Lamont Marcell Jacobs Junior (* 26. September 1994 in El Paso, Texas) ist ein italienischer Leichtathlet, der im Sprint und im Weitsprung an den Start geht. Sein größter sportlicher Erfolg ist der Gewinn der Goldmedaille im 100-Meter-Lauf und mit der Staffel bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. 2022 gewann er die Goldmedaille im 60-Meter-Lauf bei den Hallenweltmeisterschaften in Belgrad sowie den 100-Meter-Lauf bei den Europameisterschaften in München.
Marcell Jacobs ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Voller Name | Lamont Marcell Jacobs Junior | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Italien![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 26. September 1994 (27 Jahre) | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | El Paso, Vereinigte Staaten | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 186 cm | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 84 kg | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | 100 m Weitsprung | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestleistung | 9,80 s 7,95 m | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | G.S. Fiamme Oro Padua | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer | Paolo Camossi | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | aktiv | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
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letzte Änderung: 17. August 2022 |
Marcell Jacobs wurde als Sohn einer Italienerin und eines US-Amerikaners in El Paso geboren. Noch als er ein Kleinkind war, zog seine Mutter nach der Trennung vom Vater mit ihm in ihre Heimatstadt Desenzano del Garda, in der Marcell aufwuchs.[1] Bereits im Kindesalter war er sportlich aktiv und trainierte zunächst Basketball, womit er in die Fußstapfen seines Vaters trat. Im Alter von zehn Jahren wechselte er zur Leichtathletik. Mittlerweile lebt er in Rom und wird vom ehemaligen Dreispringer Paolo Camossi trainiert.[2] Marcell Jacobs ist Vater von drei Kindern.
2011 nahm er in der Altersklasse U18 erstmals an Italienischen Meisterschaften im Weitsprung teil, bei denen er die Bronzemedaille gewinnen konnte. Ein Jahr später wurde er mit 7,23 m Dritter bei den nationalen Juniorenhallenmeisterschaften. 2013 siegte er bei den gleichen Meisterschaften mit einer Weite von 7,75 m und stellte damit einen neuen nationalen Juniorenrekord auf, der zuvor seit dem Jahr 1976 bestanden hatte. Im Juli desselben Jahres wurde er Achter bei den Italienischen Meisterschaften der Erwachsenen und trat zudem bei den U20-Europameisterschaften in der Heimat an. Dabei landete er im Weitsprung auf dem neunten Platz. Ab 2014 legte er verstärkt Fokus auf den 100-Meter-Sprint. Im Mai verbesserte er sich auf 10,53 s. Wenngleich er im folgenden Jahr kaum Wettkämpfe bestreiten konnte, gelang ihm im Frühjahr eine Verbesserung auf 8,03 m in der Halle. 2016 sprang Jacobs bei seinem Sieg bei den nationalen U23-Meisterschaften auf eine Weite von 8,48 m, die aufgrund zu starken Rückenwindes nicht gewertet werden konnte. Dabei handelte es sich um die bis dahin größte von einem Italiener jemals erzielte Weite. Im Juli trat er bei den Europameisterschaften in Amsterdam an. Dabei gelang ihm der Einzug in das Finale, in dem er mit 7,59 m den vorletzten Platz belegte.
