Rohan Dennis (* 28. Mai 1990 in Ashford) ist ein australischer Bahn- und Straßenradrennfahrer. Er wurde im Erwachsenenbereich sechsmal Weltmeister (Stand 2019) und war vom 8. Februar bis zum 2. Mai 2015 Halter des Stundenweltrekords.
Zu Beginn seiner Karriere widmete sich Dennis vor allem dem Bahnradsport. Er wurde 2006 australischer Meister im Einzelzeitfahren der Jugendklasse. Im folgenden Jahr wurde er nationaler Junioren-Bahnradmeister in der Mannschaftsverfolgung. Auf der Straße gewann er den Prolog bei den Casut-Cimolais 3 Giorni in Friuli. In der Saison 2008 wurde Dennis australischer Junioren-Bahnradmeister in der Einerverfolgung und im Punktefahren. Bei der Bahnrad-Weltmeisterschaft der Junioren gewann er die Silbermedaille in der Einer- und Gold in der Mannschaftsverfolgung. Außerdem war er beim Weltcup in Melbourne in der Mannschaftsverfolgung erfolgreich. Auf der Straße gewann er eine Etappe bei der Tour of the Murray River. 2010 und 2011 wurde Rohan Dennis Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung.
2013 unterschrieb Dennis einen Vertrag beim UCI ProTeam Garmin Sharp. Beim Critérium du Dauphiné 2013 wurde er beim Zeitfahren auf der vierten Etappe als Zweiter nur von Zeitfahrweltmeister Tony Martin geschlagen und sicherte sich damit das Gelbe Trikot des Gesamtführenden.[1] Im Jahr 2014 gewann er eine Etappe bei der Kalifornien-Rundfahrt. Im folgenden August wechselte er im Einvernehmen mit dem Garmin-Team zum BMC Racing Team, um wie zu Beginn seiner Straßenkarriere bei Garmin mit dem Sportlichen Leiter Allan Peiper zusammenarbeiten zu können.[2] Mit diesem Team gewann er bei den Straßenweltmeisterschaften 2014 den Titel im Mannschaftszeitfahren.
Zu Beginn des Jahres 2015 gewann Dennis auf dem Weg zu seinem Gesamtsieg bei der Tour Down Under auch die dritte Etappe und damit sein erstes Rennen der UCI WorldTour. Er verbesserte am 8. Februar 2015 den bis dahin von Matthias Brändle gehaltenen Stundenweltrekord im Velodrome Suisse von Grenchen auf 52,491 km.[3] Er blieb Weltrekordhalter bis zum 2. Mai 2015, als Alex Dowsett eine neue Bestmarke aufstellte.[4]
Dennis gewann die erste Etappe der Tour de France 2015, die als Einzelzeitfahren ausgetragen wurde. Er absolvierte den 13,8 Kilometer langen Kurs in Utrecht in 14:56 min und fuhr mit 55,446 km/h das schnellste Einzelzeitfahren der Tour-Geschichte.[5] Im selben Jahr gewann er zwei Etappen und die Gesamtwertung bei der USA Pro Challenge. Zudem konnte Dennis mit BMC den Weltmeistertitel im Mannschaftszeitfahren verteidigen, im Einzelzeitfahren wurde er nach einer Reifenpanne Sechster.[6]
Zum Start der Saison 2016 wurde Rohan Dennis zum ersten Mal australischer Zeitfahrmeister in der Elite. Bei den Olympischen Spielen in Rio verpasste er um acht Sekunden die Medaillenränge, nachdem auf den letzten 15 Kilometern sein Lenker brach.[7] Bei der Tour of Britain gewann er nach einer Attacke zwei Kilometer vor dem Ziel die siebte Halbetappe, nachdem er wenige Stunden zuvor im Zeitfahren Zweiter wurde und beendete die Rundfahrt schließlich auf Rang zwei. Bei der Eneco Tour gewann er sowohl das Einzelzeitfahren, verlor aber durch einen Sturz auf der letzten Etappe seine Führung in der Gesamtwertung.[8] Zum Ende der Saison wurde er bei den Weltmeisterschaften mit seinem Team Zweiter im Mannschaftszeitfahren und wurde wie im Vorjahr Sechster im Einzelzeitfahren.
