseneder / Tasso Wild / Willi Koslowski / Waldemar Gerhardt / Christian Breuer / Lothar Emmerich | 1966: Peter Osterhoff / Rainer Ohlhauser | 1967: Gerd Müller | 1968: Hannes Löhr | 1969: Gerd Müller | 1970: Hannes Löhr | 1971: Gerd Müller | 1972: Wolfgang Overath / Hannes Löhr / Bernd Rupp / Klaus Fischer | 1973: Hannes Löhr | 1974: Bernd Hölzenbein | 1975: Hermann Lindner | 1976: Klaus Toppmöller | 1977, 1978: Dieter Müller | 1979: Dieter Hoeneß | 1980: Manfred Burgsmüller / Klaus Allofs | 1981: Jimmy Hartwig / Horst Hrubesch / Thomas Remark | 1982: Karl-Heinz Rummenigge | 1983: Stephan Engels | 1984: Ronald Worm / Klaus Fischer | 1985: Manfred Dum | 1986: Karl Allgöwer | 1987: Dirk Kurtenbach | 1988: Stefan Kuntz | 1989: Christian Schreier | 1990: Wynton Rufer / Stefan Kuntz | 1991: Michael Tönnies | 1992: Fritz Walter | 1993: Andreas Thom | 1994: Wynton Rufer | 1995: Heiko Herrlich | 1996: Wladimir Bestschastnych / Thomas Häßler / Pavel Kuka | 1997: Bernhard Winkler | 1998: Carsten Jancker | 1999: Achim Weber | 2000: Adnan Kevrić | 2001: Arie van Lent | 2002: Dimitar Berbatow | 2003: Giovane Élber | 2004: Aílton | 2005: Carsten Jancker / Claudio Pizarro | 2006: Claudio Pizarro | 2007: Cacau | 2008: Mario Gómez | 2009: Edin Džeko / Ivica Olić | 2010: Sahr Senesie / Lucas Barrios / Thomas Müller | 2011: Srđan Lakić | 2012: Robert Lewandowski | 2013: Mario Gómez | 2014: Thomas Müller | 2015: Stefan Kießling / Sven Schipplock | 2016: Henrich Mchitarjan | 2017, 2018, 2019, 2020: Robert Lewandowski | 2021: Jadon Sancho | 2022: Robert Glatzel |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Müller, Dieter |
ALTERNATIVNAMEN | Kaster, Dieter (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballspieler |
GEBURTSDATUM | 1. April 1954 |
GEBURTSORT | Offenbach am Main, Deutschland |