Franziska van Almsick (* 5. April 1978 in Ost-Berlin) ist eine ehemalige deutsche Schwimmerin und mehrfache Welt- und Europameisterin. Seit 2010 ist sie stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe.[1][2]
Franziska van Almsick, von Fans und Medien auch „Franzi“ genannt, wurde in Ost-Berlin geboren und begann als Fünfjährige mit dem Schwimmen. Mit sieben Jahren wurde sie ins Ost-Berliner Schwimm-Trainingszentrum aufgenommen, das heutige Schul- und Leistungssportzentrum Berlin, wo sie die Jüngste war. Sie kam bald darauf in eine Kinder- und Jugendsportschule (KJS). Die Einrichtung war damals nach Werner Seelenbinder benannt. Bereits mit elf Jahren gewann sie bei der Kinder- und Jugendspartakiade neun Goldmedaillen. Nach Jugend-Wettkämpfen der DDR gewann sie auch bei Junioren-Europa- und Weltmeisterschaften. Seit 1996 trainierte van Almsick bei der SG Neukölln Berlin mit Cheftrainer Norbert Warnatzsch, davor beim SC Berlin mit Dieter Lindemann.
1992 gelang ihr der erste Weltcup-Sieg über 100 m Freistil und sie schwamm einen Kurzbahn-Weltrekord über 50 m Freistil. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona gewann sie die Silbermedaille über 200 m Freistil, Silber mit der 4×100-m-Lagen-Staffel und Bronze über 100 m Freistil und mit der 4×100-m-Freistil-Staffel. Nach Barcelona avancierte sie zum ersten gesamtdeutschen Sportstar nach der deutschen Wiedervereinigung, ihr Bekanntheitsgrad wurde vergleichbar mit dem eines Popstars.
In der Saison 1993 wurde sie Weltcup-Gesamtsiegerin und stellte dabei drei Weltrekorde auf. Bei den Europameisterschaften in Sheffield gewann sie sechs Goldmedaillen. Sie wurde für ihre Leistungen zur Welt-Sportlerin des Jahres gewählt.
Dramatisch war ihr Auftritt bei den Schwimmweltmeisterschaften 1994 in Rom. In ihrer Paradedisziplin 200 m Freistil konnte sie sich zunächst als Neunte im Halbfinale nicht für das Finale qualifizieren. Ihre Mannschaftskollegin Dagmar Hase, die sich qualifiziert hatte, trat daraufhin nicht im Finale an, so dass ihr Platz für van Almsick frei wurde. Das Finale erwies sich als Triumph für die Berlinerin: Sie wurde Weltmeisterin, wobei sie gleichzeitig einen neuen Weltrekord aufstellte.
Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta ging sie über 200 m Freistil als große Favoritin an den Start, gewann dann aber „nur“ die Silbermedaille. Dieses war der Beginn einer Jagd nach einem Olympiasieg, der ihr bis zum Karriereende 2004 nicht gelingen sollte. Zur sportlichen Enttäuschung wurden für sie die Olympischen Spiele 2000 in Sydney, von denen sie nach Deutschland zurückkehrte, ohne an einem Einzelfinale teilgenommen zu haben; mit der Staffel gewann sie eine Bronzemedaille. Wurde sie in den früheren Jahren von den deutschen Massenmedien noch in den Himmel gelobt, so fielen diese jetzt über sie her. Die Berliner Boulevardzeitung B.Z. schrieb auf der Titelseite „Franzi van Speck – als Molch holt man kein Gold“. Nach zahlreichen Beschwerden verlor Chefredakteur Franz-Josef Wagner seinen Posten.[3][4] Das Karriereende schien für sie nah.[5]
Bei den Schwimmeuropameisterschaften 2002 in ihrer Heimatstadt Berlin gewann van Almsick fünf Goldmedaillen, unter anderem den Titel über 200 m Freistil, wobei sie ihren eigenen Weltrekord von 1994 nochmals verbesserte und zur Favoritin für die Olympischen Spiele 2004 avancierte. Für dieses Comeback wurde sie 2002 erneut zur Sportlerin des Jahres gewählt, mit mehreren Auszeichnungen für das Comeback des Jahres geehrt[6][7] und auch wieder von der Presse gefeiert[8]. Ihr damaliger Weltrekord hielt bis zu den Schwimmweltmeisterschaften 2007, bei denen die Italienerin Federica Pellegrini diesen um 17 Hundertstelsekunden unterbot.[9][10]
Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewann sie zwei Bronzemedaillen mit der 4×200-Meter-Freistilstaffel (mit neuem Europarekord) und der 4×100-Meter-Lagenstaffel, außerdem erreichte sie Rang 5 über 200 m Freistil. Danach beendete sie ihre Karriere als aktive Sportlerin. Sie ist neben Heikki Savolainen, Alexei Nemov, Harri Kirvesniemi und Merlene Ottey eine von nur fünf Sportlern, die sechs olympische Bronzemedaillen gewinnen konnten (Stand 2021).
