Danilo Hondo (* 4. Januar 1974 in Wilhelm-Pieck-Stadt Guben) ist ein Radsporttrainer und ehemaliger deutscher Radrennfahrer.
Zu seinen größten Erfolgen als Fahrer zählte ein Bahnweltmeistertitel in der Mannschaftsverfolgung, zwei Etappensiege beim Giro d’Italia und die Deutsche Straßenmeisterschaft. Wegen einer positiven Dopingkontrolle 2005 wurde er zwei Jahre gesperrt. Er beendete seine Laufbahn als Aktiver nach Ablauf der Saison 2014. Von 2015 an war er in der Schweiz als Nationaltrainer tätig, bis er im Jahr 2019 Blutdoping zum Ende seiner Karriere als Fahrer zugab.
Zu Beginn seiner Karriere war Hondo vor allem auf der Bahn erfolgreich. Seine ersten Meistertitel gewann er 1988 bei den DDR-Bahnmeisterschaften der Jugend im Punktefahren und in der Mannschaftsverfolgung.[1] Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1994 in Palermo wurde er zusammen mit Guido Fulst, Jens Lehmann und Andreas Bach Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung. Als Amateur startete er für den SC Cottbus, in dem Michael Max sein Trainer war (der ihn auch ab 2001 wieder trainierte).[2]
Im Jahr 1997 schloss er sich dem Straßenradsportteam Agro-Adler Brandenburg an und konnte zahlreiche Abschnitte internationaler Etappenrennen vornehmlich im Sprint gewinnen, darunter u. a. eine Etappe der Friedensfahrt 1998 und im selben Jahr fünf Etappen der Niedersachsen-Rundfahrt.
Von 1999 bis 2003 war er Mitglied des Team Telekom und gewann in dieser Zeit sieben weitere Etappen der Friedensfahrt. Beim Giro d’Italia 2001 bestritt er seine erste große Landesrundfahrt und gewann zwei Etappen im Sprint gegen den italienischen Spitzensprinter Mario Cipollini.[3] Ebenfalls im Sprint gewann er die Deutschen Straßenmeisterschaften 2002.[4]
2004 wechselte Hondo zum Team Gerolsteiner und gewann wiederum mehrere Etappen und das italienische Eintagesrennen GP Beghelli. Bei der Murcia-Rundfahrt holte er sich zwei Etappensiege, einen im Sprint und einen im Einzelzeitfahren.[5] Beim darauffolgenden Klassiker Mailand-San Remo wurde er Zweiter hinter dem Sprintsieger Alessandro Petacchi. Am 1. April 2005 wurde bekannt gegeben, dass zwei A-Proben der Murcia-Rundfahrt positiv auf Carphedon getestet wurden, worauf er von seiner Mannschaft suspendiert wurde.[6]
2008 wurde Hondo vom italienischen Professional Continental Team Serramenti PVC Diquigiovanni verpflichtet und gewann sein erstes Rennen nach Ablauf seiner Dopingsperre mit der vierten Etappe der Tour de Langkawi. In den Saisons 2010 bis 2012 fuhr er für das ProTeam Lampre und entwickelte sich dort zum wichtigsten Helfer für den Sprinter Alessandro Petacchi, für den er bei seinem Gewinn des Grünen Trikots bei der Tour de France 2010[7] als Anfahrer agierte. Zum Ende des Jahres 2014 beendete Hondo seine Karriere bei der Mannschaft Trek Factory Racing, bei der er insbesondere auch die jungen Sprinter des Teams unterstützte.[8]
Am 2. Juni 2005 verhängte der Schweizer Radsportverband eine Dopingsperre von einem Jahr. Gegen dieses Urteil gingen sowohl die Union Cycliste Internationale als auch die Welt-Anti-Doping-Agentur beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Berufung. Hondo legte seinerseits ebenfalls Berufung ein, um einen vollständigen Freispruch zu erwirken. Der CAS hob am 10. Januar 2006 in die Entscheidung des Schweizer Verbands auf und entschied auf eine zweijährige Sperre bis zum 1. April 2007.[9]
Am 17. März 2006 hob das Schweizerische Bundesgericht die vom CAS verhängte Sperre im Rahmen einer einstweiligen Verfügung bis zur endgültigen gerichtlichen Entscheidung vollständig auf. Dies war der erste Fall in der Sportgeschichte, dass ein ordentliches Gericht eine durch den Internationalen Sportgerichtshof verhängte Dopingsperre aufhob.[10] Hondo konnte deshalb 2006 für das deutsche Continental Lamonta fahren und gewann in den folgenden Monaten immer wieder Etappen bei kleinen Rundfahrten. Am Ende der Saison lag er auf Platz zwei in der Gesamtwertung der UCI Europe Tour 2006 hinter Nico Eeckhout.
