Jürgen Schult (* 11. Mai 1960 in Neuhaus/Elbe, Kreis Hagenow, Bezirk Schwerin, DDR) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet, der – für die DDR startend – 1988 Olympiasieger im Diskuswurf wurde. Er errang damit am 1. Oktober 1988 die letzte olympische Goldmedaille für die DDR. Er stellte am 6. Juni 1986 den noch immer bestehenden Weltrekord im Diskuswurf mit einer Weite von 74,08 m auf (Stand: Juli 2022).[1]
Jürgen Schult ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Deutschland Demokratische Republik 1949![]() Deutschland ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 11. Mai 1960 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Neuhaus/Elbe | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 193 cm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 110 kg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Diskuswurf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestleistung | 74,08 m ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | Schweriner SC | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | zurückgetreten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriereende | 2000 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Später gelang es ihm, in einer langen sportlichen Karriere, die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts reichte, in der gesamtdeutschen Mannschaft an diesen Erfolg anzuknüpfen. Unter anderem wurde er 1992 Olympiazweiter und 1999 Weltmeisterschaftszweiter.
Jürgen Schult begann als Fußballer und Radsportler bei der SSG Traktor Neuhaus. Von 1974 bis 1976 war er Schüler der Kinder- und Jugendsportschule in Schwerin und seitdem Diskuswerfer beim SC Traktor Schwerin. Ab 1976 erlernte er den Beruf eines Maschinen- und Anlagenmonteurs, absolvierte von 1979 bis 1985 ein Pädagogikstudium zum Erzieher für Jugendheime und studierte dann noch von 1986 bis 1994 an der DHfK in Leipzig zum Diplomsportlehrer.
Seine sportliche Karriere begann mit Erfolgen bei der Kinder- und Jugendspartakiade (1975 Bronze, 1977 Silber) und 1976 dem DDR-Jugendmeistertitel, bevor sich ab 1979 die internationalen Erfolge anschlossen. Nachdem ihm die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles durch den Olympiaboykott der DDR entgangen waren, erlangte Jürgen Schult im Juni 1986 Berühmtheit durch einen bis heute bestehenden Weltrekord: Mit 74,08 m übertraf er die gültige Bestleistung von Juri Dumtschew (Sowjetunion) um die außergewöhnliche Differenz von 2,22 Metern.
1988 kam es beim ersten und letzten Leichtathletik-Länderkampf zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zu einem Eklat, als Schult die Gratulation des von ihm besiegten Wolfgang Schmidt ablehnte, der kurz zuvor aus der DDR in die Bundesrepublik übergesiedelt war. Dieses Verhalten wurde von der DDR-Sportführung angewiesen.
Jürgen Schult ist 1,93 m groß und wog zu seiner aktiven Zeit 110 kg. Er startete für den SC Traktor Schwerin, 1991 umgewandelt in Schweriner SC, und trainierte bei Hermann Brandt. 1998 bis 2000 trat er für den SC Riesa an und war von 1993 bis 2000 sein eigener Trainer. Er war von 2001 bis 2018 Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes für Diskuswurf der Männer, seit 2006 am Stützpunkt Potsdam. Im Januar 2011 wurde er zum Leitenden Bundestrainer für die Wurf- und Stoßdisziplinen berufen.[2] In dieser Position wurde er im September 2018 von Marko Badura abgelöst und ist seitdem zuständig für die Leichtathletikausbildung an der Bundespolizeisportschule Kienbaum.[3]
Jürgen Schult wohnt seit Mitte der 2000er Jahre in Töplitz bei Potsdam.
