Katrin Krabbe (nach Heirat vollständig Katrin Krabbe-Zimmermann; * 22. November 1969 in Neubrandenburg) ist eine ehemalige deutsche Leichtathletin. Die Sprinterin wurde 1991 überraschend Doppelweltmeisterin über 100 und 200 Meter und anschließend zur Welt-Leichtathletin des Jahres und Weltsportlerin des Jahres gewählt.
Katrin Krabbe ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Deutschland Demokratische Republik 1949![]() Deutschland ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 22. November 1969 (52 Jahre) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Neubrandenburg, Deutschland Demokratische Republik 1949![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 182 cm | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 69 kg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Sprint | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestleistung | 10,89 s (100 m) / 21,95 s (200 m) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | SC Neubrandenburg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer | Thomas Springstein | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | zurückgetreten | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriereende | 1995 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Sie wurde 1992 nach der Einnahme von Clenbuterol wegen Medikamentenmissbrauchs drei Jahre lang für die Teilnahme an Wettkämpfen gesperrt, scheiterte beim Comeback und gab ihre Sportkarriere auf. Vor Gericht erstritt sie jedoch gegen den Internationalen Leichtathletikverband (IAAF) erfolgreich Entschädigungszahlungen in Höhe von 1,2 Millionen DM und schrieb mit diesem höchst seltenen Vorgang 2002 Sportrechtsgeschichte.[1]
Mit zwölf Jahren begann Katrin Krabbe beim SC Neubrandenburg, dem Verein, bei dem ihr Vater Fußball-Oberligaspieler und später Trainer war, mit regelmäßigem Lauftraining. Ihr Trainer war von Anfang an Thomas Springstein. Schnell kam sie zu ersten Erfolgen. Bei der Kinder- und Jugendspartakiade der DDR wurde sie 1985 Zweite über 100 und Dritte über 200 Meter. Bei den Juniorenweltmeisterschaften 1986 gehörte die damals 16-Jährige bereits zu den erfolgreichsten Starterinnen. Beim Leichtathletik-Europapokalfinale in Gateshead siegte sie im selben Jahr mit der DDR-Sprintstaffel über 4-mal 100 Meter in der Weltjahresbestzeit von 41,87 s.[2]
Bei den Juniorenweltmeisterschaften 1988 in Greater Sudbury errang sie sowohl über 200 Meter als auch in der 4-mal-100-Meter-Staffel den 1. Platz. Ihre persönliche Bestzeit beim Leichtathletik-Sportfest in Berlin (DDR) über 100 Meter von 10,89 s bescherte ihr die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Dort erreichte sie über 200 Meter das Halbfinale und schied dann als Sechste mit 22,59 s aus.
Der Durchbruch kam bei den Europameisterschaften 1990 in Split. Dort gewann sie dreimal Gold: über 100, 200 Meter und mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. 1991 folgte der Doppelsieg bei den deutschen Meisterschaften in Hannover. Bei den Weltmeisterschaften in Tokio war sie die überragende Läuferin. Mit 10,99 s bzw. 22,09 s holte sie über 100 und 200 Meter Gold und bezwang dabei ihre großen Rivalinnen Gwen Torrence und Merlene Ottey.
Katrin Krabbe ist 1,82 m groß und wog in ihrer aktiven Zeit 69 kg.
Bereits 1990 wurde Krabbe aufgrund ihrer drei Europameistertitel sowohl zur Sportlerin des Jahres in Deutschland gewählt als auch zu Europas Sportlerin des Jahres der Vereinigung der europäischen Sportjournalisten (UEPS).