Nachdem am 24. Mai 2006 die zuvor aufgehobene Sperre durch ein Schnellverfahren vor dem Obersten Schiedsgerichtshof des Kantons Waadt auf Antrag der WADA vorläufig erneut in Kraft[11] und am 6. Juni 2006 durch das Schweizer Bundesgericht wieder außer Vollzug gesetzt worden war,[12] entschied das Schweizer Bundesgericht am 14. Januar 2007 abschließend gegen Hondo.[13] Die UCI entschied abschließend am 22. Mai 2007, dass die ursprünglich am 31. März 2007 ausgelaufene Sperre um die Zeit, während der die Sperre aufgrund einstweiliger Verfügungen außer Vollzug war, auf den 24. Januar 2008 zu verlängern, wogegen Hondo keine weiteren Rechtsmittel einlegte.[14]
Die Schwierigkeit dieses Verfahrens bestand darin, dass der gefundene Wirkstoff Carphedon nur in geringer Menge festgestellt worden war und ein weiterer Dopingtest am Tag vor der positiven Probe negativ ausgefallen war. Die Konzentration am Tag des positiven Tests sei nach Auffassung des als Kritiker des Profiradsports bekannten Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke zu gering gewesen, um eine leistungssteigernde Wirkung zu haben, weswegen die These einer durch Kontamination (Verunreinigung) durch von Danilo Hondo eingenommenen Speisen oder Getränken vertreten wurde.[15]
Im Dezember 2014 teilte der Schweizer Radsportverband Swiss Cycling mit, dass Danilo Hondo zum 1. Januar 2015 neuer Schweizer U23-Nationaltrainer wird. Hondo lebt seit vielen Jahren im Tessin.[16] Am 20. Juli 2016 bestätigte Hondo auf Anfrage, dass er nach den Olympischen Sommerspielen vertretungsweise als Schweizer Nationaltrainer tätig werde. Im Dezember 2016 gab der Verband bekannt, dass Hondo dem Italiener Luca Guercilena, Sportdirektor von Trek-Segafredo, als Trainer für die Elite und die U23 folgt.[17]
Am 12. Mai 2019 gestand Hondo zunächst gegenüber dem Journalisten Hajo Seppelt[18], dann auch der Öffentlichkeit, seit 2011 als damals 37-jähriger Profi vom deutschen Sportmediziner Mark Schmidt mit Blutdoping behandelt worden zu sein. Gekostet habe ihn die Zusammenarbeit rund 25 000 Euro.[19][20] Er wurde von Swiss Cycling per sofort freigestellt.[21] Im Zuge einer Zeugenaussage gab Hondo im November 2020 zu, gemeinsam mit Alessandro Petacchi zwischen 2011 und 2012 Blutdoping betrieben zu haben.[22]
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
|
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2008
|
Grand Tour | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() | 91 | – | – | – | – | – | – | – | – | DNF | DNF | – | 96 | 114 |
![]() | – | 104 | – | 106 | – | – | – | – | – | 135 | 109 | 86 | – | – |
![]() | – | – | – | – | – | – | – | – | – | 108 | – | – | – | – |
1896, 1898 Alfred Köcher | 1910 Karl Wittig | 1913 Ernst Franz | 1919, 1923 Richard Golle | 1920 Paul Koch | 1921 Adolf Huschke | 1922, 1925 Richard Huschke | 1924 Paul Kohl | 1928 Felix Manthey | 1934 Kurt Stöpel | 1935 Bruno Roth | 1936 Georg Umbenhauer | 1937, 1941, 1950 Erich Bautz | 1938 Jupp Arents | 1939 Walter Löber | 1940 Georg Stach | 1946 Karl Kittsteiner | 1947 Georg Voggenreiter | 1948 Otto Schenk | 1949 Otto Ziege | 1951, 1952 Ludwig Hörmann | 1953 Heinz Müller | 1954 Hermann Schild | 1955 Hans Preiskeit | 1956 Valentin Petry | 1957 Franz Reitz | 1958 Klaus Bugdahl | 1959–1961 Hennes