Ruddy Lilian Thuram-Ulien (* 1. Januar 1972 in Pointe-à-Pitre) ist ein französischer Autor, Stifter und ehemaliger Fußballspieler. Er ist Rekordnationalspieler der französischen Nationalmannschaft, mit der er die Fußballweltmeisterschaft 1998 und die Fußballeuropameisterschaft 2000 gewann. Seit dem Ende seiner Fußballkarriere widmet er sich der antirassistischen Bildungsarbeit.
Lilian Thuram | ||
![]() Lilian Thuram (2013) | ||
Personalia | ||
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Voller Name | Ruddy Lilian Thuram-Ulien | |
Geburtstag | 1. Januar 1972 | |
Geburtsort | Pointe-à-Pitre, Frankreich | |
Größe | 185 cm | |
Position | Abwehr | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
Portugais de Fontainebleau | ||
CS Fontainebleau | ||
US Melun | ||
AS Monaco | ||
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1989–1994 | AS Monaco B | 43 (1) |
1990–1996 | AS Monaco | 155 (9) |
1996–2001 | AC Parma | 163 (1) |
2001–2006 | Juventus Turin | 144 (1) |
2006–2008 | FC Barcelona | 41 (0) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
Frankreich U23 | 18 (?) | |
Frankreich B | 1 (0) | |
1994–2008 | Frankreich | 142 (2) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Der Innenverteidiger, der in Guadeloupe aufwuchs, zog als Neunjähriger mit seiner Mutter in die Pariser Banlieue. Thuram begann seine Profikarriere 1990 bei AS Monaco. Zuvor war er bereits für einige Jugendteams wie Portugais de Fontainebleau, Club Sportif de Fontainebleau und Union Sportive de Melun am Ball, ehe er in die Jugendabteilung der AS Monaco kam. Vom damaligen Trainer Arsène Wenger wurde er in den Profikader berufen. In sechs Jahren bei den Monegassen feierte er seine ersten Erfolge. 1990/91 erreichte das Team das Finale um die Coupe de France. Dort konnte man sich mit einem 1:0-Sieg gegen Olympique Marseille durchsetzen; allerdings wurde Thuram nicht im Endspiel eingesetzt. Auf Grund dieses Erfolges war die AS Monaco in der Folgesaison für den Europapokal der Pokalsieger qualifiziert. Monaco erreichte das Finale, musste sich aber gegen Werder Bremen geschlagen geben. Doch auch in diesem Spiel blieb Thuram nur die Rolle des Zuschauers. In der Liga wurde er 1991 und 1992 Vizemeister, beide Male hinter Olympique Marseille. Nach und nach entwickelte sich Thuram zum Führungsspieler der Monegassen.
Im Sommer 1996 wechselte er nach Italien und unterzeichnete einen Vertrag beim AC Parma. Gleich in seiner ersten Saison wurde die italienische Meisterschaft nur knapp verpasst. Zwei Jahre darauf folgte die wohl beste Zeit für Thuram im Dress der Gelb-Blauen. Erst wurde die Coppa Italia gewonnen und anschließend im Finale um den UEFA-Pokal Olympique Marseille mit 3:0 besiegt. Mit Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Juan Sebastián Verón und Hernán Crespo bildete Thuram das Grundgerüst für den Erfolg des ACP. Ebenfalls im gleichen Jahr holte man die Supercoppa Italiana.
Nach fünf Jahren in Parma erfolgt ein Wechsel innerhalb der italienischen Liga zum Top-Klub Juventus Turin. Dort war Thuram sofort Stammspieler und Führungsperson. Auf Anhieb wurde 2001/02 der Meistertitel gewonnen und im Folgejahr verteidigt. Außerdem wurde 2002 und 2003 der Supercup gewonnen. Nach dem Manipulationsskandal der Saison 2005/06 stand nach Ende der Spielzeit der Zwangsabstieg für Juventus in die zweite Liga fest. Einige Stars konnten gehalten werden, andere wurden verkauft oder wollten gehen. Für eine Ablöse von 5 Millionen Euro wurde auch Thuram abgegeben.