Franziska van Almsick erschwamm auf europäischer Ebene 18 Goldmedaillen und zwei Titel bei Weltmeisterschaften.
Bei den Schwimmweltmeisterschaften 2005 in Montreal, bei den Schwimmeuropameisterschaften 2006 in Budapest, bei den Schwimmweltmeisterschaften 2007 in Melbourne, den Olympischen Spielen 2008 in Peking und den Olympischen Spielen 2012 in London arbeitete van Almsick als Co-Kommentatorin für die ARD. Bei den Olympischen Spielen 2016 war sie als „Expertin von Schwimm- und Sportereignissen“ zu sehen.[11] Im Jahr 2006 kommentierte sie für kurze Zeit auf RTL die Formel 1.[12]
Ab 1. Dezember 2008 war van Almsick als Stellvertreterin des ebenfalls neu bestellten Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Sporthilfe, Werner E. Klatten, für den Bereich Sport zuständig.[13][14] Mit der Installierung eines nunmehr hauptamtlichen Sporthilfe-Vorstands wechselte sie zum 1. April 2010 in den Aufsichtsrat.[1][2] Zudem engagiert sie sich seit einigen Jahren als Botschafterin für die Sky Stiftung.[15]
Sie wirkte in mehreren Filmen als Synchronsprecherin mit, so in Cars und Findet Dorie.
Sie belegte in der vierten Staffel der ProSieben-Sendung The Masked Singer als Einhorn den neunten von zehn Plätzen.
Als in einer Quizsendung im März 2020 die Rede auf Asien kam und van Almsick unvermittelt mit kindlich bzw. piepsig verstellter Stimme ein: »Ching Chang Chong!« äußerte, wurde dieses vielfach als rassistische Bemerkung bewertet.[16]
Während ihrer Sportkarriere nahm van Almsick mehrfach an Fotoshootings teil. Unter anderem posierte sie zweimal für das Männermagazin Maxim in Badebekleidung und Unterwäsche. Van Almsick wurde bis 2001 von Werner Köster vermarktet,[17] der ihr lukrative Werbeverträge verschaffte[18] und als Berliner Göre inszenierte.[19] Laut Sport-Bild im September 1994 hatte van Almsick bereits mit 16 Jahren ausgesorgt, acht bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossene Werbeverträge brachten ihr eine Gesamtsumme von rund zehn Millionen D-Mark ein.[20]
Von Mitte der 1990er Jahre bis März 2000 war sie mit dem Schwimmer Steffen Zesner liiert.[21][22][23] Als die Zeitschrift das neue schnell und aktuell 1996 über eine bevorstehende „Traumhochzeit“ berichtet hatte, wurde vor dem Bundesverfassungsgericht eine angemessen deutlich platzierte Gegendarstellung erstritten.[24]
Von 2000 bis 2004 war sie mit dem Handballspieler Stefan Kretzschmar liiert. Ihren jetzigen Lebensgefährten, den Unternehmer Jürgen B. Harder, lernte sie 2005 kennen. Das Paar lebt in Heidelberg und hat zwei Söhne (* 7. Januar 2007[25], * 20. Mai 2013[26]).
Unter dem Titel Aufgetaucht veröffentlichte Franziska van Almsick 2004 ihre Autobiographie. Als Kinderbuchautorin trat sie 2009 mit Paul Plantschnase am Meer, 2010 mit Paul Plantschnase im Schwimmkurs und 2017 mit Paul Plantschnase lernt schwimmen in Erscheinung.
In ihrer aktiven Laufbahn stellte sie u. a. die Kurzbahnweltrekorde über 50, 100 und 200 Meter Freistil sowie über 200 Meter Freistil auf der Langbahn auf. Darüber hinaus war sie Schwimmerin deutscher Weltrekordstaffeln über 4×50 und 4×100 Meter Freistil.