Junkermann | 1962 Dieter Puschel | 1963 Sigi Renz | 1964, 1970 Rudi Altig | 1965–1967 Winfried Bölke | 1968 Rolf Wolfshohl | 1969 Peter Glemser | 1971 Jürgen Tschan | 1972 Wilfried Peffgen | 1974 Günter Haritz | 1975, 1976 Dietrich Thurau | 1977 Jürgen Kraft | 1978, 1980, 1983 Gregor Braun | 1979 Hans-Peter Jakst | 1981, 1982 Hans Neumayer | 1984, 1986 Reimund Dietzen | 1985 Rolf Gölz | 1987 Peter Hilse | 1988 Hartmut Bölts | 1989 Darius Kaiser | 1990, 1995, 1999 Udo Bölts | 1991 Falk Boden | 1992 Heinrich Trumheller | 1993 Bernd Gröne | 1994 Jens Heppner | 1996 Christian Henn | 1997, 2001 Jan Ullrich | 1998, 2003 Erik Zabel | 2000 Rolf Aldag | 2002 Danilo Hondo | 2004 Andreas Klöden | 2005 Gerald Ciolek | 2006 Dirk Müller | 2007, 2008, 2012 Fabian Wegmann | 2009 Martin Reimer | 2010 Christian Knees | 2011 Robert Wagner | 2013, 2014, 2016 André Greipel | 2015 Emanuel Buchmann | 2017 Marcus Burghardt | 2018 Pascal Ackermann | 2019, 2021 Maximilian Schachmann | 2020 Marcel Meisen | 2022 Nils Politt
Bis 1994 wurden die Meisterschaften getrennt nach Amateuren und Profis veranstaltet. Diese Liste führt bis 1994 die Profimeister auf, zu den Amateurresultaten → Deutsche Meister im Straßenrennen (Amateure)
1993 Australien Aitken / O’Shannessey / Shearsby / O’Grady |
1994 Deutschland
Fulst / Bach / Lehmann / Hondo |
1995 Australien
B. McGee / O’Shannessey / R. McGee / O’Grady |
1996 Italien
Collinelli / Capelli / Citton / Trentini |
1997 Italien
Collinelli / Capelli / Citton / Benetton |
1998 Ukraine
Symonenko / Matwjejew / Fedenko / Pidhornyj |
1999 Deutschland
Fulst / Bartko / Becke / Lademann / Lehmann / Pollack |
2000 Deutschland
Fulst / Siedler / Becke / Lehmann |
2001 Ukraine
Symonenko / Tschernjawskyj / Fedenko / Polatajko |
2002 Australien
Dawson / Lancaster / Wooldridge / Roberts |
2003 Australien
Brown / Dawson / Lancaster / Wooldridge |
2004 Australien
Dawson / Hutchinson / Roberts / Wooldridge |
2005 Vereinigtes Konigreich
Cummings / Hayles / Manning / Newton |
2006 Australien
Dawson / Goss / Jamieson / Wooldridge |
2007, 2008 Vereinigtes Konigreich
Clancy / Thomas / Manning / Wiggins |
2009 Danemark
Jørgensen / Madsen / Mørkøv / Rasmussen |
2010 Australien
Bobridge / Dennis / Hepburn / Meyer |
2011 Australien
Bobridge / Dennis / Durbridge / Hepburn |
2012 Vereinigtes Konigreich
Burke / Clancy / Kennaugh / Tennant / Thomas |
2013 Australien
O’Shea / Edmondson / Hepburn / Morgan |
2014 Australien
Davison / O’Shea / Edmondson / Mulhern |
2015 Neuseeland
Bulling / Gough / Kennett / Frame / Ryan |
2016 Australien
Welsford / Hepburn / C. Scotson / M. Scotson / Porter / Davison |
2017 Australien
Welsford / Meyer / Porter / Yallouris / O’Brien / Wight |
2018 Vereinigtes Konigreich
Clancy / Emadi / Hayter / Tanfield |
2019 Australien
Welsford / O’Brien / Howard / Porter / Scott |
2020 Danemark
Hansen / Johansen / Madsen / Pedersen |
2020 Danemark
Bertazzo / Consonni / Ganna / Milan / Lamon
Frühere Ergebnisse siehe unter Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung (Amateure)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hondo, Danilo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Radrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 4. Januar 1974 |
GEBURTSORT | Wilhelm-Pieck-Stadt Guben |