Im Folgejahr 1991 wurde sie als Doppelweltmeisterin nicht nur erneut deutsche Sportlerin des Jahres und Europas Sportlerin des Jahres, diesmal durch die Presseagentur Polska Agencja Prasowa (PAP), sondern zugleich als erste und bis heute nur eine von zwei Deutschen auch Welt-Leichtathletin des Jahres. Überdies zeichnete die italienische Sportzeitung La Gazzetta dello Sport sie als Weltsportlerin des Jahres aus.[3]
Im Januar 1992 geriet sie mit Silke Möller und Grit Breuer unter Dopingverdacht und wurde vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) suspendiert, weil die Urinproben der drei aus dem Trainingslager in Südafrika im Labor als identisch analysiert wurden. Im April hob das Sportgericht des DLV die Sperre „mangels Beweises und aus Rechtsgründen“ auf.[4] Es bezweifelte u. a., dass eine Manipulation der Proben durch Dritte auszuschließen war, und stellte den Fall ein.[5] Das übergeordnete Schiedsgericht des IAAF bestätigte dies und sprach sie im Juni schließlich „aus formalen Gründen“ frei.[6][7][8]
Am 5. August 1992 wurden in Urinproben Krabbes und Breuers von einem Trainingslager am 22. und 23. Juli auf Usedom Clenbuterol nachgewiesen. Ihr Trainer Thomas Springstein hatte das verschreibungspflichtige Asthmamedikament „Spiropent“ ohne Rezept beschafft. Auch Manuela Derr gestand die Einnahme des Mittels, das damals nicht auf Dopinglisten geführt wurde. Die Olympischen Spiele in Barcelona 1992 hatte Krabbe mangels Qualifikationsleistung ohnehin verpasst.[9]
Nachdem die Medizinische Kommission der IAAF Clenbuterol im November als Dopingmittel mit anaboler Wirkung bezeichnet hatte, sperrte der DLV Krabbe und Breuer schließlich im März 1993 wegen Medikamentenmissbrauchs für ein Jahr und Manuela Derr für acht Monate, jeweils rückwirkend ab dem 14. August 1992. Der IAAF verlängerte diese Sperre wegen „unsportlichen Verhaltens“ um weitere zwei Jahre bis August 1995. Ein anschließender Comebackversuch Krabbes scheiterte, so dass ihre erfolgreiche Wettkampfkarriere faktisch im Sommer 1992 zu Ende gegangen war.
Im Gegensatz zu Grit Breuer, die wie Manuela Derr die anfänglich gemeinsame Klage zurückzog, die Sanktionen akzeptierte und 1995 ihre Leichtathletikkarriere erfolgreich fortsetzte, prozessierte Katrin Krabbe, vertreten durch Anwalt Thomas Summerer, weiter gegen die Sperre. 1995 und 1996 bestätigten Landgericht bzw. Oberlandesgericht München, dass die mehr als zweijährige Sperre das Grundrecht auf Berufsfreiheit verletzt hatte und daher unwirksam war. Beide Instanzen erkannten einen Anspruch auf Schadensersatz an, so dass das Landgericht München 2001 den Internationalen Leichtathletikverband zum Ersatz von 1,2 Millionen DM wegen entgangener Start- und Siegprämien sowie Sponsorengelder zuzüglich 4 % Zinsen ab 1994 verurteilte.[10] Nachdem die IAAF vor dem Oberlandesgericht München in Berufung gegangen war, dort jedoch ein Scheitern signalisiert bekommen hatte, einigte sich der Weltverband schließlich 2002, nach neun Jahren Rechtsstreit, mit Krabbe auf eine Vergleichszahlung in unbekannter Höhe.[1]
Katrin Krabbe heiratete den Rechtsanwalt und ehemaligen Junioren-Rudervizeweltmeister Michael Zimmermann (1962–2015) und bekam mit ihm zwei Söhne, darunter der Handballer Bruno Zimmermann.[11][12]
