Jessica „Jess“ Varnish (* 10. November 1990 in Bromsgrove) ist eine ehemalige britische Bahnradsportlerin, die auf Kurzzeitdisziplinen spezialisiert war.
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Jessica Varnish (2015) | |
Zur Person | |
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Spitzname | Jess |
Geburtsdatum | 10. November 1990 |
Nation | Vereinigtes Konigreich![]() |
Disziplin | Bahn (Kurzzeit) |
Karriereende | 2016 |
Wichtigste Erfolge | |
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Letzte Aktualisierung: 11. November 2017 |
Schon mit 14 Jahren nahm Jessica Varnish inoffiziell an den Junioren-Bahn-Weltmeisterschaften teil. Sie war eine Spezialistin für die Kurzzeitdisziplinen auf der Bahn. Dreimal wurde sie Europameisterin der Junioren im Keirin und im Zeitfahren.
Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2011 in Apeldoorn errang Varnish gemeinsam mit Victoria Pendleton Silber im Teamsprint, und die beiden Frauen wurden gemeinsam Europameisterinnen in derselben Disziplin. Beim Lauf des Bahnrad-Weltcups 2011/12 in London stellte sie mit 32,828 Sekunden einen neuen Weltrekord auf. Bei den Bahnweltmeisterschaften 2014 holte sie mit Rebecca James Bronze im Teamsprint sowie Bronze im Sprint bei den Commonwealth Games.
Im April 2016 wurde bekannt, dass der Vertrag zwischen Jessica Varnish und dem olympischen Programm des britischen Verbands British Cycling nicht verlängert wurde, so dass sie nicht an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teilnehmen konnte. Grund seien nicht-ausreichende Leistungen, aber nicht ihre Kritik an den Trainern, die sie im März in einem Interview geäußert hatte. Varnish hatte sexistische Äußerungen des Trainers Shane Sutton zitiert, der unter anderem zu ihr gesagt haben soll: „Hau ab und krieg ein Kind.“[1] Es herrsche eine „Kultur der Angst“.[2] Der Telegraph äußerte die Vermutung, dies könne das Ende ihrer Radsportkarriere bedeuten.[3]
Varnish erhielt in ihrer Kritik an Sutton wegen vermeintlicher sexistischen Äußerungen Rückendeckung von den Fahrerinnen Victoria Pendleton und Nicole Cooke. Kurz darauf wurde Sutton vom britischen Verband suspendiert, weil es weitere Vorwürfe gab, er habe paralympische Radsportler als „gimps“ und „wobblies“ (sinngemäß „Krüppel“) bezeichnet[4]
British Cycling (BC) untersuchte den Fall; Resultat war, dass Sutton von acht der neun Kritikpunkte Varnishs entlastet wurde. Dennoch trat Sutton von seinem Posten zurück, nachdem er kurz zuvor schon suspendiert worden war.[5] Im Dezember 2016 forderte Jessica Varnish von British Cycling die Herausgabe ihrer persönlichen Akte, um den Hintergrund dieser Entscheidung zu erfahren. Die Vorsitzende des britischen Ruderverbandes British Rowing, Annemarie Phelps, wurde beauftragt, die Vorwürfe zu Sexismus, Rassismus und Vorzugsbehandlung zu untersuchen.[2] Ihr Report zog das Fazit, dass der ursprüngliche Bericht von BC „geschönt“ und wesentliche Aussagen entfernt worden waren. Es bleibe die Frage, ob der damalige Vorstand von BC fähig gewesen sei, einen nationalen Sportverband zu leiten.[6]
2017 erklärte die neu eingesetzte Geschäftsführerin der Verbandes, Julie Harrington, dass Jess Varnish in die britische Bahn-Nationalteam zurückkehren könne, wenn sie die hierfür notwendige Leistungen erbringe.[7] 2018 verklagte Varnish British Cycling auf Entschädigung. Ihre Argumentation beruhte darauf, dass sie als subventionierte Sportlerin Arbeitnehmerrechte habe. Sollte das Gericht ihre Ansicht teilen, könnte dies weitreichende Konsequenzen für die Förderprogramme des britischen Verbandes und negative Folgen für die Sportler haben.[8] Der Verband warf ihr bei einem ersten Hearing im Dezember 2018 vor, Eigeninteressen über die Interessen der Allgemeinheit zu stellen.[9] Im Januar wurde ihre Klage abgewiesen, wenig später wurde sie Mutter.[10][11] Varnish legte die Gerichtsentscheidung Berufung ein.[12] Im Juli 2020 wurde die Berufung von einem Arbeitsgericht zurückgewiesen.[13]
2010 Clair/Sanchez | 2011 Pendleton/Varnish | 2012 Krupeckaitė/Gaivenytė | 2013 Breschniwa/Strelzowa | 2014 Breschniwa/Woinowa | 2015–2018 Schmeljowa/Woinowa | 2019 Schmeljowa/Woinowa/Rogowaja | 2020 Woinowa/Schmeljowa/Antonowa | 2021 Braspennincx/Lamberink/van de Wouw/van der Peet | 2022 Hinze/Grabosch/Friedrich
1972–1977 Faith Murray | 1999, 2000 Wendy Everson | 2001 Denise Hampson | 2002–2010 Victoria Pendleton | 2011, 2012 Rebecca James | 2013, 2014 Jessica Varnish | 2015 Katy Marchant | 2017 Jessica Crampton | 2018 Katy Marchant | 2019 Sophie Capewell | 2020 Lauren Bate | 2022 Rhian Edmunds
Die Resultate sind nicht vollständig.
Personendaten | |
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NAME | Varnish, Jessica |
ALTERNATIVNAMEN | Varnish, Jess |
KURZBESCHREIBUNG | britische Radrennfahrerin |
GEBURTSDATUM | 10. November 1990 |
GEBURTSORT | Bromsgrove |