Thomas Tuchel (* 29. August 1973 in Krumbach) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger -spieler. Der frühere Abwehrspieler war mehrere Jahre erfolgreich als Jugendtrainer tätig und wurde im August 2009 zum Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 befördert. Danach war er bis Mai 2017 zwei Jahre lang Cheftrainer von Borussia Dortmund und gewann den DFB-Pokal 2017. Von Juli 2018 bis Ende Dezember 2020 war er Cheftrainer bei Paris Saint-Germain und gewann zweimal die französische Meisterschaft, einmal den französischen Pokal und einmal den französischen Ligapokal. Von Januar 2021 bis Anfang September 2022[1] war er Trainer des FC Chelsea und feierte im Mai 2021 mit dem Sieg in der UEFA Champions League den größten Erfolg seiner Trainerkarriere, wofür er zum FIFA-Welttrainer des Jahres gewählt wurde.
Thomas Tuchel | ||
![]() Tuchel als Trainer von PSG (2019) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 29. August 1973 | |
Geburtsort | Krumbach, Deutschland | |
Größe | 190 cm | |
Position | Abwehr | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1979–1988 | TSV Krumbach | |
1988–1992 | FC Augsburg | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1992–1994 | Stuttgarter Kickers | 8 (0) |
1994–1998 | SSV Ulm 1846 | 69 (3) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
Deutschland U18 | 3 (0) | |
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
2000–2004 | VfB Stuttgart Jugend | |
2005–2006 | VfB Stuttgart U19 (Co-Trainer) | |
2006 | FC Augsburg U19 | |
2007–2008 | FC Augsburg II | |
2008–2009 | 1. FSV Mainz 05 U19 | |
2009–2014 | 1. FSV Mainz 05 | |
2015–2017 | Borussia Dortmund | |
2018–2020 | Paris Saint-Germain | |
2021–2022 | FC Chelsea | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Tuchel begann unter Anleitung seines Vaters mit dem Fußballspielen beim TSV Krumbach und wechselte 1988 in die Jugend des FC Augsburg. An der Seite von Harald Gfreiter gewann er 1991 und 1992 mit dem FC Augsburg den DFB-Jugend-Kicker-Pokal. 1992 schloss er sich den Stuttgarter Kickers an und kam zu acht Spielen in der 2. Bundesliga. Nachdem er in der folgenden Spielzeit nicht mehr in der 1. Mannschaft zum Einsatz gekommen war, verließ er den Klub aus Degerloch in Richtung Ulm. Für den SSV Ulm 1846 lief Tuchel in den folgenden Jahren in der Regionalliga Süd auf. Nachdem er drei Jahre lang unter anderem unter Trainer Ralf Rangnick zur Stammformation in der Abwehrkette gehört hatte, musste er 1998, im Jahr des Aufstiegs in die 2. Bundesliga, aufgrund einer Knorpelverletzung frühzeitig seine aktive Laufbahn beenden.
Tuchel wechselte im Jahr 2000 auf die Trainerbank. Beim VfB Stuttgart trainierte er die U-15-Mannschaft und rückte 2004 als Co-Trainer zur U-19-Mannschaft des VfB auf. Mit der Mannschaft holte er 2005 den Meistertitel der A-Junioren-Bundesliga. Anschließend kehrte er zum FC Augsburg zurück, bei dem er ebenfalls als Trainer und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in der Jugendarbeit tätig war.
2006 absolvierte Tuchel die Ausbildung zum Fußballlehrer, die er mit einer Gesamtnote von 1,4 abschloss.[2] Zum 1. Juli 2008 wechselte er ins Nachwuchsleistungszentrum des 1. FSV Mainz 05, um bei der A-Jugend des Klubs den als Co-Trainer zu den Profis aufgerückten Jürgen Kramny zu ersetzen.[2] Mit der Nachwuchsmannschaft gewann er 2009 den Meistertitel bei den A-Junioren.[3]
Ab dem 3. August 2009 war Tuchel Trainer der Profimannschaft von Mainz 05, die zuvor in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen war. Sein Vorgänger Jørn Andersen war nach dem Ausscheiden in der ersten Runde des DFB-Pokals und internen Unstimmigkeiten freigestellt worden.[4] In der Saison 2010/11 stellte Tuchel mit seiner Mannschaft den damaligen Bundesliga-Startrekord von sieben Siegen in Serie ein.[5] Mit den Mainzern sorgte Tuchel mit modernem Tempo- und Angriffsfußball für Furore.[6]
Unmittelbar nach dem letzten Spiel der Saison 2013/14 wurde bekannt, dass Tuchel den Verein ein Jahr vor Vertragsende verlassen werde. Sein Vertrag wurde jedoch nicht aufgelöst, was Tuchel einen Wechsel zu einem anderen Verein nur gegen Zahlung einer Ablöse möglich machen würde. Der Vertrag ruhte vom 15. Juni 2014 bis zum 30. Juni 2015. In dieser Zeit erhielt Tuchel kein Gehalt.[7]
Während seines Sabbatjahres sagte Tuchel mögliche Engagements bei RB Leipzig oder dem Hamburger SV nach seinem Vertragsende in Mainz ab.[8] Am 19. April 2015 verpflichtete ihn Borussia Dortmund zur Saison 2015/16 als Nachfolger des zurückgetretenen Jürgen Klopp. Tuchel erhielt beim BVB einen bis zum 30. Juni 2018 laufenden Vertrag.[9] Am 30. Mai 2017 gab Tuchel die Trennung vom Verein zum Saisonende Mitte 2017 bekannt.[10] Obwohl er mit der direkten Qualifikation der Borussia für die Champions League und dem Pokalsieg erfolgreiche Arbeit geleistet hatte, wurde die Zusammenarbeit vorzeitig beendet. Als Grund wurden verschiedene Differenzen mit der Klubführung genannt; unter anderem hatte es unterschiedliche Auffassungen zwischen dem Trainer und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Frage gegeben, ob die Champions-League-Partie gegen die AS Monaco nur einen Tag nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des BVB im April 2017 hätte ausgetragen werden dürfen. Darüber hinaus soll auch ein angespanntes Verhältnis von Tuchel zu Teilen der Mannschaft den Ausschlag für die Trennung gegeben haben.[11]
Zur Saison 2018/19 übernahm Tuchel die Mannschaft des französischen Meisters Paris Saint-Germain. Er unterschrieb im Mai 2018 einen Zweijahresvertrag.[12] Unter seiner Führung gewann die Mannschaft die ersten 14 Ligaspiele und stellte einen neuen Startrekord in der Ligue 1 auf.[13] Als PSG fünf Spieltage vor Saisonende erneut vorzeitig als Meister – Tuchels erster nationaler Meistertitel – feststand, wurde seine Vertragslaufzeit bis Juni 2021 verlängert.[14] Das Finale der Coupe de France 2018/19 verlor PSG gegen Stade Rennes im Elfmeterschießen, in der Champions League schied man im Achtelfinale aus.