Dennis startete in die Saison 2017 mit dem Ziel, sich zu einem Gesamtklassementsfahrer zu entwickeln.[9][10] Nachdem Dennis beim Giro d'Italia aufgrund eines Sturzes früh aufgeben musste, gewann der Australier bei der Tour de Suisse das Auftaktzeitfahren. Bei Tirenno-Adriatico gewann er mit seinem Team das Mannschaftszeitfahren, konnte in den Bergen seine Zeitverluste in Grenzen halten, und siegte auf dem abschließenden Zeitfahren, wodurch er seinen zweiten Rang im Gesamtklassement mit 25 Sekunden Rückstand auf Nairo Quintana verteidigte. Dennis bezeichnete diesen Erfolg als „großen Schritt, ein Grand Tour-Fahrer zu werden.“[11] Bei der Vuelta a España gewann er auf der ersten Etappe das Mannschaftszeitfahren und errang dadurch nach 2015 zum zweiten Mal die Führung in einer Grand Tour, gab sie jedoch am nächsten Tag wieder ab und musste vor dem Start der 16. Etappe die Rundfahrt aufgeben. Bei den Weltmeisterschaften stürzte Dennis im Zeitfahren, das er schließlich mit 1:37 Minuten Rückstand auf Tom Dumoulin beendete,[12] im Mannschaftszeitfahren errang er Silber.
2018 wurde der Dennis zum dritten Mal in Folge nationaler Zeitfahrmeister und gewann bei der Abu Dhabi Tour sowie bei Tirreno–Adriatico jeweils das Zeitfahren. Beim Giro d’Italia wurde er Zweiter des Auftaktzeitfahrens in Jerusalem mit zwei Sekunden Rückstand auf Zeitfahrweltmeister Tom Dumoulin. Auf der darauffolgenden Etappe fuhr er dann in das Rosa Trikot des Gesamtführenden, indem er sich beim Zwischensprint drei Bonussekunden sicherte, und trug es bis zur fünften Etappe. Er wurde somit der dritte Australier nach Bradley McGee und Cadel Evans, der bei allen Grand Tours das Gesamtklassement angeführt hat.[13] Darüber hinaus gewann Dennis das 34,2 km lange Zeitfahren auf der 16. Etappe mit 14 Sekunden Vorsprung auf Tony Martin. Schließlich beendete er die Rundfahrt auf Rang 16. Bei der Vuelta a España gewann Dennis mit sechs Sekunden Vorsprung auf Michał Kwiatkowski das Auftaktzeitfahren in Málaga, wodurch er somit bei allen Grand Tours eine Etappe gewonnen hat und wurde der 15. Fahrer in der Geschichte, der bei jeder Grand Tour im Zeitfahren triumphieren konnte.[14] Auch beim zweiten Zeitfahren der Rundfahrt siegte Dennis mit einem Abstand von 50 Sekunden auf Teamkollege Joey Rosskopf und verließ anschließend die Rundfahrt, um sich auf die Weltmeisterschaften in Innsbruck vorzubereiten.[15] Dort konnte er sich den Weltmeistertitel im 52,2 km langen Zeitfahren mit 1:21 Minuten Vorsprung auf Vorjahressieger Tom Dumoulin sichern.
Zur Saison 2019 wechselte Dennis zum Team Bahrain-Merida, mit dem er einen Zweijahresvertrag abschloss.[16] Er gewann das Auftaktzeitfahren der Tour de Suisse 2019. Die anschließende Tour de France 2019 gab er auf der 12. Etappe in der Verpflegungszone auf, ohne dass dafür ein Grund erkennbar war, was für medialen Wirbel sorgte.[17] Anschließend bestritt er mehrere Monate lang keine Rennen. Bei den UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2019 im englischen Yorkshire wiederholte er seinen Titelerfolg im Einzelzeitfahren aus dem Vorjahr. Er bestritt den Wettbewerb auf einem Zeitfahrrad des Herstellers BMC und nicht auf einem Modell des Teamsponsors Merida. Das Teammanagement gratulierte Dennis nicht zu seinem Erfolg und gab stattdessen anschließend bekannt, dass man den Vertrag etwa zwei Wochen zuvor bereits aufgelöst habe, wogegen Dennis den Schlichtungsausschuss der Union Cycliste Internationale angerufen habe.[18] Für die Saisons 2020 und 2021 unterschrieb Dennis einen Vertrag beim Team Ineos.[19] 2015 und 2018 wurde er Radsportler des Jahres in Australien.