Ihre sportliche Karriere verfolgte sie nach dem misslungenen Comeback nicht weiter. Stattdessen betrieb sie ein Sportgeschäft in Neubrandenburg, das sie gemeinsam mit ihrem ehemaligen Verlobten eröffnet hatte, dem Kanuten Torsten Krenz. Im Zusammenhang mit der hohen Schadensersatzzahlung der IAAF verhängte das Amtsgericht Neubrandenburg Ende 2008 gegen Krabbe eine Geldstrafe wegen Steuerhinterziehung, die schließlich zur Privatinsolvenz führte.[13]
Seitdem arbeitet sie im Kundenservice eines Autohauses.[14][15] Am 5. Mai 2015 beging ihr Mann Suizid. Ihre Wut darüber beschrieb sie im September 2015 in der SWR-Talkshow Nachtcafé.[16] Inzwischen begann sie eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Sterbebegleitung[14] und war bis Anfang 2019 mit dem Berliner Handballmanager Bob Hanning liiert, der Bruno Zimmermann als Jugendspieler betreute.[17][18][19]
1983: Marlies Göhr | 1987: Silke Gladisch | 1991: Katrin Krabbe | 1993: Gail Devers | 1995: Gwen Torrence | 1997: Marion Jones | 1999: Marion Jones | 2001: Schanna Block | 2003: Torri Edwards | 2005: Lauryn Williams | 2007: Veronica Campbell | 2009: Shelly-Ann Fraser | 2011: Carmelita Jeter | 2013: Shelly-Ann Fraser-Pryce | 2015: Shelly-Ann Fraser-Pryce | 2017: Tori Bowie | 2019: Shelly-Ann Fraser-Pryce | 2022: Shelly-Ann Fraser-Pryce
Liste der Weltmeister in der Leichtathletik
1983: Marita Koch | 1987: Silke Gladisch | 1991: Katrin Krabbe | 1993: Merlene Ottey | 1995: Merlene Ottey | 1997: Schanna Pintussewytsch | 1999: Inger Miller | 2001: Debbie Ferguson | 2003: Anastassija Kapatschinskaja | 2005: Allyson Felix | 2007: Allyson Felix | 2009: Allyson Felix | 2011: Veronica Campbell-Brown | 2013: Shelly-Ann Fraser-Pryce | 2015: Dafne Schippers | 2017: Dafne Schippers | 2019: Dina Asher-Smith | 2022: Shericka Jackson
Liste der Weltmeister in der Leichtathletik
1938: Stanisława Walasiewicz | 1946: Jewgenija Setschenowa | 1950: Fanny Blankers-Koen | 1954: Irina Turowa | 1958: Heather Young | 1962: Dorothy Hyman | 1966: Ewa Kłobukowska | 1969: Petra Vogt | 1971: Renate Stecher | 1974: Irena Szewińska | 1978: Marlies Göhr | 1982: Marlies Göhr | 1986: Marlies Göhr | 1990: Katrin Krabbe | 1994: Irina Priwalowa | 1998: Christine Arron | 2002: Ekaterini Thanou | 2006: Kim Gevaert | 2010: Verena Sailer | 2012: Iwet Lalowa | 2014: Dafne Schippers | 2016: Dafne Schippers | 2018: Dina Asher-Smith | 2022: Gina Lückenkemper
1938: Stanisława Walasiewicz | 1946: Jewgenija Setschenowa | 1950: Fanny Blankers-Koen | 1954: Marija Itkina | 1958: Barbara Janiszewska | 1962: Jutta Heine | 1966: Irena Kirszenstein | 1969: Petra Vogt | 1971: Renate Stecher | 1974: Irena Szewińska | 1978: Ljudmila Kondratjewa | 1982: Bärbel Wöckel | 1986: Heike Drechsler | 1990: Katrin Krabbe | 1994: Irina Priwalowa | 1998: Irina Priwalowa | 2002: Muriel Hurtis | 2006: Kim Gevaert | 2010: Myriam Soumaré | 2012: Marija Rjemjen | 2014: Dafne Schippers | 2016: Dina Asher-Smith | 2018: Dina Asher-Smith | 2022: Mujinga Kambundji
1938: Kohl, Krauß, Albus, Kühnel Deutsches Reich NS DEU |
1946: Koudijs, Timmer, Adema, Blankers-Koen Niederlande
NED |
1950: Hay, Desforges, Hall, Foulds Vereinigtes Konigreich
GBR |
1954: Krepkina, Ulitkina, Itkina, Turowa Sowjetunion 1923
URS |
1958: Krepkina, Kepp, Poljakowa, Maslowskaja Sowjetunion 1955
URS |
1962: Ciepły, Piątkowska, Sobotta, Szyroka Polen
POL |