Neuer Arbeitgeber wurde der FC Barcelona. In Barcelona war Thuram nicht gesetzt und konkurrierte mit Spielern wie Rafael Márquez, Carles Puyol und Gabriel Milito. Sein 2008 auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert.
Ende Juni 2008 sollte er einen Einjahres-Vertrag beim französischen Erstligisten Paris Saint-Germain unterschreiben. Bei der sportärztlichen Untersuchung wurde jedoch eine Missbildung des Herzens festgestellt, so dass er seine aktive Karriere beenden musste.
Lilian Thuram spielte seit 1994 in der französischen Nationalmannschaft, zuerst als rechter Verteidiger, dann als Innenverteidiger und Abwehrchef. Sein erstes Turnier war die Fußball-Europameisterschaft 1996. Sein größter Erfolg war der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 im eigenen Land. Mit seinen einzigen beiden Länderspieltoren im Halbfinale gegen Kroatien hatte er maßgeblichen Anteil am Erfolg von Frankreich. Im Jahr 2000 wurde er bei der EM in Belgien und den Niederlanden mit dem französischen Nationalteam Fußballeuropameister. Thuram nahm auch an der erfolglos verlaufenen Fußball-Weltmeisterschaft 2002 teil und stand ebenso im Kader zur Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal, bei der er sein 100. Länderspiel absolvierte. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erreichte Lilian Thuram mit seinem Land das Finale und wurde ins All-Star-Team gewählt. Weiterhin gehörte er bei der EM-Endrunde 2008 zum französischen Aufgebot, wo er die Rolle des Kapitäns einnahm, aber Frankreich nicht über die Gruppenphase hinauskam. Nach diesem Vorrunden-Aus kündigte er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft an.
Mit 142 Länderspielen ist er Rekordnationalspieler der Équipe Tricolore.
Thuram ist für sein Engagement gegen Rassismus bekannt. So nahm er 2001 den Charity Award für das europaweite Netzwerk FARE (Football Against Racism in Europe) entgegen.
2001 hat Thuram gemeinsam mit den französischen Fußballern Robert Pires, Sylvain Wiltord, Frank Lebœuf, Didier Deschamps, Schiedsrichter Joël Quiniou sowie Trainer Raymond Domenech unentgeltlich und ohne Rechte zu verlangen, eine 20-minütige Videokassette gegen Rassismus aufgenommen, die sich speziell an Jugendliche richtet und bislang schon von über 100.000 Jugendlichen gesehen wurde.
Von der Regierung wurde Lilian Thuram in den Integrationsrat berufen; in dieser Funktion wandte er sich bei den Unruhen in den Pariser Vororten 2005 gegen den damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy, der gewisse Jugendliche aus den Vororten als „Gesindel“ und „Taugenichtse“ bezeichnet hat und meinte, dass man „die ganzen Banlieues mit einem Hochdruckreiniger von diesen Menschen reinigen müsste“. Thuram sagte dazu: „Wenn Sie diese Menschen als Gesindel bezeichnen, fühle ich mich auch angesprochen, da ich auch aus so einer Banlieue komme.“
Nach dem Ende seiner Fußballkarriere 2008 gründete er die Stiftung „Fondation Lilian Thuram – Éducation contre le racisme“. Außerdem wurde er in den Bundesrat (conseil fédéral) des französischen Fußballverbands gewählt. Im November 2011 wurde im Pariser Musée du quai Branly eine von Thuram kuratierte Ausstellung unter dem Titel Exhibitions, l’invention du sauvage eröffnet, die sich mit den „Menschenzoos“ und der Zurschaustellung von verschleppten Schwarzafrikanern während der Kolonialzeit auseinandersetzt. Die Ausstellung erhielt den Globes de Cristal für die beste Ausstellung des Jahres.