Rohan Dennis ist liiert mit der ehemaligen Radrennfahrerin Melissa Hoskins.[20]
Grand Tour | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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![]() | – | – | – | – | DNF | 16 | – | 35 | – | – |
![]() | DNF | – | 101 | DNF | – | – | DNF | – | – | – |
![]() | – | 84 | – | – | DNF | DNF | – | – | – | 52 |
1994 Chris Boardman | 1995 Miguel Indurain | 1996 Alex Zülle | 1997 Laurent Jalabert | 1998 Abraham Olano | 1999 Jan Ullrich | 2000 Serhij Hontschar | 2001 Jan Ullrich | 2002 Santiago Botero | 2003–2005 Michael Rogers | 2006, 2007 Fabian Cancellara | 2008 Bert Grabsch | 2009, 2010 Fabian Cancellara | 2011–2013, 2016 Tony Martin | 2014 Bradley Wiggins | 2015 Wassil Kiryjenka | 2017 Tom Dumoulin | 2018, 2019 Rohan Dennis | 2020, 2021 Filippo Ganna
1993 Australien Aitken / O’Shannessey / Shearsby / O’Grady |
1994 Deutschland
Fulst / Bach / Lehmann / Hondo |
1995 Australien
B. McGee / O’Shannessey / R. McGee / O’Grady |
1996 Italien
Collinelli / Capelli / Citton / Trentini |
1997 Italien
Collinelli / Capelli / Citton / Benetton |
1998 Ukraine
Symonenko / Matwjejew / Fedenko / Pidhornyj |
1999 Deutschland
Fulst / Bartko / Becke / Lademann / Lehmann / Pollack |
2000 Deutschland
Fulst / Siedler / Becke / Lehmann |
2001 Ukraine
Symonenko / Tschernjawskyj / Fedenko / Polatajko |
2002 Australien
Dawson / Lancaster / Wooldridge / Roberts |
2003 Australien
Brown / Dawson / Lancaster / Wooldridge |
2004 Australien
Dawson / Hutchinson / Roberts / Wooldridge |
2005 Vereinigtes Konigreich
Cummings / Hayles / Manning / Newton |
2006 Australien
Dawson / Goss / Jamieson / Wooldridge |
2007, 2008 Vereinigtes Konigreich
Clancy / Thomas / Manning / Wiggins |
2009 Danemark
Jørgensen / Madsen / Mørkøv / Rasmussen |
2010 Australien
Bobridge / Dennis / Hepburn / Meyer |
2011 Australien
Bobridge / Dennis / Durbridge / Hepburn |
2012 Vereinigtes Konigreich
Burke / Clancy / Kennaugh / Tennant / Thomas |
2013 Australien
O’Shea / Edmondson / Hepburn / Morgan |
2014 Australien
Davison / O’Shea / Edmondson / Mulhern |
2015 Neuseeland
Bulling / Gough / Kennett / Frame / Ryan |
2016 Australien
Welsford / Hepburn / C. Scotson / M. Scotson / Porter / Davison |
2017 Australien
Welsford / Meyer / Porter / Yallouris / O’Brien / Wight |
2018 Vereinigtes Konigreich
Clancy / Emadi / Hayter / Tanfield |
2019 Australien
Welsford / O’Brien / Howard / Porter / Scott |
2020 Danemark
Hansen / Johansen / Madsen / Pedersen |
2020 Danemark
Bertazzo / Consonni / Ganna / Milan / Lamon
Frühere Ergebnisse siehe unter Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung (Amateure)
2012 Omega Pharma-Quick-Step (Boonen/Chavanel/Martin/Terpstra/Vandewalle/P. Velits) | 2013 Omega Pharma-Quick-Step (Chavanel/Kwiatkowski/Martin/Terpstra/Vandewalle/P. Velits) | 2014 BMC Racing Team (Dennis/Dillier/Oss/Quinziato/van Garderen/P. Velits) | 2015 BMC Racing Team (Dennis/Dillier/Küng/Oss/Phinney/Quinziato) | 2016 Etixx-Quick Step (Jungels/Kittel/Lampaert/Martin/Terpstra/Vermote) | 2017 Team Sunweb (Matthews/Andersen/Dumoulin/Oomen/Kämna/Kelderman) | 2018 Quick-Step Floors (Asgreen/De Plus/Jungels/Lampaert/Schachmann/Terpstra)
Personendaten | |
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NAME | Dennis, Rohan |
KURZBESCHREIBUNG | australischer Radrennfahrer |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1990 |
GEBURTSORT | Ashford |