1991 konnten die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Werner Franke mehrere Dissertationen und Habilitationsschriften ehemaliger DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow sicherstellen. Anhand der Arbeiten ließ sich die Teilnahme am DDR-Staatsdoping vieler bekannter DDR-Leistungssportler, darunter auch Jürgen Schult, rekonstruieren. Den Angaben zufolge bekam Jürgen Schult von 1981 bis 1984 hohe Dosen Oral-Turinabol.[4] Später räumte er ein, gegenüber den Ermittlern der Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität die Unwahrheit gesagt zu haben, als er aussagte, von Oral-Turinabol erst nach der Wende gehört zu haben. Deswegen musste er 2001 eine Geldauflage von 12.000 Mark bezahlen.[5] Schult hat die Verwendung anaboler Steroide stets bestritten.[6]
1896: Vereinigte Staaten 44 Robert Garrett |
1900: Ungarn 1867
Rudolf Bauer |
1904: Vereinigte Staaten 45
Martin Sheridan |
1908: Vereinigte Staaten 46
Martin Sheridan (freier und klassischer Stil) |
1912: Finnland Großfurstentum 1883
Armas Taipale (ein- und beidhändig) |
1920: Finnland
Elmer Niklander |
1924: Vereinigte Staaten 48
Bud Houser |
1928: Vereinigte Staaten 48
Bud Houser |
1932: Vereinigte Staaten 48
John Anderson |
1936: Vereinigte Staaten 48
Ken Carpenter |
1948: Italien
Adolfo Consolini |
1952: Vereinigte Staaten 48
Sim Iness |
1956: Vereinigte Staaten 48
Al Oerter |
1960: Vereinigte Staaten
Al Oerter |
1964: Vereinigte Staaten
Al Oerter |
1968: Vereinigte Staaten
Al Oerter |
1972: Tschechoslowakei
Ludvík Daněk |
1976: Vereinigte Staaten
Mac Wilkins |
1980: Sowjetunion 1955
Wiktor Raschtschupkin |
1984: Deutschland Bundesrepublik
Rolf Danneberg |
1988: Deutschland Demokratische Republik 1949
Jürgen Schult |
1992: Litauen 1989
Romas Ubartas |
1996: Deutschland
Lars Riedel |
2000: Litauen 1989
Virgilijus Alekna |
2004: Litauen 1989
Virgilijus Alekna |
2008: Estland
Gerd Kanter |
2012: Deutschland
Robert Harting |
2016: Deutschland
Christoph Harting |
2020: Schweden
Daniel Ståhl
Liste der Olympiasieger in der Leichtathletik
1983: Imrich Bugár | 1987: Jürgen Schult | 1991: Lars Riedel | 1993: Lars Riedel | 1995: Lars Riedel | 1997: Lars Riedel | 1999: Anthony Washington | 2001: Lars Riedel | 2003: Virgilijus Alekna | 2005: Virgilijus Alekna | 2007: Gerd Kanter | 2009: Robert Harting | 2011: Robert Harting | 2013: Robert Harting | 2015: Piotr Małachowski | 2017: Andrius Gudžius | 2019: Daniel Ståhl | 2022: Kristjan Čeh
Liste der Weltmeister in der Leichtathletik
1934: Harald Andersson | 1938: Willy Schröder | 1946: Adolfo Consolini | 1950: Adolfo Consolini | 1954: Adolfo Consolini | 1958: Edmund Piątkowski | 1962: Wladimir Trussenjow | 1966: Detlef Thorith | 1969: Hartmut Losch | 1971: Ludvík Daněk | 1974: Pentti Kahma | 1978: Wolfgang Schmidt | 1982: Imrich Bugár | 1986: Romas Ubartas | 1990: Jürgen Schult | 1994: Uladsimir Dubrouschtschyk | 1998: Lars Riedel | 2002: Róbert Fazekas | 2006: Virgilijus Alekna | 2010: Piotr Małachowski | 2012: Robert Harting | 2014: Robert Harting | 2016: Piotr Małachowski | 2018: Andrius Gudžius | 2022: Mykolas Alekna
Personendaten | |
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NAME | Schult, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diskuswerfer und Olympiasieger |
GEBURTSDATUM | 11. Mai 1960 |
GEBURTSORT | Neuhaus/Elbe, Kreis Hagenow, Bezirk Schwerin, DDR |