Lilian Thuram hat mehrere Bücher und Graphic Novels veröffentlicht, die sich mit Rassismus auseinandersetzen. Sein Buch La pensée blanche ist unter dem Titel Das weiße Denken 2022 auf Deutsch erschienen.
* aberkannt infolge des italienischen Fußball-Skandals 2005/2006
Seine Söhne Marcus und Khéphren sind ebenfalls als Fußballspieler aktiv; erstgenannter ist französischer Nationalspieler und gab im Jahr 2015 sein Debüt im Profifußball.
Fabien Barthez |
Laurent Blanc |
Alain Boghossian |
Vincent Candela |
Lionel Charbonnier |
Marcel Desailly |
Didier Deschamps (C) |
Bernard Diomède |
Youri Djorkaeff |
Christophe Dugarry |
Stéphane Guivarc’h |
Thierry Henry |
Christian Karembeu |
Bernard Lama |
Frank Lebœuf |
Bixente Lizarazu |
Emmanuel Petit |
Robert Pires |
Lilian Thuram |
David Trezeguet |
Patrick Vieira |
Zinédine Zidane
Cheftrainer: Aimé Jacquet
Nicolas Anelka |
Fabien Barthez |
Laurent Blanc |
Vincent Candela |
Marcel Desailly |
Didier Deschamps (C) |
Youri Djorkaeff |
Christophe Dugarry |
Thierry Henry |
Christian Karembeu |
Bernard Lama |
Frank Lebœuf |
Bixente Lizarazu |
Johan Micoud |
Emmanuel Petit |
Robert Pires |
Ulrich Ramé |
Lilian Thuram |
David Trezeguet |
Patrick Vieira |
Sylvain Wiltord |
Zinédine Zidane
Cheftrainer: Roger Lemerre
1957: Kees Rijvers | 1958: Maurice Lafont | 1959: Jules Sbroglia | 1960: Raymond Kopa | 1961: Mahi Khennane / Pierre Bernard | 1962: André Lerond | 1963: Yvon Douis | 1964: Marcel Artelesa | 1965–1966: Philippe Gondet | 1967–1968: Bernard Bosquier | 1969: Hervé Revelli | 1970–1971: Georges Carnus | 1972: Marius Trésor | 1973–1974: Georges Bereta | 1975: Jean-Marc Guillou | 1976–1977: Michel Platini | 1978: Jean Petit | 1979: Maxime Bossis | 1980: Jean-François Larios | 1981: Maxime Bossis | 1982–1983: Alain Giresse | 1984: Jean Tigana | 1985: Luis Fernández | 1986: Manuel Amoros | 1987: Alain Giresse | 1988: Stéphane Paille | 1989: Jean-Pierre Papin | 1990: Laurent Blanc | 1991: Jean-Pierre Papin | 1992: Alain Roche | 1993: David Ginola | 1994: Bernard Lama | 1995: Vincent Guérin | 1996: Didier Deschamps | 1997: Lilian Thuram | 1998: Zinédine Zidane | 1999: Sylvain Wiltord | 2000: Thierry Henry | 2001: Patrick Vieira | 2002: Zinédine Zidane | 2003–2006: Thierry Henry | 2007–2008: Franck Ribéry | 2009: Yoann Gourcuff | 2010: Samir Nasri | 2011–2012: Karim Benzema | 2013: Franck Ribéry | 2014: Karim Benzema | 2015: Blaise Matuidi | 2016: Antoine Griezmann | 2017: N’Golo Kanté | 2018–2019: Kylian Mbappé | 2021: Karim Benzema
Personendaten | |
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NAME | Thuram, Lilian |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Fußballspieler |
GEBURTSDATUM | 1. Januar 1972 |
GEBURTSORT | Pointe-à-Pitre |