Miriam Welte (* 9. Dezember 1986 in Kaiserslautern) ist eine ehemalige deutsche Bahnradsportlerin. Sie ist Olympiasiegerin, wurde sechs Mal Weltmeisterin, vier Mal Europameisterin und errang 21 deutsche Meistertitel.
2002 wurde Miriam Welte, die von ihrem Stiefvater Frank Ziegler trainiert wird, deutsche Vize-Meisterin der Juniorinnen im 500-Meter-Zeitfahren, von 2006 bis 2008 gewann sie jeweils die Deutsche Meisterschaft der Elite in dieser Disziplin. Dazu kamen zwei Europameistertitel: 2006 im Zeitfahren in Athen sowie 2008 im Keirin in Pruszków. 2008 und 2009 erreichte sie mehrfach Podiumsplätze bei Weltcuprennen im Zeitfahren sowie im Teamsprint.
2008 errang die 1,71 Meter große und damals 65 Kilogramm schwere[1] Welte gemeinsam mit Dana Glöß bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Manchester Bronze im Teamsprint. 2011 belegte sie bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Apeldoorn den dritten Platz im 500-Meter-Zeitfahren; im selben Jahr wurde sie in Berlin dreifache deutsche Meisterin; im Keirin, im Teamsprint (mit Verena Jooß) und im 500-Meter-Zeitfahren mit neuer deutscher Rekordzeit von 34,336 Sekunden sowie Vize-Meisterin im Sprint.
Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2012 in Melbourne konnte Miriam Welte gemeinsam mit Kristina Vogel die Goldmedaille im Teamsprint holen. Sowohl in der Qualifikation wie im Finale stellten die beiden Fahrerinnen jeweils einen Weltrekord auf. Das 500-Meter-Zeitfahren beendete sie hinter Anna Meares mit nationaler Rekordzeit von 33,626 Sekunden als Vize-Weltmeisterin. Damit verbesserte sie ihren eigenen bisherigen Rekord von 34,172 Sekunden, den sie beim Lauf des Bahnrad-Weltcups 2011/2012 in Astana aufgestellt hatte. So fuhr sie dreimal innerhalb von weniger als zwölf Monaten einen neuen deutschen Rekord über 500 Meter bei stehendem Start. Am 22. Juni 2012 stellte Welte zudem beim U.S. Grand Prix of Sprinting in Colorado Springs einen neuen Rekord über 200 Meter bei fliegendem Start von 10,64 Sekunden auf.[2]
Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann Miriam Welte gemeinsam mit Kristina Vogel die Goldmedaille im Teamsprint, nachdem die Richter wegen eines Wechselfehlers die eigentlichen Finalsiegerinnen aus China auf den zweiten Platz zurückstuften. Schon in das Finale um Gold waren die beiden deutschen Fahrerinnen erst gekommen, weil im Lauf zuvor das britische Duo wegen eines ebensolchen Fehlers relegiert worden war.[3] Die beiden Deutschen sind damit die ersten Olympiasiegerinnen in dieser Disziplin, die 2012 neu in das Programm der Olympischen Spiele Aufnahme fand.
Im Jahr darauf wurde Welte gemeinsam mit Vogel in Minsk Weltmeisterin im Teamsprint und Vizeweltmeisterin im Zeitfahren. Im Dezember 2013 stellte sie gemeinsam mit Kristina Vogel mit 32,153 Sekunden einen neuen Weltrekord im Teamsprint über 500 Meter auf.[4][5] Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2014 in Cali wurde Welte Doppelweltmeisterin, im Teamsprint mit Vogel sowie im 500-Meter-Zeitfahren.
Von April bis Mai 2014 war Miriam Welte die erste deutsche Sprinterin, die zur Internationalen Keirin-Serie geladen wurde, wo sie gemeinsam mit der Spanierin Helena Casas im Girl's Keirin startete.[6] Bei ihrer Teilnahme an den Bahn-Europameisterschaften 2015 war sie gehandicapt, weil sie sich zuvor einen Fuß mit heißem Wasser verbrüht hatte. Trotz starker Schmerzen errang sie gemeinsam mit Vogel die Silbermedaille im Teamsprint, musste dann aber ihren Start im Zeitfahren absagen.[7]
2016 wurde Welte für den Start bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nominiert, wo sie gemeinsam mit Kristina Vogel die Bronzemedaille im Teamsprint errang. Im Sprint belegte sie Rang elf und im Keirin Rang 25. Im Dezember des Jahres verletzte sie sich bei der Track Cycling Challenge im Velodrome Suisse einen Ellenbogen.[8]
Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2018 wurde Miriam Welte zweimal Weltmeisterin: Sie errang zum zweiten Mal Gold im 500-Meter-Zeitfahren sowie gemeinsam mit Pauline Grabosch und Kristina Vogel im Teamsprint.