Im Frühjahr 2017 steigerte sich Jacobs auf eine Hallenbestweite von 8,07 m und rückte damit auf den dritten Platz der ewigen nationalen Bestenliste vor. Anschließend startete er bei den Halleneuropameisterschaften in Belgrad, bei denen er nach der Qualifikation als Elfter ausschied. Den Rest der Saison verpasste er aufgrund von Knieproblemen nahezu vollständig.[3] Fortan stieg er komplett auf den Sprint um, in dem er 2018 wieder an den Start gehen konnte. Im Mai steigerte er sich auf eine Zeit von 10,08 s und nahm anschließend im August an den Europameisterschaften in Berlin teil. Mit einer Zeit von 10,28 s schied er als Vierter seines Halbfinallaufs aus. 2019 verbesserte er sich auf eine Zeit von 10,03 s und nahm in der Folge an den Weltmeisterschaften in Doha teil. Auch dort gelang ihm der Einzug in das Halbfinale, in dem er als Siebter seines Laufs ausschied. Zum Abschluss der WM startete er auch mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. Wenngleich für sie auf Platz 10 liegend, nach dem Vorlauf ausschieden, stellte das Quartett in 38,11 s dennoch einen neuen Nationalrekord auf. Der vorige Rekord hatte seit 2010 bei 38,17 s gelegen.[4] 2021 trat Jacobs im März bei den Halleneuropameisterschaften im polnischen Toruń im 60-Meter-Lauf an und zog in das Finale ein. Darin gelang es ihm, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und in 6,47 s neben einem neuen Nationalrekord auch die Weltjahresbestleistung aufzustellen. Später Anfang Mai gewann Jacobs, zusammen mit seinen Teamkollegen, die Silbermedaille im 4-mal-100-Meter-Staffelwettbewerb bei den World Athletics Relays in Chorzów. Kurz darauf steigerte er seine Bestleistung und zugleich den Italienischen Rekord, den zuvor Filippo Tortu gehalten hatte, auf 9,95 s.[5]
Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio lief er im Finale mit neuem europäischen Rekord von 9,80 s zu Olympiagold über die 100 Meter.[6] Er ist der erste Europäer seit 1992, der diese Disziplin gewann.[7] Wenige Tage nach seinem Triumph über 100 Meter war Jacobs auch Teil der Italienischen 4-mal-100-Meter-Staffel. Mit ihr erreichte er das Finale, in dem das Quartett in 37,50 einen neuen Nationalrekord lief und er damit seine zweite Goldmedaille bei den Spielen in Tokio gewann.[8] Während der Schlussfeier war er der Fahnenträger seiner Nation. Im Frühjahr 2022 trat Jacobs bei den Hallenweltmeisterschaften in Belgrad an. Er zog jeweils als Erstplatzierter seines Vor- und seines Halbfinallaufs in das Finale ein. Darin setzte er sich mit neuem Europarekord in 6,41 s gegen den amtierenden Titelträger, Christian Coleman, aus den USA durch. Beide Athleten wurde im Ziel mit der Weltbestzeit von 6,41 s gemessen. Jacobs' Vorsprung betrug schließlich lediglich drei tausendstel Sekunden.[9] Im Sommer trat er als einer der Favoriten bei den Weltmeisterschaften in den USA an. Als Zweiter seines Vorlaufes konnte er zwar in das Halbfinale einziehen, dort konnte er anschließend allerdings wegen einer Hüftverletzung, die er bereits zu den Weltmeisterschaften mitbrachte, nicht an den Start gehen.[10] Einen Monat später siegte Jacobs bei den Europameisterschaften in München mit einer Zeit von 9,95 s vor dem britischen Titelverteidiger Zharnel Hughes (9,99 s).[11]
Im Laufe seiner Karriere siegte Jacobs bislang insgesamt neun Mal bei Italienischen Meisterschaften der Erwachsenen, im Weitsprung 2016 und 2017 in der Freiluft, respektive in der Halle sowie über 100 Meter in den Jahren 2018 bis 2022 und zwei Mal im 60-Meter-Lauf (2021–2022).
