Jaan Talts, in der Sowjetunion Яан Аугустович Тальтс, (* 19. Mai 1944 in Laiksaare, Landgemeinde Saarde, Kreis Pärnu) ist ein ehemaliger estnischer Gewichtheber und Funktionär, der aufgrund der Besatzung seines Landes durch die Sowjetunion international für diese bei Wettkämpfen an den Start ging.
Jaan Talts war als Schüler ein sehr vielseitiger Sportler. Er betrieb Leichtathletik, vor allem Kurzstreckenläufe, schwamm und spielte Volleyball. In der Landwirtschaftsschule begann er als 15-Jähriger mit dem Gewichtheben. 1963 trat er in die Armee ein. Dort machte er unter Trainer Jakow Krinitsky gute Fortschritte. 1964 wurde er sowjetischer Juniorenmeister, konnte aber das ganze Jahr 1965 wegen Knie- und Rückenproblemen keine Wettkämpfe bestreiten. 1966 belegte er bei seiner ersten Teilnahme an den sowjetischen Meisterschaften den 2. Platz im Mittelschwergewicht hinter Eduard Browko. Als großes Talent und Hoffnung für die Zukunft wurde der 22-jährige Athlet zu den Welt- und Europameisterschaften 1966 nach Berlin entsandt. Dort musste er jedoch schweres Lehrgeld bezahlen, denn er schied mit drei Fehlversuchen im Drücken ohne Platzierung aus. Jaan war jedoch nicht aufzuhalten, schloss das Jahr 1966 mit einer Dreikampfleistung von 490kg ab und erzielte bei den sowjetischen Meisterschaften 1967 als erster Gewichtheber der Welt im Mittelschwergewicht über 500kg. Trotzdem musste er 1968 wieder einen Rückschlag hinnehmen, denn er unterlag, als hoher Favorit startend, überraschend dem Finnen Kaarlo Kangasniemi. 1972 holte er aber den Olympiasieg in München in überzeugender Manier nach. Bemerkenswert war, wie er nach der Katastrophe in der sowjetischen Mannschaft, als nacheinander Wladimir Kanygin, Walery Schary, Boris Pawlow und David Rigert im Mittel-, Leichtschwer- und Mittelschwergewicht wegen dreier Fehlversuche in einer der Disziplinen ausschied, die Initiative übernahm, Cheftrainer Alexei Medwedew praktisch entmachtete und zusammen mit Wassili Alexejew noch zwei Goldmedaillen für die Sowjetunion erkämpfte. 1973 beendet er seine Laufbahn als aktiver Gewichtheber.
Heute lebt Jaan Talts als Geschäftsmann in Tallinn. Er übte schon mehrere Funktionen im estnischen Gewichtheber-Verband aus und betätigt sich für diesen auch als Sponsor.
Internationale Erfolge/Mehrkampf
(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Ms = Mittelschwergewicht, damals bis 90kg Körpergewicht, S = Schwergewicht, damals bis 110kg Körpergewicht)
1966, 3. Platz, Großer Preis der Sowjetunion in Riga, Ms, mit 465kg, hinter Eduard Browko, UdSSR, 472,5kg und Ireneusz Paliński, Polen, 465kg;
1966, 1. Platz, Baltic Cup, Ms, mit 472,5kg, vor Marek Gołąb, Polen, 465kg und Wladimir Golowanow, UdSSR, 455kg;
1966, unplatziert, WM + EM in Ost-Berlin, Ms, mit 3 Fehlversuchen im Drücken, Sieger: Géza Tóth, Ungarn, 487,5kg vor Paliński, 477,5kg;
1967, 1. Platz, Großer Preis der UdSSR in Tiflis, Ms, mit 490kg, vor Alexander Kidjajew, UdSSR, 485kg und Anatoli Kalinitschenko, UdSSR, 482,5kg;
1967, 1. Platz, Vorolymp. Spiele in Mexiko-Stadt, Ms, mit 492,5kg, vor Tóth, 485kg und Gołąb, 485kg;
1968, 1. Platz, EM in Leningrad, Ms, mit 512,5kg, vor Bo Johansson, Schweden, 495kg und Kaarlo Kangasniemi, Finnland, 490kg;
1968, Silbermedaille, OS in Mexiko-Stadt, Ms, mit 507,5kg, hinter Kangasniemi, 517,5kg und vor Gołąb, 495kg;
1969, 1. Platz, Großer Preis der UdSSR in Kiew, Ms, mit 505kg, vor Kidjajew, 482,5kg und Kauko Kangasniemi, Finnland, 482,5kg;
1969, 1. Platz, Baltic Cup in Zinnowitz, S, mit 542,5kg, vor Kauko Kangasniemi, 505 und Günter Wu, Deutschland, 505kg;
1969, 1. Platz, WM + EM in Warschau, S, mit 547,5kg, vor Bob Bednarski, USA, 547,5kg, Kauko Kangasniemi, 507,5kg und Robert Wójcik, Polen;
1970, 1. Platz, Großer Preis der UdSSR in Minsk, mit 540kg, vor Tramburadschiew, Bulgarien, 480kg und Strejczek, CSSR, 462,5kg;
1970, 1. Platz, EM in Szombathely, S, mit 562,5kg, vor Alexandar Krajtschew, Bulgarien, 525kg und János Hanzlik, Ungarn, 517,5kg;
1970, 1. Platz, Baltic Cup in Bergen, S, mit 550kg, vor Valeri Jakubowsky, UdSSR, 540kg und Leonhard Beinhofer, Deutschland, 505kg;
1970, 1. Platz, WM in Columbus/USA, S, mit 565kg, vor Krajtschew, 535kg und Bednarski, 530kg;
1972, 1. Platz, EM in Constanța, S, mit 587,5kg, vor Stefan Grützner, DDR, 550kg und Kauko Kangasniemi, 540kg;
1972, Goldmedaille, OS in München, S, mit 580kg, vor Krajtschew, 562,5kg und Grützner, 555kg.
Medaillen Einzeldisziplinen
(werden seit 1969 vergeben)
WM-Goldmedaillen: 1969, Stoßen, S – 1970, Drücken, S -1970, Stoßen, S – 1972, Drücken, S,
WM-Silbermedaillen: 1969, Drücken, S – 1969, Reißen, S – 1970, Reißen, S,
WM-Bronzemedaillen: 1972, Reißen, S – 1972, Stoßen, S.
EM-Goldmedaillen: 1969, Drücken, S – 1969, Reißen, S – 1969, Stoßen, S – 1970, Drücken, S 1970, Stoßen, S - - 1972, Drücken, S – 1972, Reißen, S – 1972, Stoßen, S,
EM-Bronzemedaille: 1970, Reißen, S.
Außerdem gilt der Olympiasieg 1972 im Dreikampf auch als WM-Titel.
UdSSR-Meisterschaften
1966, 2. Platz, Ms, mit 475kg, hinter Eduard Browko, 475kg und vor Stepantschenko, 465kg;
1967, 1. Platz, Ms, mit 502,5kg, vor Anatoli Kalinitschenko, 482,5kg und Kidjajew, 475kg;
1968, 1. Platz, Ms, mit 500kg, vor Kidjajew, 492,5kg und Kalinitschenko, 487,5kg;
1969, 4. Platz, S, mit 517,5kg, hinter Wladimir Golowanow, 522,5kg, Staroschenko, 520kg und Juri Jablonowski, 520kg;
1972, 1. Platz, S, mit 587,5kg, vor Pawel Perwuschin, 577,5kg und Golowanow, 565kg.
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