Stefan Denifl (* 20. September 1987 in Fulpmes, Tirol) ist ein österreichischer Radrennfahrer. Im März 2019 gestand Denifl Blutdoping betrieben zu haben und erhielt eine vierjährige Sperre. Seine größten Karriereerfolge als Gesamtwertungssieger der Österreich-Rundfahrt 2017 und Etappensieger der Vuelta a España 2017 wurden infolgedessen aberkannt. Im Jänner 2021 wurde er – nicht rechtskräftig – wegen gewerbsmäßigen Sportbetrugs in den Jahren 2014–2018 zu einer teilbedingten Haftstrafe und dem Verfall von Einkommen verurteilt.[1]
Seinen ersten Vertrag bei einem internationalen Radsportteam erhielt Denifl für das Jahr 2006 beim Professional Continental Team Vorarlberg. Von 2007 bis 2009 fuhr er für Elk Haus-Simplon und wurde im Jahr 2008 Österreichischer Meister im Einzelzeitfahren. 2010 wechselte Denifl zum Cervélo Test Team und konnte einige vordere Platzierungen bei internationalen Rennen wie der Vuelta a Castilla y León, sowie bei der Bayern-Rundfahrt und der Österreich-Radrundfahrt verbuchen.
Zu Beginn der Saison 2011 wechselte Stefan Denifl zum luxemburgischen Team Leopard Trek und fuhr damit erstmals für ein UCI ProTeam.[2] Seine Teilnahme an der Kalifornien-Rundfahrt im Mai wurde von einem dramatischen Sturz auf der fünften Etappe von Seaside nach Paso Robles überschattet, wobei Denifl, nachdem er gemeinsam mit Ex-Weltmeister Óscar Freire als Ausreißer in aussichtsreicher Position lag, unglücklich zu Fall kam und beinahe mit einem nachfahrenden Teamfahrzeug kollidierte wäre.[3] Seine stärksten Leistungen im Trikot von Leopard Trek zeigte er bei den schweren UCI ProTour-Eintagesrennen Grand Prix Cycliste de Montréal sowie beim Grand Prix de Wallonie, die er auf den Plätzen fünf bzw. neun beenden konnte.
2012 wechselte Denifl zum niederländischen Team Vacansoleil-DCM. Für das neue Team absolvierte er 2012 erstmals den Giro d’Italia und erzielte ein Top-Ten Ergebnis bei der Tour du Limousin. Bei der UCI Straßen-Weltmeisterschaft in Valkenburg belegte er den 22. Rang.
Zur Saison 2013 wurde Denifl Teil des neugegründeten IAM Cycling Team.[4] Seine größten Erfolge für das in der Schweiz ansässige Team konnte er 2013 mit dem fünften Gesamtrang beim Circuit Cycliste Sarthe sowie mit dem Gewinn der Bergwertung bei der Bayern-Rundfahrt einfahren. Die österreichischen Staatsmeisterschaften auf der Straße beendete er auf dem zweiten Rang hinter Riccardo Zoidl.
In der Frühjahrssaison 2014 belegte Stefan Denifl im März den siebten Gesamtrang bei Paris–Nizza. Im April belegte er beim Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich den 20. Rang. Anschließend zwangen ihn Knieprobleme zu einer Verletzungspause bis 2015.[5] Sein Comeback feierte Denifl am 13. Mai 2015 Stefan Denifl bei der Bayern-Rundfahrt. Bei der anschließenden Tour de Suisse 2015 belegte er auf der Königsetappe mit Ziel Sölden/Rettenbachferner den neunten Rang und gewann die Bergwertung der Rundfahrt.