Jahr | Veranstaltung | Ort | Platz | Disziplin | Zeit/Weite |
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Startet für Italien![]() | |||||
2013 | U20-Europameisterschaften | Italien![]() |
9. | Weitsprung | 7,20 m |
2016 | Europameisterschaften | Niederlande![]() |
11. | Weitsprung | 7,59 m |
2017 | Halleneuropameisterschaften | Serbien![]() |
11. | Weitsprung | 7,70 m |
2018 | Europameisterschaften | Deutschland![]() |
11. | 100 m | 10,28 s |
2019 | Weltmeisterschaften | Katar![]() |
18. | 100 m | 10,20 s |
10. | 4 × 100 m | 38,11 s | |||
2021 | Halleneuropameisterschaften | Polen![]() |
1. | 60 m | 6,47 s |
World Athletics Relays | Polen![]() |
2. | 4 × 100 m | 39,21 s | |
Olympische Spiele | Japan![]() |
1. | 100 m | 9,80 s | |
1. | 4 × 100 m | 37,50 s | |||
2022 | Hallenweltmeisterschaften | Serbien![]() |
1. | 60 m | 6,41 |
Weltmeisterschaften | Vereinigte Staaten![]() |
100 m | DNS (Halbfinale) | ||
Europameisterschaften | Deutschland![]() |
1. | 100 m | 9,95 |
1896: Vereinigte Staaten 44 Thomas Burke |
1900: Vereinigte Staaten 45
Frank Jarvis |
1904: Vereinigte Staaten 45
Archie Hahn |
Zwischenspiele 1906: Vereinigte Staaten 45
Archie Hahn |
1908: Vereinigtes Konigreich 1801
Reggie Walker |
1912: Vereinigte Staaten 48
Ralph Craig |
1920: Vereinigte Staaten 48
Charles Paddock |
1924: Vereinigtes Konigreich 1801
Harold Abrahams |
1928: Kanada 1868
Percy Williams |
1932: Vereinigte Staaten 48
Eddie Tolan |
1936: Vereinigte Staaten 48
Jesse Owens |
1948: Vereinigte Staaten 48
Harrison Dillard |
1952: Vereinigte Staaten 48
Lindy Remigino |
1956: Vereinigte Staaten 48
Bobby Morrow |
1960: Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch
Armin Hary |
1964: Vereinigte Staaten
Bob Hayes |
1968: Vereinigte Staaten
Jim Hines |
1972: Sowjetunion 1955
Walerij Borsow |
1976: Trinidad und Tobago
Hasely Crawford |
1980: Vereinigtes Konigreich
Allan Wells |
1984: Vereinigte Staaten
Carl Lewis |
1988: Vereinigte Staaten
Carl Lewis |
1992: Vereinigtes Konigreich
Linford Christie |
1996: Kanada
Donovan Bailey |
2000: Vereinigte Staaten
Maurice Greene |
2004: Vereinigte Staaten
Justin Gatlin |
2008: Jamaika
Usain Bolt |
2012: Jamaika
Usain Bolt |
2016: Jamaika
Usain Bolt |
2020: Italien
Marcell Jacobs
Liste der Olympiasieger in der Leichtathletik
1912: Jacobs, Macintosh, d’Arcy, Applegarth (Vereinigtes Konigreich 1801 GBR) |
1920: Paddock, Scholz, Murchison, Kirksey (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1924: Hussey, Clarke, Murchison, LeConey (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1928: Wykoff, Quinn, Borah, Russell (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1932: Kiesel, Toppino, Dyer, Wykoff (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1936: Owens, Metcalfe, Draper, Wykoff (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1948: Ewell, Wright, Dillard, Patton (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1952: Smith, Dillard, Remigino, Stanfield (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1956: Baker, King, Morrow, Murchison (Vereinigte Staaten 48
USA) |
1960: Cullmann, Hary, Mahlendorf, Lauer (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch
EUA) |