1973: Keena Rothhammer | 1975: Shirley Babashoff | 1978: Cynthia Woodhead | 1982: Annemarie Verstappen | 1986: Heike Friedrich | 1991: Hayley Lewis | 1994: Franziska van Almsick | 1998: Claudia Poll | 2001: Giaan Rooney | 2003: Alena Popchanka | 2005: Solenne Figuès | 2007: Laure Manaudou | 2009: Federica Pellegrini | 2011: Federica Pellegrini | 2013: Missy Franklin | 2015: Katie Ledecky | 2017: Federica Pellegrini | 2019: Federica Pellegrini | 2022: Yang Junxuan
1986: Deutschland Demokratische Republik 1949 Manuela Stellmach, Astrid Strauß, Nadja Bergknecht, Heike Friedrich |
1991: Deutschland
Kerstin Kielgaß, Manuela Stellmach, Dagmar Hase, Stephanie Ortwig |
1994: China Volksrepublik
Le Ying, Yang Aihua, Zhou Guanbin, Lü Bin |
1998: Deutschland
Franziska van Almsick, Dagmar Hase, Silvia Szalai, Kerstin Kielgaß |
2001: Vereinigtes Konigreich
Nicola Jackson, Janine Belton, Karen Legg, Karen Pickering |
2003: Vereinigte Staaten
Lindsay Benko, Rachel Komisarz, Rhi Jeffrey, Diana Munz |
2005: Vereinigte Staaten
Natalie Coughlin, Katie Hoff, Whitney Myers, Kaitlin Sandeno |
2007: Vereinigte Staaten
Natalie Coughlin, Dana Vollmer, Lacey Nymeyer, Katie Hoff |
2009: China Volksrepublik
Yang Yu, Zhu Qianwei, Liu Jing, Pang Jiaying |
2011: Vereinigte Staaten
Missy Franklin, Dagny Knutson, Katie Hoff, Allison Schmitt |
2013: Vereinigte Staaten
Katie Ledecky, Shannon Vreeland, Karlee Bispo, Missy Franklin |
2015: Vereinigte Staaten
Missy Franklin, Leah Smith, Katie McLaughlin, Katie Ledecky |
2017: Vereinigte Staaten
Leah Smith, Mallory Comerford, Melanie Margalis, Katie Ledecky |
2019: Australien
Ariarne Titmus, Madison Wilson, Brianna Throssell, Emma McKeon |
2022: Vereinigte Staaten
Claire Weinstein, Leah Smith, Katie Ledecky, Bella Sims
1987: Tamara Costache | 1989: Catherine Plewinski | 1991: Simone Osygus | 1993: Franziska van Almsick | 1995: Linda Olofsson | 1997: Natalja Meschtscherjakowa | 1999: Inge de Bruijn | 2000: Therese Alshammar | 2002: Therese Alshammar | 2004: Therese Alshammar | 2006: Britta Steffen | 2008: Marleen Veldhuis | 2010: Therese Alshammar | 2012: Britta Steffen | 2014: Francesca Halsall | 2016: Ranomi Kromowidjojo | 2018: Sarah Sjöström | 2020: Ranomi Kromowidjojo | 2022: Sarah Sjöström
1927: Marie Vierdag | 1931: Yvonne Godard | 1934: Willy den Ouden | 1938: Ragnhild Hveger | 1947: Fritze Carstensen | 1950: Irma Schumacher | 1954: Katalin Szőke | 1958: Kate Jobson | 1962: Heidi Pechstein | 1966: Martina Grunert | 1970: Gabriele Wetzko | 1974: Kornelia Ender | 1977: Barbara Krause | 1981: Caren Metschuck | 1983: Birgit Meineke | 1985: Heike Friedrich | 1987: Kristin Otto | 1989: Katrin Meißner | 1991: Catherine Plewinski | 1993: Franziska van Almsick | 1995: Sandra Völker | 1997: Franziska van Almsick | 1999: Sue Rolph | 2000: Therese Alshammar | 2002: Franziska van Almsick | 2004: Malia Metella | 2006: Britta Steffen | 2008: Marleen Veldhuis | 2010: Francesca Halsall | 2012: Sarah Sjöström | 2014: Sarah Sjöström | 2016: Sarah Sjöström | 2018: Sarah Sjöström | 2020: Femke Heemskerk | 2022: Marrit Steenbergen
