Christian Streich (* 11. Juni 1965 in Weil am Rhein) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler. Er ist seit Januar 2012 Cheftrainer des SC Freiburg.
Christian Streich | ||
![]() Christian Streich (2017) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 11. Juni 1965 | |
Geburtsort | Weil am Rhein, Deutschland | |
Größe | 181 cm | |
Position | Mittelfeld | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
SpVgg Märkt-Eimeldingen | ||
0000–1982 | FV Lörrach | |
1982–1983 | Freiburger FC | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1983–1985 | Freiburger FC | 56 0(8) |
1985–1987 | Stuttgarter Kickers | 21 0(2) |
1987–1988 | SC Freiburg | 22 0(2) |
1988–1990 | FC 08 Homburg | 31 0(1) |
1991–1994 | Freiburger FC | 77 (27) |
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
1995–2011 | SC Freiburg U19 | |
2007–2011 | SC Freiburg (Co-Trainer) | |
2012– | SC Freiburg | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Streich, Sohn eines Metzgers,[1] wuchs im südbadischen Eimeldingen auf. Beim örtlichen Verein begann er auch mit dem Fußballspielen, wechselte später in die nahegelegene Kreisstadt zum FV Lörrach und schließlich 1982 zum Freiburger FC, dessen erste Mannschaft gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Nach einem Jahr in der Jugend des FFC kam er zur Saison 1983/84 in den Kader der ersten Mannschaft in der Oberliga Baden-Württemberg.[2] In seiner ersten Saison wurde er mit der Mannschaft Meister, in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga scheiterte der Verein am FC 08 Homburg und dem VfR Bürstadt.
Nach einer weiteren Saison beim FFC wechselte der Mittelfeldspieler 1985 in die 2. Bundesliga zu den Stuttgarter Kickers. Dort kam er in zwei Spielzeiten zu 21 Einsätzen. 1987 kehrte Streich nach Freiburg zurück, er wurde vom Zweitligisten SC Freiburg unter Vertrag genommen. Hier wurde er von Jörg Berger trainiert und spielte u. a. mit Jogi Löw und Souleymane Sané zusammen.[3]
Nach einer Saison verließ er den Sportclub und unterschrieb beim FC 08 Homburg, der gerade aus der 1. Bundesliga in die 2. Liga abgestiegen war. Streich gelang mit seiner Mannschaft nach einer Saison im Sommer 1989 als Vizemeister der Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. In der Bundesligasaison 1989/90 kam er zu zehn Einsätzen für Homburg. Zum Saisonende belegte er mit dem Verein den letzten Platz, was den Abstieg in die 2. Liga bedeutete.[4]
Streich entschied sich daraufhin zu einem erneuten Vereinswechsel, er kehrte im Sommer 1990 nach Freiburg zurück und unterschrieb beim Freiburger FC, der in der Oberliga Baden-Württemberg spielte. Damit beendete Streich seine Profikarriere; er blieb bis 1994 beim Freiburger FC, bei dem er in der Saison 1991/92 mit 13 Treffern bester FFC-Torschütze wurde (Torschützenkönig der Oberliga Baden-Württemberg mit 19 Treffern wurde Fredi Bobic vom TSF Ditzingen).[5]
1995 kehrte Streich als Jugendtrainer zum SC Freiburg zurück. Mit den A-Junioren gewann er 2006, 2009 und 2011 den DFB-Junioren-Vereinspokal und 2008 durch einen 2:0-Finalerfolg über den VfL Wolfsburg die deutsche A-Jugendmeisterschaft. Nachdem im Sommer 2007 Robin Dutt als Cheftrainer der Profimannschaft verpflichtet worden war, war Streich zusätzlich Trainerassistent, kümmerte sich aber weiterhin hauptsächlich um die A-Jugend. Unter seiner Leitung schafften einige Jugendspieler den Sprung zu den Profis, darunter Dennis Aogo, Jonathan Pitroipa, Daniel Schwaab, Eke Uzoma, Ömer Toprak und Oliver Baumann.
Zu Beginn der Saison 2011/12 wurde Streich Co-Trainer der 1. Mannschaft unter dem neuen Trainer Marcus Sorg, der dem bisherigen Cheftrainer Dutt, der zu Bayer Leverkusen gewechselt war, nachfolgte.[6]
Am 2. Januar 2012 übernahm Streich mit dem Beginn der Rückrundenvorbereitung die Position des Cheftrainers als Nachfolger von Marcus Sorg, der nach einer schwachen Hinrunde (nur drei Siege aus 17 Spielen) beurlaubt worden war.[7] Die Rückrunde unter Streich verlief für den SC erfolgreich; die Mannschaft verließ die Abstiegsränge und sicherte am 32. Spieltag den Klassenerhalt. Durch diesen überraschenden Erfolg[8] und durch seine unkonventionellen Äußerungen auf Pressekonferenzen erfuhr Streich eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Der lokale Fernsehsender TV Südbaden widmete ihm eine Videokolumne (Streich der Woche), die bald auch die Badische Zeitung aufgriff.