1964: Drayton, Ashworth, Stebbins, Hayes (Vereinigte Staaten
USA) |
1968: Greene, Pender, Smith, Hines (Vereinigte Staaten
USA) |
1972: Black, Taylor, Tinker, Hart (Vereinigte Staaten
USA) |
1976: Glance, Jones, Hampton, Riddick (Vereinigte Staaten
USA) |
1980: Murawjow, Sidorow, Aksinin, Prokofjew (Sowjetunion
URS) |
1984: Graddy, Brown, Smith, C. Lewis (Vereinigte Staaten
USA) |
1988: Bryshin, Krylow, Murawjow, Sawin (Sowjetunion
URS) |
1992: C. Lewis, Mitchell, Burrell, Marsh (Vereinigte Staaten
USA) |
1996: Esmie, Gilbert, Surin, Bailey (Kanada
CAN) |
2000: Drummond, Williams, B. Lewis, Greene (Vereinigte Staaten
USA) |
2004: Gardener, Campbell, Devonish, Lewis-Francis (Vereinigtes Konigreich
GBR) |
2008: Bledman, Burns, Callender, Thompson (Trinidad und Tobago
TRI) |
2012: Carter, Frater, Blake, Bolt (Jamaika
JAM) |
2016: Powell, Blake, Ashmeade, Bolt (Jamaika
JAM) |
2020: Patta, Jacobs, Desalu, Tortu (Italien
ITA)
Liste der Olympiasieger in der Leichtathletik
1985: Ben Johnson | 1987: Lee McRae | 1989: Andrés Simón | 1991: Andre Cason | 1993: Bruny Surin | 1995: Bruny Surin | 1997: Charalambos Papadias | 1999: Maurice Greene | 2001: Tim Harden | 2003: Justin Gatlin | 2004: Jason Gardener | 2006: Leonard Scott | 2008: Olusoji Fasuba | 2010: Dwain Chambers | 2012: Justin Gatlin | 2014: Richard Kilty | 2016: Trayvon Bromell | 2018: Christian Coleman | 2022: Marcell Jacobs
1934: Christiaan Berger | 1938: Martinus Osendarp | 1946: Jack Archer | 1950: Étienne Bally | 1954: Heinz Fütterer | 1958: Armin Hary | 1962: Claude Piquemal | 1966: Wiesław Maniak | 1969: Walerij Borsow | 1971: Walerij Borsow | 1974: Walerij Borsow | 1978: Pietro Mennea | 1982: Frank Emmelmann | 1986: Linford Christie | 1990: Linford Christie | 1994: Linford Christie | 1998: Darren Campbell | 2002: Francis Obikwelu | 2006: Francis Obikwelu | 2010: Christophe Lemaitre | 2012: Christophe Lemaitre | 2014: James Dasaolu | 2016: Churandy Martina | 2018: Zharnel Hughes | 2022: Marcell Jacobs
Europäische Hallenspiele
1966: Barrie Kelly |
1967: Pasquale Giannattasio |
1968: Jobst Hirscht |
1969: Zenon Nowosz
Halleneuropameisterschaften
1970: Walerij Borsow |
1971: Walerij Borsow |
1972: Walerij Borsow |
1973: Zenon Nowosz |
1974: Walerij Borsow |
1975: Walerij Borsow |
1976: Walerij Borsow |
1977: Walerij Borsow |
1978: Nikolai Kolesnikow |
1979: Marian Woronin |
1980: Marian Woronin |
1981: Marian Woronin |
1982: Marian Woronin |
1983: Stefano Tilli |
1984: Christian Haas |
1985: Mike McFarlane |
1986: Ronald Desruelles |
1987: Marian Woronin |
1988: Linford Christie |
1989: Andreas Berger |
1990: Linford Christie |
1992: Jason Livingston |
1994: Colin Jackson |
1996: Marc Blume |
1998: Angelos Pavlakakis |
2000: Jason Gardener |
2002: Jason Gardener |
2005: Jason Gardener |
2007: Jason Gardener |
2009: Dwain Chambers |
2011: Francis Obikwelu |
2013: Jimmy Vicaut |
2015: Richard Kilty |
2017: Richard Kilty |
2019: Ján Volko |
2021: Marcell Jacobs
Personendaten | |
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NAME | Jacobs, Marcell |
ALTERNATIVNAMEN | Jacobs Junior, Lamont Marcell (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Leichtathlet |
GEBURTSDATUM | 26. September 1994 |
GEBURTSORT | El Paso, Texas |