1966: Bednarek, Straszyńska, Kirszenstein, Kłobukowska Polen
POL |
1969: Höfer, Meißner, Podeswa, Vogt Deutschland Demokratische Republik 1949
GDR |
1971: Schittenhelm, Helten, Richter, Mickler Deutschland BR
FRG |
1974: Maletzki, Stecher, Heinich, Eckert Deutschland Demokratische Republik 1949
GDR |
1978: Anissimowa, Maslakowa, Kondratjewa, Storoschkowa Sowjetunion
URS |
1982: Walther, Wöckel, Günther, Göhr Deutschland Demokratische Republik 1949
GDR |
1986: Gladisch, Günther, Auerswald, Göhr Deutschland Demokratische Republik 1949
GDR |
1990: Möller, Krabbe, Behrendt, Günther Deutschland Demokratische Republik 1949
GDR |
1994: Paschke, Zipp, Knoll, Lichtenhagen Deutschland
GER |
1998: Benth, Bangué, Félix, Arron Frankreich
FRA |
2002: Combe, Hurtis, Félix, Sidibé Frankreich
FRA |
2006: Guschtschina, Russakowa, Chabarowa, Grigorjewa Russland
RUS |
2010: Powch, Pohrebnjak, Rjemjen, Bryshina Ukraine
UKR |
2012: Günther, Cibis, Pinto, Sailer Deutschland
GER |
2014: Philip, Nelson, Williams, Henry Vereinigtes Konigreich
GBR |
2016: Samuel, Schippers, van Schagen, Sedney Niederlande
NED |
2018: Philip, Lansiquot, Williams, Asher-Smith Vereinigtes Konigreich
GBR |
2022: Burghardt, Mayer, Lückenkemper, Haase Deutschland
GER
1947: Marga Petersen | 1948: Mirl Buchner-Fischer | 1949: Lena Stumpf | 1950: Ria Baran-Falk | 1951: Ria Baran-Falk | 1952: Ria Baran-Falk | 1953: Christa Seliger | 1954: Ursula Happe | 1955: Helene Kienzle | 1956: Ursula Happe | 1957: Wiltrud Urselmann | 1958: Marianne Werner | 1959: Marika Kilius | 1960: Ingrid Krämer | 1961: Heidi Schmid | 1962: Jutta Heine | 1963: Ursel Brunner | 1964: Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann | 1965: Helga Hoffmann | 1966: Helga Hoffmann und Karin Frisch | 1967: Liesel Westermann | 1968: Ingrid Becker | 1969: Liesel Westermann | 1970: Heide Rosendahl | 1971: Ingrid Mickler-Becker | 1972: Heide Rosendahl | 1973: Uta Schorn | 1974: Christel Justen | 1975: Ellen Wellmann | 1976: Rosi Mittermaier | 1977: Eva Wilms | 1978: Maria Epple | 1979: Christa Kinshofer | 1980: Irene Epple | 1981: Ulrike Meyfarth | 1982: Ulrike Meyfarth | 1983: Ulrike Meyfarth | 1984: Ulrike Meyfarth | 1985: Cornelia Hanisch | 1986: Steffi Graf | 1987: Steffi Graf | 1988: Steffi Graf | 1989: Steffi Graf | 1990: Katrin Krabbe | 1991: Katrin Krabbe | 1992: Heike Henkel | 1993: Franziska van Almsick | 1994: Katja Seizinger | 1995: Franziska van Almsick | 1996: Katja Seizinger | 1997: Astrid Kumbernuss | 1998: Katja Seizinger | 1999: Steffi Graf | 2000: Heike Drechsler | 2001: Hannah Stockbauer | 2002: Franziska van Almsick | 2003: Hannah Stockbauer | 2004: Birgit Fischer | 2005: Uschi Disl | 2006: Kati Wilhelm | 2007: Magdalena Neuner | 2008: Britta Steffen | 2009: Steffi Nerius | 2010: Maria Riesch | 2011: Magdalena Neuner | 2012: Magdalena Neuner | 2013: Christina Obergföll | 2014: Maria Höfl-Riesch | 2015: Christina Schwanitz | 2016: Angelique Kerber | 2017: Laura Dahlmeier | 2018: Angelique Kerber | 2019: Malaika Mihambo | 2020: Malaika Mihambo | 2021: Malaika Mihambo
Personendaten | |
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NAME | Krabbe, Katrin |
ALTERNATIVNAMEN | Krabbe-Zimmermann, Katrin |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Leichtathletin |
GEBURTSDATUM | 22. November 1969 |
GEBURTSORT | Neubrandenburg, DDR |