Aufgrund des für viele Beobachter nicht mehr für möglich gehaltenen Nichtabstieges und der insgesamt guten Leistungen des SC Freiburg in der Rückrunde 2011/12 belegte Streich bei der Wahl zum Trainer des Jahres 2012 den dritten Platz hinter Jürgen Klopp und Lucien Favre.[9] Nachdem der SC Freiburg in der darauf folgenden Saison 2012/13 überraschend den fünften Tabellenplatz belegt und sich damit für die Europa League qualifiziert hatte, erreichte Streich bei der Wahl zum Trainer des Jahres 2013 hinter Jupp Heynckes den zweiten Platz, noch vor Klopp.[10]
Am 10. Mai 2013 verlängerte er seinen bis 2014 laufenden Vertrag beim SC Freiburg langfristig.[11] Sein ursprünglich im Juli 2016 auslaufender Vertrag wurde am 19. Februar 2016 ebenso wie die Verträge des gesamten Trainerteams erneut verlängert.[12]
Nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga in der Saison 2014/15 sicherte sich Streich mit seiner Mannschaft den direkten Wiederaufstieg am 32. Spieltag nach einem 2:1-Auswärtssieg gegen den SC Paderborn 07. Am 33. Spieltag wurde er mit der Mannschaft durch einen 2:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim Meister der 2. Fußball-Bundesliga 2015/16.
In der Saison 2016/17 erreichte der Verein den 7. Platz in der Abschlusstabelle, welcher zur Teilnahme an der dritten Qualifikationsrunde für die Europa League berechtigte. Für diese Leistung wurde Streich zum Mann des Jahres gewählt.
Zum Beginn der Saison 2017/18 schied der SC Freiburg in der Europa-League-Qualifikation gegen den NK Domžale aus. In der Liga befand man sich bis zum Ende im Abstiegskampf, konnte die Saison aber auf dem 15. Tabellenplatz drei Punkte vor dem Relegationsplatz beenden.
Die Saison 2018/19 beendete der SC mit 36 Punkten im gesicherten Mittelfeld, wobei der Abstand auf den Relegationsplatz 8 Punkte betrug. In der Saison 2019/20 folgte ein 8. Platz mit 48 Punkten, wobei Streichs Mannschaft den Einzug in die 2. Qualifikationsrunde der Europa League nur um einen Punkt verpasste. Für Aufsehen sorgte er Anfang November 2019 beim 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt am 11. Spieltag. Kurz vor dem Abpfiff rollte der Ball ins Seitenaus an Streich vorbei, der diesen passieren ließ. Daraufhin stürmte der Frankfurter Kapitän David Abraham auf Streich zu, um den Ball zu holen und den Einwurf auszuführen. Abraham streckte den Freiburger Trainer, der auf den TV-Bildern erkennbar etwas in Abrahams Richtung „murmelte“, mit einer Art Bodycheck zu Boden und sah dafür die Rote Karte. Die Beteiligten versöhnten sich jedoch bereits nach Spielende.[13] Abraham wurde bis zum Jahresende 2019 und somit für 7 Wochen gesperrt.[14]
Am 11. Februar 2021 wurde Streichs Vertrag mit dem SC Freiburg erneut verlängert.[15] Im März 2022 verlängerte der SC Freiburg seinen Vertrag ein weiteres Mal.[16]
Die Saison 2021/22 beendeten die Freiburger auf dem zur Europa League berechtigenden sechsten Platz, nur drei Zähler hinter einem Champions-League-Rang. Mit 55 Punkten war diese Spielzeit die mit der erfolgreichsten Ausbeute unter Streich. Der Baden-Württemberger führte sein Team außerdem in das DFB-Pokal-Finale, das erste ihrer Geschichte. Dieses verloren sie gegen RB Leipzig mit 2:4 im Elfmeterschießen.
