Willi Holdorf (* 17. Februar 1940 in Blomesche Wildnis, Kreis Steinburg; † 5. Juli 2020 in Achterwehr, Schleswig-Holstein[1]) war ein deutscher Leichtathlet, Bobsportler und Trainer. Er wurde 1964 Olympiasieger im Zehnkampf.
Willi Holdorf ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Deutschland Bundesrepublik![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 17. Februar 1940 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Blomesche Wildnis, Deutschland | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 182 cm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 90 kg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sterbedatum | 5. Juli 2020 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sterbeort | Achterwehr, Deutschland | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Zehnkampf, Hürdenlauf, Sprint | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | SV Bayer 04 Leverkusen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Holdorf spielte in seiner Jugend zunächst Fußball und Handball. Er fand erst per Zufall zur Leichtathletik, als er als 18-Jähriger die Landesmeisterschaften im Sprint gewann. Später betätigte er sich noch als Stabhochspringer und Diskuswerfer. Durch die für ihn erreichbaren Ergebnislisten des Zehnkampfs wurde er angeregt, dies ebenfalls zu versuchen. Hier war er mit 19 und 20 Jahren Deutscher Juniorenmeister und verpasste die Olympischen Spiele in Rom 1960 nur knapp. Zwischenzeitlich begann er ein Studium an der Sporthochschule Köln.
Nachdem Willi Holdorf unter anderem 1961 und 1963 im Zehnkampf sowie 1962 über 200 Meter Hürden den Deutschen Meistertitel geholt hatte, gelang ihm 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio sein größter Erfolg. Er errang in einem spannenden Finale gegen Rein Aun aus der Sowjetunion als erster Deutscher den Olympiasieg im Zehnkampf. Beim abschließenden 1500-Meter-Lauf durfte er maximal 18 Sekunden auf seinen Rivalen verlieren. Als er schließlich 12 Sekunden nach Aun die Ziellinie überquerte, brach er entkräftet zusammen und konnte sich erst einige Zeit später über den Gewinn der Goldmedaille freuen. Die folgende Übersicht verdeutlicht die Ausgeglichenheit der beiden Athleten. Es war bis dato die engste Entscheidung in einem olympischen Zehnkampf. Der viertplatzierte US-Amerikaner Paul Herman errang lediglich 100 Punkte weniger als Holdorf.
Disziplin | 100 m | Weit | Kugel | Hoch | 400 m | Hürden | Diskus | Stab | Speer | 1500 m | Punkte |
Holdorf | 10,7 s | 7,00 m | 14,95 m | 1,84 m | 48,2 s | 15,2 s | 46,05 m | 4,20 m | 57,37 m | 4:34,3 min | 7887 |
Aun | 10,9 s | 7,22 m | 13,82 m | 1,93 m | 48,8 s | 15,9 s | 44,19 m | 4,20 m | 59,06 m | 4:22,3 min | 7842 |
Holdorfs größter Erfolg, der ihm auch noch 1964 den Titel Sportler des Jahres in Deutschland einbrachte, war gleichzeitig sein letzter Zehnkampf auf internationaler Ebene. Einen weiteren machte er 1969 in Leverkusen mit 7170 Punkten. Willi Holdorf hatte bei einer Größe von 1,82 m als Zehnkämpfer ein Wettkampfgewicht von 90 kg.
Seine Vielseitigkeit bewies Holdorf auch als Trainer: Für Bayer 04 Leverkusen brachte er die Stabhochspringer Claus Schiprowski und Reinhard Kuretzky sowie den Hürdenläufer Günther Nickel in die Weltspitze. Als Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Fortuna Köln konnte er 1974 allerdings den Abstieg der Mannschaft nicht abwenden. Erfolgreich war er im Bobsport: Hier wurde er in den 70er Jahren zusammen mit Horst Floth einmal Vizeeuropameister (1973 in Cervinia) und Weltmeisterschaftsvierter im Zweierbob.
Später war Holdorf neben seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten in vielen Bereichen des Sports unter anderem seit 1970 für einen großen Sportartikelhersteller tätig und Mitgesellschafter der THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG, die das Fundament für den Handball-Bundesligisten THW Kiel bildet.