Im Juni 2019 gab Miriam Welte in einem Interview mit dem SWR an, das sie ihre Karriere nach den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio beenden werde.[9] Entgegen dieser Ankündigung gab sie im September 2019 überraschend ihren sofortigen Rücktritt vom Leistungsradsport bekannt.[10]
Bis 2013 startete Miriam Welte für das UCI Track Team „Track Cycling Team Mecklenburg-Vorpommern“, ihr Verein war der RSC Kaiserslautern. Im Februar 2014 wurde bekannt, dass sie in die Triathlonabteilung des 1. FC Kaiserslautern wechselte, die über den Pfälzischen Radfahrerbund Mitglied im Bund Deutscher Radfahrer ist.[11]
Nach ihrem Rücktritt vom Radsport wird Miriam Welte, die den Rang einer Oberkommissarin (Stand 2019) hat, ihre Laufbahn bei der Polizei weiter verfolgen.[12] Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2020 berichtete sie als Reporterin auf den Social-Media-Kanälen der Organisation von der Veranstaltung.[13] Seit 2020 unterstützt sie ihren ehemaligen Trainer Frank Ziegler in der Sportlichen Leitung des Bahn-Teams Rheinland-Pfalz.[14] Im November 2020 wurde sie zur kommissarischen Vizepräsidentin (Leistungssport) des Landessportbundes Rheinland-Pfalz berufen.[15] Anfang Dezember 2021 wurde sie zur Vizepräsidentin des DOSB gewählt.[16]
Miriam Welte ist liiert mit dem Fußballtrainer Oliver Schäfer (Stand 2021).[17]
Miriam Welte ist liiert mit dem ehemaligen Fußballer Oliver Schäfer (Stand 2019).[28]
2012: Deutschland Miriam Welte / Kristina Vogel |
2016: China Volksrepublik
Gong Jinjie / Zhong Tianshi |
2020: China Volksrepublik
Bao Shanju / Zhong Tianshi
Liste der Olympiasieger im Radsport
2007, 2008 Victoria Pendleton/Shanaze Reade | 2009–2011 Kaarle McCulloch/Anna Meares | 2012–2014 Kristina Vogel/Miriam Welte | 2015 Gong Jinjie/Zhong Tianshi | 2016, 2017 Darja Schmeljowa/Anastassija Woinowa | 2018 Pauline Grabosch/Kristina Vogel/Miriam Welte | 2019 Kaarle McCulloch/Stephanie Morton | 2020, 2021 Pauline Grabosch/Emma Hinze/Lea Sophie Friedrich
1995–1999 Félicia Ballanger | 2001 Nancy Contreras | 2000, 2002, 2003, 2005, 2006 Natalja Zilinskaja | 2004, 2007, 2010, 2012 Anna Meares | 2008 Lisandra Guerra | 2009 Simona Krupeckaitė | 2011 Olga Panarina | 2013 Lee Wai-sze | 2014, 2018 Miriam Welte | 2015, 2016 Anastassija Woinowa | 2017, 2019 Darja Schmeljowa | 2020, 2021 Lea Sophie Friedrich
2014, 2015, 2019 Anastassija Woinowa | 2016, 2018, 2020, 2021 Darja Schmeljowa | 2017 Miriam Welte | 2022 Emma Hinze
1976–1980 Beate Habetz | 1981–1983 Claudia Lommatzsch | 1984 Birgit Strecke | 1985, 1986 Gabi Altweck | 1987, 1989, 1990 Gabi Dorausch | 1988 Andrea Beitzel | 1991, 1992, 1993, 1996 Annett Neumann | 1997 Kathrin Freitag | 1998, 2001, 2002 Susan Panzer | 1999, 2003 Katrin Meinke | 2000 Kathrin Freitag | 2004, 2005, 2008 Christin Muche | 2006, 2007, 2009 Dana Glöß | 2010–2017 Kristina Vogel | 2018 Miriam Welte | 2019 Lea Sophie Friedrich | 2022 Emma Hinze
2003–2008 Christin Muche | 2009, 2011, 2015 Miriam Welte | 2010, 2013, 2014, 2017 Kristina Vogel | 2012 Charlott Arndt | 2016, 2018, 2022 Emma Hinze | 2019 Lea Sophie Friedrich
1990 Gabi Dorausch | 1991–1996 Annett Neumann | 1997–1999 Ulrike Weichelt | 2000 Kathrin Freitag | 2001–2003 Katrin Meinke | 2004, 2005 Dana Glöß | 2006–2009, 2011–2014, 2016–2018 Miriam Welte | 2010, 2015 Kristina Vogel | 2019, 2022 Emma Hinze
2011 Verena Jooß/Miriam Welte | 2013 Kristina Vogel/Miriam Welte | 2014 Doreen Heinze/Kristina Vogel | 2015 Gudrun Stock/Kristina Vogel | 2016, 2017 Pauline Grabosch/Kristina Vogel | 2018 Lea Sophie Friedrich/Miriam Welte | 2019 Miriam Welte/Emma Hinze | 2022 Lea Sophie Friedrich/Sandra Hainzl/Emma Hinze
2012 fiel dieser Wettbewerb mangels Starterinnen aus, 2020 und 2021 wurden die Meisterschaften wegen der Corona-Epidemie nicht ausgetragen.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Welte, Miriam |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bahnradsportlerin |
GEBURTSDATUM | 9. Dezember 1986 |
GEBURTSORT | Kaiserslautern, Deutschland |