Denifl vertrat sein Land bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, gab das Rennen aber nach mehreren Defekten auf.[6] Da das Schweizer IAM-Team mit Saisonende 2016 aufgelöst wurde, wechselte Stefan Denifl zur Saison 2017 gemeinsam mit seinen Teamkollegen Leigh Howard und Larry Warbasse zum neugegründeten irischen Team Aqua Blue Sport.[7]
Mit dem später wegen Doping aberkannten Gesamtsieg der Österreich-Rundfahrt 2017 gelang Denifl sein bis daher größter Erfolg. Er übernahm als Etappenzweiter der vierten Etappe mit Bergankunft am Kitzbüheler Horn knapp hinter dem kolumbianischen Kletterspezialisten Miguel Ángel López das Gelbe Trikot[8] und verteidigte die Gesamtführung gegen dessen Attacken auf der fünften Etappe, die u. a. über den Felbertauern und den Großglockner führte.[9]
Bei der Vuelta a España 2017 entschied Denifl die 17. Etappe von Villadiego zur Bergankunft nach Los Machucos als letzter verbliebener Fahrer aus einer frühen Ausreißergruppe für sich. Dieser später ebenfalls wegen Doping aberkannte Erfolg war der erste Etappensieg eines Österreichers bei der Spanien-Rundfahrt seit 82 Jahren.[10] Zuletzt war dies 1935 dem zweifachen österreichischen Straßenmeister Max Bulla gelungen. Zudem war es der erste Etappensieg für das irische Team Aqua Blue Sport bei einer der drei großen Rundfahrten.[11]
Nach Auflösung des Team Aqua Blue Sport zum Saisonende 2018 unterschrieb Denifl einen Vertrag beim polnisch-amerikanischen CCC Team. Der Vertrag wurde jedoch wie das Team im Dezember 2018 mitteilte auf Wunsch von Denifl aus privaten Gründen einvernehmlich aufgelöst.[12]
Am 1. März 2019 wurde der damals 31-Jährige im Rahmen der Dopingrazzia „Operation Aderlass“ bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften in Seefeld in Tirol verhaftet und – nachdem er umfassend Blutdoping gestanden hatte – wieder auf freien Fuß gesetzt.[13][14] Im Zuge dieser Dopingrazzia wurden Denifl der Erfolg der Österreich-Rundfahrt 2017 sowie der Etappensieg bei der Vuelta a España 2017 nachträglich aberkannt.[15][16]
Im Jänner 2021 wurde Denifl vom Landesgericht Innsbruck wegen schweren gewerbsmäßigen Sportbetrugs zu 24 Monaten Haftstrafe verurteilt, von denen 16 Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden.[17] Der Drahtzieher des Blutdopings auch bei anderen Sportlern, der Arzt Mark S., wurde am 15. Januar 2021 vom Landgericht München II zu 4 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt – nicht rechtskräftig.[18]
Stefan Denifl lebt in Fulpmes und kommt aus einer Radsportfamilie. Sein Vater Ernst vertrat Österreich als Mountainbiker bei den XXVI. Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta.[19]
Denifl wurde gut zwei Wochen nach seinem Gesamtsieg bei der Österreich-Rundfahrt 2017 Vater.[20]
Grand Tour | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
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![]() | – | – | 75 | – | – | – | 52 | – | – |
![]() | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
![]() | DNF | – | – | – | – | – | – | – |
1947 Robert Renonce | 1948 Raymond Colliot | 1949, 1950 Richard Menapace | 1951, 1952 Franz Deutsch | 1953 François Gelhausen | 1954 Adolf Christian | 1955 Lars Nordwall | 1956 Roland Ströhm | 1957 Gunnar Wilhelm Göransson | 1958 Richard Durlacher | 1959, 1961 Stefan Mascha | 1960 René Lotz | 1962 Walter Müller | 1963 Jan Pieterse | 1964 Edy Schütz | 1965, 1966 Hans Furian | 1967 Rini Wagtmans | 1968 Jan Krekels | 1969 Matthijs de Koning | 1970, 1974, 1977 Rudolf Mitteregger | 1971 Roman Humenberger | 1972, 1973, 1975, 1976 Wolfgang Steinmayr | 1978 Jostein Wilmann | 1979 Herbert Spindler | 1980 Geir Digerud | 1981 Gerhard Zadrobilek | 1982, 1986 Helmut Wechselberger | 1983 Kurt Zellhofer | 1984 Stefan Maurer | 1985 Olaf Jentzsch | 1987 Dmitri Konyschew | 1988, 1990 Dietmar Hauer | 1989, 1992 Valter Bonča | 1991 Roman Kreuziger | 1993, 2000 Georg Totschnig | 1994 Harald Morscher | 1995 Steffen Kjærgaard | 1996 Frank Vandenbroucke | 1997 Daniele Nardello | 1998 Beat Zberg | 1999 Maurizio Vandelli | 2001, 2004 Cadel Evans | 2002, 2003 Gerrit Glomser | 2005 Juan Miguel Mercado | 2006 – | 2007 Stijn Devolder | 2008 Thomas Rohregger | 2009 Michael Albasini | 2010 Riccardo Riccò | 2011 Fredrik Kessiakoff | 2012 Jakob Fuglsang | 2013 Riccardo Zoidl | 2014 Peter Kennaugh | 2015 Víctor de la Parte | 2016 Jan Hirt | 2017 – | 2018, 2019 Ben Hermans
Der Sieger von 2006, Tom Danielson, wurde wegen Dopings nachträglich disqualifiziert. Der Sieger von 2017, Stefan Denifl, wurde wegen Dopings nachträglich disqualifiziert.
1996, 1997, 2001, 2002, 2004 Georg Totschnig | 1998, 2006 Peter Luttenberger | 1999 Florian Wiesinger | 2000 René Haselbacher | 2003 Andrew Bradley | 2005 Hans-Peter Obwaller | 2007 Rupert Probst | 2008 Stefan Denifl | 2009, 2013, 2014, 2016, 2019, 2020, 2021 Matthias Brändle | 2010 nicht ausgetragen | 2011 Andreas Hofer | 2012 Riccardo Zoidl | 2015, 2017, 2018 Georg Preidler
Personendaten | |
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NAME | Denifl, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Radrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 20. September 1987 |
GEBURTSORT | Fulpmes, Tirol, Österreich |