2011 wurde Willi Holdorf in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
In erster Ehe war Holdorf mit der Handball-Nationalspielerin Doris von Jutrzenka verheiratet, der gemeinsame Sohn Dirk Holdorf wurde Fußballprofi. Seit Dezember 2002 war Holdorf mit Sabine Holdorf-Schust (* 1954) verheiratet. Sie war von April 2009 bis Januar 2013 Geschäftsführerin der THW Kiel Handball-Bundesliga Verwaltungs GmbH.[2][3]
Disziplin | Leistung |
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100 m | 10,4 s |
Weitsprung | 7,37 m |
Kugelstoßen | 15,07 m |
Hochsprung | 1,84 m |
400 m | 47,8 s |
110 m Hürden | 14,5 s |
Diskuswurf | 46,05 m |
Stabhochsprung | 4,30 m |
Speerwurf | 57,37 m |
1500 m | 4:29,7 min |
1904: Vereinigte Staaten Tom Kiely (All-around) |
1912: Vereinigte Staaten
Jim Thorpe & Schweden
Hugo Wieslander |
1920: Norwegen
Helge Løvland |
1924: Vereinigte Staaten
Harold Osborn |
1928: Finnland
Paavo Yrjölä |
1932: Vereinigte Staaten
James Bausch |
1936: Vereinigte Staaten
Glenn Morris |
1948: Vereinigte Staaten
Bob Mathias |
1952: Vereinigte Staaten
Bob Mathias |
1956: Vereinigte Staaten
Milt Campbell |
1960: Vereinigte Staaten
Rafer Johnson |
1964: Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch
Willi Holdorf |
1968: Vereinigte Staaten
Bill Toomey |
1972: Sowjetunion 1955
Mykola Awilow |
1976: Vereinigte Staaten
Bruce Jenner |
1980: Großbritannien
Daley Thompson |
1984: Vereinigtes Konigreich
Daley Thompson |
1988: Deutschland Demokratische Republik 1949
Christian Schenk |
1992: Tschechoslowakei
Robert Změlík |
1996: Vereinigte Staaten
Dan O’Brien |
2000: Estland
Erki Nool |
2004: Tschechien
Roman Šebrle |
2008: Vereinigte Staaten
Bryan Clay |
2012: Vereinigte Staaten
Ashton Eaton |
2016: Vereinigte Staaten
Ashton Eaton |
2020: Kanada
Damian Warner
Liste der Olympiasieger in der Leichtathletik
1947: Gottfried von Cramm | 1948: Gottfried von Cramm | 1949: Georg Meier | 1950: Herbert Klein | 1951: Paul Falk und Ria Baran-Falk | 1952: Karl Kling | 1953: Werner Haas | 1954: Heinz Fütterer | 1955: Hans Günter Winkler | 1956: Hans Günter Winkler | 1957: Manfred Germar | 1958: Fritz Thiedemann | 1959: Martin Lauer | 1960: Georg Thoma | 1961: Wolfgang Graf Berghe von Trips | 1962: Gerhard Hetz | 1963: Gerhard Hetz | 1964: Willi Holdorf | 1965: Hans-Joachim Klein | 1966: Rudi Altig | 1967: Kurt Bendlin | 1968: Franz Keller | 1969: Hans Fassnacht | 1970: Hans Fassnacht | 1971: Hans Fassnacht | 1972: Klaus Wolfermann | 1973: Klaus Wolfermann | 1974: Eberhard Gienger | 1975: Peter-Michael Kolbe | 1976: Gregor Braun | 1977: Dietrich Thurau | 1978: Eberhard Gienger | 1979: Harald Schmid | 1980: Guido Kratschmer | 1981: Toni Mang | 1982: Michael Groß | 1983: Michael Groß | 1984: Michael Groß | 1985: Boris Becker | 1986: Boris Becker | 1987: Harald Schmid | 1988: Michael Groß | 1989: Boris Becker | 1990: Boris Becker | 1991: Michael Stich | 1992: Dieter Baumann | 1993: Henry Maske | 1994: Markus Wasmeier | 1995: Michael Schumacher | 1996: Frank Busemann | 1997: Jan Ullrich | 1998: Georg Hackl | 1999: Martin Schmitt | 2000: Nils Schumann | 2001: Erik Zabel | 2002: Sven Hannawald | 2003: Jan Ullrich | 2004: Michael Schumacher | 2005: Ronny Ackermann | 2006: Michael Greis | 2007: Fabian Hambüchen | 2008: Matthias Steiner | 2009: Paul Biedermann | 2010: Sebastian Vettel | 2011: Dirk Nowitzki | 2012: Robert Harting | 2013: Robert Harting | 2014: Robert Harting | 2015: Jan Frodeno | 2016: Fabian Hambüchen | 2017: Johannes Rydzek | 2018: Patrick Lange | 2019: Niklas Kaul | 2020: Leon Draisaitl | 2021: Alexander Zverev
Personendaten | |
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NAME | Holdorf, Willi |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Leichtathlet und Fußballtrainer |
GEBURTSDATUM | 17. Februar 1940 |
GEBURTSORT | Blomesche Wildnis |
STERBEDATUM | 5. Juli 2020 |
STERBEORT | Achterwehr |