Die Saison 2019/20 wurde Ende April 2020 wegen der globalen COVID-19-Pandemie abgebrochen und Tabellenführer PSG zum Meister erklärt.[15] Im Juli des Jahres gewann Tuchel mit PSG die Coupe de France 2019/20. Er gewann auch das Finale des letztmals ausgetragenen französischen Ligapokals. Das Finale der Champions League 2019/20 verlor PSG gegen Bayern München.
Ende Dezember 2020 wurden sein Vertrag und die seines Trainerteams mit PSG aufgelöst.[16] Hintergrund war ein Zerwürfnis zwischen Tuchel und Sportdirektor Leonardo.[17][18]
Ende Januar 2021 – rund einen Monat nach seinem Ausscheiden bei PSG – übernahm Tuchel die Premier-League-Mannschaft des FC Chelsea, die nach 19 Spielen der Saison 2020/21 mit 29 Punkten auf dem 9. Platz stand, als Nachfolger von Frank Lampard. Der 47-Jährige unterschrieb einen zunächst bis zum 30. Juni 2022 laufenden Vertrag mit einer Option auf eine Verlängerung.[19] Die Saison beendete er mit seiner Mannschaft als Tabellenvierter und gewann das Champions-League-Finale gegen Manchester City. Anfang Juni wurde seine Vertragslaufzeit um zwei Jahre bis 2024 verlängert.[20][21] Am 11. August 2021 gewann er mit dem FC Chelsea auch den UEFA Super Cup nach einem 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen gegen den UEFA Europa League-Sieger von 2021, FC Villarreal. Für die Erfolge im Jahr 2021 wurde er zum FIFA-Welttrainer des Jahres gewählt. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Dinamo Zagreb am 1. Spieltag der UEFA Champions League 2022/23 wurde Thomas Tuchel freigestellt.[22]
Im Jahre 2011 wurde Tuchel der mit 10.000 Euro dotierte Trainerpreis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verliehen. Der Preis würdigt herausragende Leistungen eines Trainers im Spielbetrieb und in der Nachwuchsarbeit. Er kann ebenso für ein besonderes gesellschaftliches Engagement im Rahmen der Trainertätigkeit verliehen werden.
Tuchel unterstützt als Botschafter die Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.[23]
Nachdem Tuchel parallel zur Fußballerkarriere schon zeitweise eine Berufsausbildung zum Physiotherapeuten begonnen und Sportwissenschaften sowie Anglistik bis zur Zwischenprüfung studiert hatte, diese Doppelbelastung aber nicht durchhielt, absolvierte er nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Fußball an der Berufsakademie Stuttgart ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er mit dem Diplom abschloss.[24][25]
Tuchel sagte im März 2009, kurz nach dem Tod des im Alter von 53 Jahren gestorbenen Fußballtrainers Hermann Badstuber[26] (Vater des Fußballers Holger Badstuber), dieser sei sein Mentor gewesen.[24]
Thomas Tuchel ist seit 2009 verheiratet und Vater zweier Töchter. Nach 13 Jahren Ehe reichte seine Frau Sissi im März 2022 die Scheidung ein.[27]
Aufgrund seiner akribischen Arbeitsweise und seiner taktischen Detailverliebtheit wird Tuchel in Anlehnung an seine Initialen ironisch auch „Taktik T-Rex“ genannt.[28]
2010: José Mourinho | 2011: Pep Guardiola | 2012: Vicente del Bosque | 2013: Jupp Heynckes | 2014: Joachim Löw | 2015: Luis Enrique | 2016: Claudio Ranieri | 2017: Zinédine Zidane | 2018: Didier Deschamps | 2019, 2020: Jürgen Klopp | 2021: Thomas Tuchel
2002: Klaus Toppmöller | 2003: Felix Magath | 2004: Thomas Schaaf | 2005: Felix Magath | 2006: Jürgen Klinsmann | 2007: Armin Veh | 2008: Ottmar Hitzfeld | 2009: Felix Magath | 2010: Louis van Gaal | 2011–2012: Jürgen Klopp | 2013: Jupp Heynckes | 2014: Joachim Löw | 2015: Dieter Hecking | 2016: Dirk Schuster | 2017: Julian Nagelsmann | 2018: Jupp Heynckes | 2019: Jürgen Klopp | 2020: Hansi Flick | 2021: Thomas Tuchel
Personendaten | |
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NAME | Tuchel, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballspieler und -trainer |
GEBURTSDATUM | 29. August 1973 |
GEBURTSORT | Krumbach, Deutschland |