Streichs Pressekonferenzen erfahren regelmäßig hohe mediale Aufmerksamkeit. Oft nimmt der Trainer, unabhängig von Bundesliga-Spielen, Bezug auf das politische Geschehen abseits des Platzes. Im September 2015 äußerte er sich vor einem Spiel gegen Arminia Bielefeld zur Flüchtlingskrise: „Jetzt geht es darum, dass man sich den Menschen öffnet, dass man sie empfängt, dass man Ängste abbaut. Es geht oft um die Angst vor dem Anderen und die Angst vor dem Fremden. Das kann man bei sich selbst beobachten. Es geht darum, andere Denkweisen kennenzulernen.“[17]
Im Dezember 2016 nahm er kurz Stellung zum Mordfall einer Freiburger Studentin, den die Alternative für Deutschland zum Anlass nahm, Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik zu üben: „Mir wurde mitgeteilt, dass ein Mensch aus der AfD den Vater von der Maria, der dieses Furchtbare erleben musste, als pathologisch bezeichnet hat, weil er vor dieser Tat Flüchtlinge unterstützt hat. Dass in diesem Land jemand einer als demokratisch eingeordneten Partei zugehören darf, und jemand noch verhöhnen darf, der so etwas erleben musste, da sehen Sie, was los ist.“[18]
Als Roger Schmidt, zu dieser Zeit Trainer von Bayer 04 Leverkusen, aufgrund einer verbalen Entgleisung kritisiert wurde, nahm Streich diesen in Schutz: „Warum werden wir in den extremsten Situationen vorgeführt und die ganzen Leute hören, was uns in totaler Anspannung mal rausrutscht?“[19]
Zwischen 2012 und 2014 veröffentlichte die Badische Zeitung regelmäßig derartige Aussagen als Zusammenschnitt mit dem Titel „Streich der Woche“.[20]
Streich kritisierte auch die aus seiner Sicht schlechte Umweltpolitik der Regierungen und unterstützte Proteste von Fridays for Future.[21]
Streich war auf Vorschlag der baden-württembergischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen 2022 Mitglied der 17. Bundesversammlung.[22]
Streich, der mit 19 Jahren eine Berufsausbildung zum Industriekaufmann bei der Fritz Düsseldorf GmbH erfolgreich abschloss, holte mit 25 Jahren auf dem Zweiten Bildungsweg am Kolping-Kolleg in Freiburg das Abitur nach und absolvierte anschließend ein Lehramtsstudium der Fächer Germanistik, Sport und Geschichte.[23]
Mannschaft | von | bis | Wettbewerb | Ergebnisse | |||||||
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Sp. | S | U | N | T | GT | Diff. | Gew. % | ||||
SC Freiburg | 2. Januar 2012 | heute | Fußball-Bundesliga | 323 | 107 | 95 | 121 | 426 | 492 | −66 | 33,13 |
2. Fußball-Bundesliga | 34 | 22 | 6 | 6 | 75 | 39 | +36 | 64,71 | |||
DFB-Pokal | 31 | 21 | 0 | 10 | 75 | 51 | +24 | 67,74 | |||
Europa League1 | 8 | 2 | 3 | 3 | 6 | 10 | −4 | 25,00 | |||
insgesamt | 396 | 152 | 104 | 140 | 582 | 592 | −6 | 38,38 | |||
Karriere insgesamt | Liga | 357 | 129 | 101 | 127 | 501 | 531 | −30 | 36,13 | ||
Nationale Pokale | 31 | 21 | 0 | 10 | 75 | 51 | +24 | 67,74 | |||
Internationale Pokale | 8 | 2 | 3 | 3 | 6 | 10 | −4 | 25,00 | |||
insgesamt | 396 | 152 | 104 | 140 | 582 | 592 | −6 | 38,38 | |||
Quelle: transfermarkt.de[24][25][26], Stand: Saisonende 2021/22 |
Noah Atubolu | Ritsu Dōan | Maximilian Eggestein | Kimberly Ezekwem | Mark Flekken | Matthias Ginter | Michael Gregoritsch | Vincenzo Grifo | Manuel Gulde | Christian Günter | Nicolas Höfler | Lucas Höler | Woo-yeong Jeong | Yannik Keitel | Lukas Kübler | Daniel-Kofi Kyereh | Philipp Lienhart | Nils Petersen | Merlin Röhl | Roland Sallai | Kevin Schade | Keven Schlotterbeck | Jonathan Schmid | Kiliann Sildillia | Hugo Siquet | Benjamin Uphoff | Robert Wagner | Noah Weißhaupt
Cheftrainer: Christian Streich
Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen) | Steffen Baumgart (1. FC Köln) | André Breitenreiter (TSG 1899 Hoffenheim) | Daniel Farke (Borussia Mönchengladbach) | Urs Fischer (1. FC Union Berlin) | Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) | Niko Kovač (VfL Wolfsburg) | Thomas Letsch (VfL Bochum) | Enrico Maaßen (FC Augsburg) | Julian Nagelsmann (FC Bayern München) | Thomas Reis (FC Schalke 04) | Marco Rose (RB Leipzig) | Sandro Schwarz (Hertha BSC) | Christian Streich (SC Freiburg) | Bo Svensson (1. FSV Mainz 05) | Edin Terzić (Borussia Dortmund) | Ole Werner (Werder Bremen) | Michael Wimmer (VfB Stuttgart; interim)
1990: Franz Beckenbauer | 1991: Karl-Heinz Feldkamp | 1992: Erich Ribbeck | 1993: Winfried Schäfer | 1994: Volker Finke | 1995: Berti Vogts | 1996: Thomas Helmer | 1997–1998: Otto Rehhagel | 1999: Lothar Matthäus | 2000: Rudi Völler | 2001: Oliver Kahn | 2002: Michael Ballack | 2003: Felix Magath | 2004: Thomas Schaaf | 2005: Thomas Doll | 2006: Franz Beckenbauer | 2007: Ivan Klasnić | 2008: Franck Ribéry | 2009: Felix Magath | 2010: Bastian Schweinsteiger | 2011: Joachim Löw | 2012: Jürgen Klopp | 2013: Franck Ribéry | 2014: Joachim Löw | 2015: Dirk Schuster | 2016: Toni Kroos | 2017: Christian Streich | 2018: Fredi Bobic | 2019: Jürgen Klopp | 2020: Hansi Flick | 2021: Robert Lewandowski
Personendaten | |
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NAME | Streich, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballspieler und -trainer |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1965 |
GEBURTSORT | Weil am Rhein |