1970: Gabriele Wetzko | 1974: Kornelia Ender | 1977: Petra Thümer | 1981: Carmela Schmidt | 1983: Birgit Meineke | 1985: Heike Friedrich | 1987: Heike Friedrich | 1989: Manuela Stellmach | 1991: Mette Jacobsen | 1993: Franziska van Almsick | 1995: Kerstin Kielgaß | 1997: Michelle Smith | 1999: Camelia Potec | 2000: Natallja Baranouskaja | 2002: Franziska van Almsick | 2004: Camelia Potec | 2006: Otylia Jędrzejczak | 2008: Sara Isakovič | 2010: Federica Pellegrini | 2012: Federica Pellegrini | 2014: Federica Pellegrini | 2016: Federica Pellegrini | 2018: Charlotte Bonnet | 2020: Barbora Seemanová | 2022: Marrit Steenbergen
1927: Marie Braun | 1931: Marie Braun | 1934: Hendrika Mastenbroek | 1938: Ragnhild Hveger | 1947: Karen Harup | 1950: Greta Andersen | 1954: Agata Sebö | 1958: Jans Koster | 1962: Adrie Lasterie | 1966: Claude Mandonnaud | 1970: Elke Sehmisch | 1974: Angela Franke | 1977: Petra Thümer | 1981: Ines Diers | 1983: Astrid Strauß | 1985: Astrid Strauß | 1987: Heike Friedrich | 1989: Anke Möhring | 1991: Irene Dalby | 1993: Dagmar Hase | 1995: Franziska van Almsick | 1997: Dagmar Hase | 1999: Camelia Potec | 2000: Jana Klotschkowa | 2002: Jana Klotschkowa | 2004: Laure Manaudou | 2006: Laure Manaudou | 2008: Federica Pellegrini | 2010: Rebecca Adlington | 2012: Coralie Balmy | 2014: Jazmin Carlin | 2016: Boglárka Kapás | 2018: Simona Quadarella | 2020: Simona Quadarella | 2022: Isabel Gose
1947: Marga Petersen | 1948: Mirl Buchner-Fischer | 1949: Lena Stumpf | 1950: Ria Baran-Falk | 1951: Ria Baran-Falk | 1952: Ria Baran-Falk | 1953: Christa Seliger | 1954: Ursula Happe | 1955: Helene Kienzle | 1956: Ursula Happe | 1957: Wiltrud Urselmann | 1958: Marianne Werner | 1959: Marika Kilius | 1960: Ingrid Krämer | 1961: Heidi Schmid | 1962: Jutta Heine | 1963: Ursel Brunner | 1964: Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann | 1965: Helga Hoffmann | 1966: Helga Hoffmann und Karin Frisch | 1967: Liesel Westermann | 1968: Ingrid Becker | 1969: Liesel Westermann | 1970: Heide Rosendahl | 1971: Ingrid Mickler-Becker | 1972: Heide Rosendahl | 1973: Uta Schorn | 1974: Christel Justen | 1975: Ellen Wellmann | 1976: Rosi Mittermaier | 1977: Eva Wilms | 1978: Maria Epple | 1979: Christa Kinshofer | 1980: Irene Epple | 1981: Ulrike Meyfarth | 1982: Ulrike Meyfarth | 1983: Ulrike Meyfarth | 1984: Ulrike Meyfarth | 1985: Cornelia Hanisch | 1986: Steffi Graf | 1987: Steffi Graf | 1988: Steffi Graf | 1989: Steffi Graf | 1990: Katrin Krabbe | 1991: Katrin Krabbe | 1992: Heike Henkel | 1993: Franziska van Almsick | 1994: Katja Seizinger | 1995: Franziska van Almsick | 1996: Katja Seizinger | 1997: Astrid Kumbernuss | 1998: Katja Seizinger | 1999: Steffi Graf | 2000: Heike Drechsler | 2001: Hannah Stockbauer | 2002: Franziska van Almsick | 2003: Hannah Stockbauer | 2004: Birgit Fischer | 2005: Uschi Disl | 2006: Kati Wilhelm | 2007: Magdalena Neuner | 2008: Britta Steffen | 2009: Steffi Nerius | 2010: Maria Riesch | 2011: Magdalena Neuner | 2012: Magdalena Neuner | 2013: Christina Obergföll | 2014: Maria Höfl-Riesch | 2015: Christina Schwanitz | 2016: Angelique Kerber | 2017: Laura Dahlmeier | 2018: Angelique Kerber | 2019: Malaika Mihambo | 2020: Malaika Mihambo | 2021: Malaika Mihambo
Personendaten | |
---|---|
NAME | Almsick, Franziska van |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schwimmerin |
GEBURTSDATUM | 5. April 1978 |
GEBURTSORT | Berlin |